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CSU: Die Heimkehr der Ilse Aigner

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Die Heimkehr der Ilse Aigner

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    Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) begrüßt den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) am  in München (Bayern) bei der Eröffnung des 125. Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfestes mit einer Umarmung.
    Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) begrüßt den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) am in München (Bayern) bei der Eröffnung des 125. Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfestes mit einer Umarmung. Foto: Marc Müller/dpa

    Der Parteivorsitzende strahlt, die Bundeslandwirtschaftsministerin strahlt. Dann umarmt CSU-Chef Horst Seehofer Ilse Aigner in einem voll besetzten Bierzelt so innig, als habe er nicht eine Parteifreundin vor sich, sondern seine Lieblingscousine. Anschließend hat Seehofer noch größeren Grund zur Freude. Denn Aigner sichert bei der Eröffnung des Zentral-Landwirtschaftsfests auf der Münchner Theresienwiese Seehofer vor mehreren tausend Menschen ihre Loyalität zu: „Du stehst unangefochten an der Spitze des Freistaats Bayern und du wirst uns erfolgreich in die Zukunft führen.“ Seehofer lächelt auf seiner Bierbank in der ersten Reihe so versonnen in sich hinein, wie das in einem Bierzelt nur möglich ist.

    Eine „völlig überraschende Liebeserklärung“

    Vor einer Woche hat Seehofer Aigners Rückkehr aus Berlin in die bayerische Landespolitik angekündigt, damit sie im Landtagswahlkampf 2013 das Debakel von 2008 wettmachen hilft. Doch da Aigner gleichzeitig Chefin des größten CSU-Bezirksverbands in Oberbayern ist, löste das sofort Spekulationen aus, Aigner sei bereits als Nachfolgerin auserkoren.

    Es ist Aigners erster großer Auftritt in der Landeshauptstadt seit Seehofers Ankündigung – und sie demonstriert dem Parteivorsitzenden öffentlich vor großem Publikum, dass sie seine Führung anerkennen will. „Ich danke Ilse Aigner für die mich völlig überraschende Liebeserklärung“, witzelt Seehofer anschließend.

    Aigners angekündigte Rückkehr in die Landespolitik hat vor allem in ihrer Heimat im südlichen Oberbayern fast euphorische Reaktionen in der Partei ausgelöst.  Denn Aigner wirkt wie die personifizierte Verkörperung bayerischen Charmes – unkompliziert, geradeheraus, freundlich. Aigner redet Mundart und nicht Politikerphrasen, vermittelt beinahe jedem Herzlichkeit und Wärme. Auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) absolviert sie einen langen, harten Tag, ohne dass ihr das anzumerken wäre. Dabei können Agrarmessen im Wortsinn auf den Magen schlagen: An jedem Stand muss Aigner eine neue Spezialität kosten. Brot, Käse, Wein, Obst, Fleisch, Fisch, Käse, Süßes, Salziges, Saures; alles durcheinander. „Sie ist einfach eine, die mitten im Volk ist“, schwärmt Jakob Kreidl, bayerischer Landkreispräsident sowie Landrat und CSU-Kreischef in Aigners künftigem Stimmkreis Miesbach.

    Eine ihrer Stärken ist Freundlichkeit

    Aigners Freundlichkeit ist eine ihrer größten Stärken. Der frühere Bauernpräsident Gerd Sonnleitner wird auf dem ZLF von ihr geehrt und verrät, wie schwer er es bei Konflikten hatte, sich durchzusetzen: „Sie lächelt immer alles weg. Da meinen die Leute immer, ich hab unrecht.“

    Doch eine Vorentscheidung für die Zukunft sei mit Aigners Rückkehr nicht verbunden, sagen Landkreispräsident Kreidl und viele andere Mitglieder der CSU-Spitze übereinstimmend. Andere Parteifreunde verweisen auf ihre Schwächen: Von Aigner kämen wenig inhaltliche Anstöße, keine Zukunftsideen. In der Parteispitze äußern mehrere sogar die Vermutung, dass Seehofer von Aigners Heimholung noch in ganz anderer Hinsicht profitieren könnte: Die unangefochtene Position des Parteichefs basiert unter anderem darauf, dass er die Schar der Thronfolger im fein austarierten Gleichgewicht hält, sodass sie sich gegenseitig blockieren.

    Aigner jedenfalls beschließt ihren langen Samstag auf der Theresienwiese fröhlich im „Winzerer Fähndl“-Zelt auf der Wiesn. Die langjährigen Oktoberfest-Hits liefern schon mal seelischen Trost für schlechtere Zeiten: „Hölle Hölle Hölle Hölle“ und „I will survive“.

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