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CSU: Ilse Aigner steigt auf zur Kronprinzessin

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Ilse Aigner steigt auf zur Kronprinzessin

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    Ilse Aigner
    Ilse Aigner

    Was hatte sie sich im Vorfeld bemüht, die Phantasien zu zügeln. Stets freundlich, aber unermüdlich wies Ilse Aigner (46) alle Spekulationen zurück, sie müsse als Bundesministerin und als erste Frau an der Spitze des mächtigen CSU-Bezirksverbandes Oberbayern nun auch zwangsläufig das Ministerpräsidentenamt in Bayern ins Visier nehmen. Am Samstag beim CSU-Bezirksparteitag in Traunreut hatte sie es fast geschafft. Die Journalisten hörten auf, danach zu fragen. Unter den 393 Delegierten in der Halle herrschte (fast) ungetrübte Harmonie. Aigner erzielte mit 98,2 Prozent der Stimmen ein Traumergebnis. Doch dann kam Horst Seehofer.

    Schon draußen vor der Halle goss der CSU-Chef und Ministerpräsident mit der Begrüßung „Frau Ministerpräsidentin“ wieder Öl ins Feuer. Es folgte noch ein ziemlich wuchtiger Klaps auf den Rücken seiner hochgewachsenen Parteifreundin und eine Belehrung über die Kurzlebigkeit politischen Erfolgs. Noch vor einem halben Jahr, so Seehofer, sei die Bundesagrarministerin von Teilen der Presse als „ungeaignert“ abqualifiziert worden, jetzt sei sie wieder oben, in einem halben Jahr aber könne die Welt wieder ganz anders aussehen.

    Ilse Aigner folgt auf Siegfried Schneider

    Seehofer liebt es, seine Botschaften in Scherzen zu verstecken. Das bekam in Traunreut auch Aigners Vorgänger als CSU-Bezirkschef, Ex-Minister Siegfried Schneider zu spüren, der sich aus der Politik verabschiedet hat und in Kürze als Präsident zur Landeszentrale für Neue Medien wechselt. In seiner Rede sprach Seehofer ihn direkt an: „Du schaust jetzt so gut aus, wie du die ganze Zeit an meiner Seite in der Staatskanzlei nicht geblüht hast.“

    Vier Jahre lang stand Schneider an der Spitze der CSU in Oberbayern. Er hatte sich den Vorsitz mitten in der Krise um Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber gegen Thomas Goppel erkämpft. Das Urteil unter den Delegierten über seine Arbeit ist gespalten. Einige gestehen ihm zu, dass er den Verband nach der

    Einigkeit herrschte in Traunreut aber darüber, dass es mit Aigner nun wieder aufwärtsgehen wird. Sie kündigte in ihrer Rede an „offen, ehrlich und entschlossen“ zu Werke zu gehen. Sie machte klar, dass mit ihr nicht zu spaßen sein wird: „Ich kann auch unbequem und ekelhaft sein.“ Und sie sagte, dass sie es nicht als Kritik empfinde, wenn ihre bisherige Karriere als „geräuschlos“ beschrieben werde: „Lautsprecher gibt es genug.“

    Energiewende als Kernthema

    Als ihre wichtigsten Herausforderungen beschrieb Aigner zum einen die Energiewende. „Wir können es. Und wir können es besser als die anderen.“ Zum anderen will sie wieder mehr Oberbayern für eine Mitgliedschaft in der CSU gewinnen. Deren Zahl war nach Stoibers Sturz um rund zehn Prozent auf nur noch 40700 gesunken.

    Seehofer stärkte ihr vor den Delegierten den Rücken. Er geißelte die politischen Gegner, bezeichnete die Freien Wähler als „Wurmfortsatz der linken politischen Kräfte“. Und er schwärmte über die Geschlossenheit der CSU. Überall habe es 90-Prozent-Ergebnisse gegeben. Was Seehofer da noch nicht wusste: Sozialministerin Christine Haderthauer hatte nach Querelen mit der Jungen Union bei den Wahlen der Vize-Bezirkschefs für Oberbayern nur 72 Prozent bekommen. Und das wiederum gibt den Phantasien über Aigners künftige Rolle als „Kronprinzessin“ zusätzliche Nahrung.

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