Eines der größten Tourismusprojekte im Allgäu befindet sich auf der Zielgeraden. Zwischen der württembergischen Stadt Leutkirch und der Oberallgäuer Marktgemeinde Altusried soll ein Center-Parcs-Ferienpark entstehen. Die Eröffnung der 260 Millionen Euro teuren Anlage ist für 2018 geplant. Die Fläche des ehemaligen Munitionsdepots der Bundeswehr ist 184 Hektar groß – das sind 258 Fußballfelder oder fast das komplette Fürstentum Monaco.
Der Baubeginn ist für Oktober geplant. Davor müssen noch die Bunker und Baracken im südlich von Leutkirch gelegenen Ortsteil Urlau abgebaut werden. Der Beton wird als Fundament für die neuen Gebäude genutzt. In den kommenden Wochen ist eine Kampfmittelbeseitigungsfirma im Einsatz, um mögliche Munitionsrückstände zu entfernen.
Vorfreude auf "Center Parc" in Altusried und Leutkirch ist groß
Die Vorfreude auf den Ferienpark ist bei Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle groß – trotz der anstehenden Aufgaben. „Der Zeitplan bis zum Baubeginn im Oktober ist relativ eng“, sagt Henle. „Aber wir tun alles, damit er eingehalten wird.“
Für die Anbindung an das Straßen- und Abwassernetz müsse Leutkirch beispielsweise sorgen. Zudem sollen die Radwege ausgebaut werden. Dabei steht Henle in enger Verbindung mit seinem Amtskollegen Joachim Konrad aus Altusried, dessen Ortsteil Frauenzell an das Gelände grenzt. 82 Prozent des Areals befinden sich auf baden-württembergischer Seite, der Rest liegt auf bayerischem Gebiet. Beiden Kommunen winken Einnahmen durch Gewerbe- und Einkommensteuer.
„Absolut glücklich“ ist Altusrieds Bürgermeister Joachim Konrad über die Ansiedlung. Im Gemeindeteil Frauenzell sollen neue Wohnungen für die Center-Parcs-Mitarbeiter entstehen. Konrad hofft, dass durch den Ferienpark die Besucherzahlen bei den Altusrieder Kultureinrichtungen – der Freilichtbühne und dem Theaterkästle – steigen.
95,1 Prozent der Bürger befürworten "Center Parcs"
In Leutkirch genießt Henle seit Beginn der Planungen den Rückhalt der Bevölkerung. Das habe die Planungen für das Großprojekt enorm erleichtert. 2009 sprachen sich bei einem Bürgerentscheid 95,1 Prozent der stimmberechtigten Bürger für den Center Parc aus.
Die geplante Anlage hält Henle für „ein tolles Tourismus- und Entwicklungskonzept, das gerade Familien anspricht“. Die örtliche Wirtschaft soll durch Aufträge an Baufirmen und Handwerker profitieren. 450 neue Arbeitsplätze werden mit dem Ferienpark geschaffen, sagt Henle.
Der Standort bei Leutkirch biete „beste Voraussetzungen, was Größe, Natur und Anschließung betrifft“, sagte Sabine Huber, Sprecherin von Center Parcs Deutschland. Das Allgäu sei außerdem mit seiner touristischen Ausprägung und Landschaft der ideale Urlaubsstandort. Neben 750 Ferienhäusern mit je einer Fläche von circa 100 Quadratmetern entstehen auf dem Gelände ein tropisches Freizeitbad, Freizeitzentren sowie Restaurants.
Trotz der Neubauten soll der Großteil des Geländes nach den Plänen der Betreiber den Charakter eines Naherholungsgebietes haben – mit Seen, Bächen und einem Aussichtshügel. Das Budget von 260 Millionen Euro ist Huber zufolge doppelt so hoch wie für den 2013 eröffneten Park Bostalsee (Saarland).
Erster "Center Parc" in Süddeutschland
Das Hauptunternehmen, die französische Firma Pierre & Vacances, betreibt fünf Center Parcs in Deutschland, europaweit sind es 22. Die Anlage bei Leutkirch ist der erste Center Parc im süddeutschen Raum. Zum jetzigen Zeitpunkt sind keine weiteren geplant. Leutkirchs Oberbürgermeister Henle ist der Ansicht, dass das gesamte Allgäu von der neuen Anlage profitieren könne. „Die Erfahrungen von anderen Center Parcs zeigen, dass die Gäste die Umgebung erkunden wollen“, sagt Henle. Weitere Details zur Ferienanlage will er bei einer Bürgerinformation Anfang Mai bekannt geben.
Auch die Allgäu GmbH begrüßt das Großprojekt. „Es ist ein tolles Angebot, mit dem neue Zielgruppen zu uns kommen“, sagt Geschäftsführer Klaus Fischer. „So etwas gibt es in dieser Form allgäuweit nicht.“ Damit werde auch eine Lücke im touristischen Angebot geschlossen. Im neuen Center Parc sollen unter anderem Produkte aus der Region verkauft werden.