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CSU-Bezirksparteitag: Ilse Aigner und die Macht der CSU in Oberbayern

CSU-Bezirksparteitag

Ilse Aigner und die Macht der CSU in Oberbayern

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    Ilse Aigner will Horst Seehofer nachfolgen. Der oberbayerische CSU-Bezirksverband stärkte Aigner mit einem klaren Votum.
    Ilse Aigner will Horst Seehofer nachfolgen. Der oberbayerische CSU-Bezirksverband stärkte Aigner mit einem klaren Votum. Foto: Stefan Puchner/dpa

    Sie hören ihr nicht zu, aber sie wählen sie. Als Wirtschaftsministerin Ilse Aigner am Samstag beim Bezirksparteitag der CSU-Oberbayern ihren Rechenschaftsbericht abgibt, herrscht eine fast respektlose Geräuschkulisse. Viele der knapp 400 Delegierten unterhalten sich im Waitzinger Keller von Miesbach, andere kauen ihre Weißwürste. Nur vereinzelt gibt es mahnende Worte zu mehr Ruhe.

    Aigner wird mit 96,3 Prozent wiedergewählt

    Doch als es darum geht, die Bezirksvorsitzende im Amt zu bestätigen, stehen die Parteifreunde geschlossen hinter Aigner. Mit dem Traumergebnis von 96,3 Prozent wird die 50-Jährige im Amt bestätigt - ein Votum, mit dem sie im parteiinternen Wettbewerb um die Nachfolge von Ministerpräsident Horst Seehofer mehr als nur im Rennen bleibt. Der Parteichef will bekanntlich in drei Jahren seine Posten räumen.

    "Super super", diktiert Seehofer Journalisten zu Aigners Wahlergebnis in die Notizblöcke. Und macht eine Rechnung auf: Zu Parteitagen der wesentlich kleineren CSU-Bezirksverbände - es gibt zehn in Bayern - würden oft keine 100 Delegierten entsandt. "Dies aber ist der größte Parteitag", betont Seehofer die Bedeutung des 96-Prozent-Ergebnisses.

    "Wenn der Spitzenkandidat aus Oberbayern kommt, ist das Ergebnis besser"

     Die Macht des mitgliederstärksten CSU-Bezirksverbandes ist das Pfund, mit dem Aigner im Rennen um Seehofers Erbe gegen ihren schärfsten Konkurrenten, den aus Franken kommenden Finanzminister Markus Söder, wuchern will. "Wenn der Spitzenkandidat aus Oberbayern kommt, ist das Ergebnis besser", ruft Aigner den Delegierten zu, die bei diesem Satz ausnahmsweise einmal zuhören und klatschen.

    Zwar ist der Satz aus ihrem Munde nicht neu, aber sie bezieht ihn dieses Mal unmissverständlich auf ihre Person - will heißen: Wenn die CSU die Landtagswahlen 2018 gewinnen will, muss sie mich, die Oberbayerin Aigner, zur Spitzenkandidatin machen. Zum Beweis für ihre These führt sie dann auch noch den Oberbayern Seehofer an.

    Der Parteichef aus Ingolstadt - er spricht unmittelbar nach Aigner - nimmt den Ball gerne auf. "In Oberbayern werden die Wahlen gewonnen", sagt er. Zwar sei der CSU jeder Bezirksverband wichtig, aber der aus Oberbayern eben doch am wichtigsten, streichelt er die Delegiertenseele. Und listet anschließend auf, wie viele Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister die CSU in Oberbayern stellt.

    Seehofer: "Ich kann mich blind auf Dich verlassen, Ilse"

    Erst am Schluss seiner gut einstündigen Rede kommt er auf "die Ilse" zu sprechen. Zuvor hat er die Politik der griechischen Regierung im Schuldenstreit zirkusreif genannt und erneut den Asylmissbrauch durch Flüchtlinge aus dem Westbalkan angeprangert. Nun lobt er Aigner als Mannschaftsspielerin. "Die Ilse ist eine grundehrliche

    Sachlichkeit honorieren die Delegierten auch bei der Wahl von Staatskanzleichef Marcel Huber als einer von vier Vizechefs der Oberbayern-CSU. Der lieber im Stillen arbeitende Tierarzt und Feuerwehrmann Huber bekommt mit 98,9 Prozent noch mehr Stimmen als Aigner und löst als Vize Christine Haderthauer ab, die über die Modellautoaffäre gestürzt war.

    Bundesverkehrsminister Dobrindt bekommt nur 88,3 Prozent

    Einen Dämpfer muss wie schon vor zwei Jahren Alexander Dobrindt einstecken. Obwohl Seehofer ihm eigens noch den Rücken im Kampf um die Durchsetzung der Pkw-Maut gegen die Bedenken der Europäischen Kommission gestärkt hatte, bekommt der Bundesverkehrsminister nur 88,3 Prozent - immerhin ein leichter Zuwachs. Vor zwei Jahren hatte er lediglich 86,9 Prozent erzielt. Als weitere Bezirksvize bestätigt werden die Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (96,3 Prozent) und der Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer (94,1).

    Am Ende verlässt eine zufriedene Ilse Aigner den Bezirksparteitag. Sie hat erneut ein Ergebnis deutlich über 90 Prozent geholt. Und dass der Franke Söder vor zwei Wochen bei seiner Wiederwahl als Chef des CSU-Bezirks Nürnberg-Fürth-Schwabach 98 Prozent erreichte, interessiert Aigner und die Delegierten an diesem Tag kaum. Sie vertrauen auf die Größe ihres Bezirksverbandes. dpa/lby/AZ

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