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CSU-Generalsekretär: Das Dobrindt-Paradox: Sanfter Mann als Grobian

CSU-Generalsekretär

Das Dobrindt-Paradox: Sanfter Mann als Grobian

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    CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.
    CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.

    CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hat soeben den bisherigen Gipfel seiner Bekanntheit erklommen - Linken-Chef Klaus Ernst ernannte ihn zum "politischen Quartalsirren". Eine derart schöne Schmähung ist für einen CSU-Generalsekretär geradezu ein Adelsprädikat und dem Ansehen an der eigenen Basis eher förderlich als schädlich.

    Dobrindts Forderung fanden viele dämlich

    Der Auslöser von Ernsts Attacke war allerdings für Dobrindt ziemlich unerfreulich. Denn der CSU-General hatte ein Verbotsverfahren gegen die Linkspartei gefordert - eine Forderung, die auch viele CSU-Vorstandskollegen dämlich fanden. "Das war nix", meint ein Kollege aus der Parteispitze.

    Mit eigenen Parteimitgliedern aneinander geraten

    Es war auch keineswegs die erste Dobrindt-Aktion, die in der CSU-Parteispitze nicht gut ankam. Im Jahr 2010 hatte er sich auf die Grünen eingeschossen - und bezeichnete sie mal als "Protestsekte", mal als den "politischen Arm von Krawallmachern und Brandstiftern". Das war auch CSU-Kollegen etwas zu holzschnittartig. In der nicht enden wollenden Euro-Krise ist Dobrindt mehr als einmal mit den Europapolitikern seiner eigenen Partei böse aneinander geraten - weil er mit Äußerungen vorpreschte, die aus Brüsseler Sicht ziemlich europafeindlich klangen.

    Roth über Dobrindt: Ein netter Mensch

    Doch bedeutet das keineswegs, dass Dobrindt der grobe Klotz ist, als der er sich manchmal aufführt. Im persönlichen Umgang ist er ein freundlicher, umgänglicher und sogar zurückhaltender Mann - das genaue Gegenteil eines Cholerikers. "Ein richtiger Brummelbär", scherzt ein Mitglied der Parteispitze. Sogar die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sagte zu Zeiten verschärften Dobrindt-Feuers einmal, der CSU-Generalsekretär sei im persönlichen Umgang ein netter Mensch. Dobrindt ist auch CSU-intern nie durch aggressives Streben an die Spitze aufgefallen. Er wird nicht zur Schar potenzieller Kronprinzen und -prinzessinnen gezählt, die sich um die Nachfolge von Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer balgen werden.

    Dobrindts großer Fleiß

    In der CSU wird Dobrindt allgemein großer Fleiß bescheinigt, an der Organisation der Parteiverwaltung werde nicht gemeckert, sagen mehrere Vorständler übereinstimmend. In seinem Verhältnis zu Seehofer ist Dobrindt mustergültig loyal. "Da ist eigentlich sogar größere Loyalität nötig als in einer Ehe", scherzt ein Kabinettsmitglied. "Wenn es in einer Ehe nicht so klappt, können Sie immer noch zur Mediation gehen. Aber bei Parteivorsitzendem und Generalsekretär geht das nicht, das muss hundertprozentig stimmen."

    Seehofer zeichnet sich durch eine ziemlich raumgreifende Persönlichkeit aus. Er ist nicht nur Parteivorsitzender, sondern eigentlich auch sein eigener Generalsekretär, sein eigener Pressesprecher und "manchmal sogar sein eigener Gegner", wie ein CSU-Politiker witzelt. Die "FAZ" ernannte Dobrindt deswegen zum "Sekretär des Generalvorsitzenden".

    Seehofer startet in der Regel seine medialen Offensiven selbst. Will Dobrindt überhaupt auffallen, bleibt ihm nur die Option, mit besonders markigen Worten Positionen am Rande zu besetzen. Auch im Umgang mit seinen Untergebenen ist Dobrindt nach Angaben aus Parteikreisen mustergültig höflich und freundlich - kein Geschrei, keine Wutanfälle. Die Holzereien sind ihm im Grunde völlig wesensfremd. Und das ist das Dobrindt-Paradox: Der Generalsekretär schießt bei seinen Attacken keineswegs manchmal über das Ziel hinaus, weil er ein unsensibler Grobian wäre - sondern eben weil er es nicht ist. "Unauthentisches Verhalten geht in der Regel schief", sagt ein Vorstandsmitglied. dpa/AZ

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