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Bundeswehr: Der Traum vom Cockpit: Gabriel wird Jetpilot - auch ohne Abitur

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Der Traum vom Cockpit: Gabriel wird Jetpilot - auch ohne Abitur

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    Fähnrich Gabriel ist seinem Traum vom Jetfliegen ganz nahe. Der gelernte Schreiner aus Altenmünster im Landkreis Augsburg wird zum Kampfflugzeugführer bei der Bundeswehr ausgebildet.
    Fähnrich Gabriel ist seinem Traum vom Jetfliegen ganz nahe. Der gelernte Schreiner aus Altenmünster im Landkreis Augsburg wird zum Kampfflugzeugführer bei der Bundeswehr ausgebildet. Foto: Andreas Dengler

    Der Fliegerhorst in Neuburg-Zell scheint wie leer gefegt. Doch schon in ein paar Stunden wird sich das ändern. Für den frühen Nachmittag seien Patrouillenflüge mit zwei Eurofighter-Jets geplant, sagt Fähnrich Gabriel. Er wird aber noch am Boden bleiben, wenn seine Kollegen in den Septemberhimmel starten. Gabriel, dessen Nachname aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht werden darf, ist ein Quereinsteiger. Der 24-jährige Schreiner aus Altenmünster im Landkreis Augsburg wird Kampfflugzeugführer. Vor ein paar Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, ohne Abitur einen solchen Ausbildungsplatz zu erhalten.

    Dem Traum seiner Kindheit ist der junge Mann schon greifbar nahe. Seit September 2018 ist er bei der Luftwaffe. In wenigen Tagen wird er die praktische Ausbildung in den USA beginnen. Bis Gabriel alleine in ein Cockpit steigen und mit einem Eurofighter abheben darf, wird es noch knapp zwei Jahre dauern. Dass er nach der Ausbildung zur Elite der Luftwaffe gehört, hat er einem Strategiewechsel der Bundeswehr zu verdanken.

    Talent geht bei der Bewerbung zum Jetpiloten vor Abitur

    Seit 2017 sei es zumindest in der Theorie möglich, dass Anwärter auch ohne Abitur eine Jetpilotenausbildung beginnen, sagt Oberstleutnant Matthias Boehnke vom Presse- und Informationszentrum der Luftwaffe in Berlin. In diesem Jahr ist Gabriel der einzige Anwärter ohne Hochschulreife. "Ein Abitur ist kein Garant, dass der Bewerber ein guter Jetpilot wird", erklärt Boehnke das Umdenken. Durch die Lockerung werden keine talentierten Bewerber mehr ausgeschlossen. In den Anfängen der Bundeswehr war das Abitur für das Jetfliegen nicht verpflichtend, in den 60er Jahren änderte sich dies und der Schulabschluss wurde zum strengen Auswahlkriterium.

    Eine Hürde, an der auch Gabriel beinahe gescheitert wäre. Er absolvierte nach seinem Realschulabschluss eine Ausbildung zum Schreiner. Seinen Traumberuf, Jetpilot zu werden, hat er aber nie ganz aufgegeben. Während der Lehrzeit stillte er die Sehnsucht nach dem Fliegen mit kurzen Videos im Netz. "Ich war überzeugt, man braucht ein Einser-Abitur, um Jetpilot zu werden", sagt Gabriel. Inzwischen weiß er, dass fliegerisches Talent nichts mit einem bestimmten Schulabschluss zu tun hat. Nach der Schreinerlehre begann er an einer privaten Flugschule in Österreich die Ausbildung zum Linienpiloten. Ein Kompromiss – statt Jets sollten es Linienflieger werden.

    Auf dem Nato-Flugplatz in Neuburg-Zell machen die Pilotenanwärter der Bundeswehr Probeflüge.
    Auf dem Nato-Flugplatz in Neuburg-Zell machen die Pilotenanwärter der Bundeswehr Probeflüge. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Um sich die teuren Flugstunden zu finanzieren, arbeitete Gabriel als Feuerwehrmann und Ramp Agent am Salzburger Flughafen. Immer nah am Geschehen und nah an den Flugzeugen. Kurz vor den Abschlussprüfungen bewarb sich Gabriel bei mehreren Fluggesellschaften. Auch an die Bundeswehr schickte er eine Bewerbung. Seine erste Bewerbung an die Luftwaffe wurde allerdings abgelehnt.

    Wichtige Eigenschaften bei Piloten sind räumliches Vorstellungsvermögen, Multitasking, Priorisierung

    Der Plan B, für eine Airline zu fliegen, wurde wieder zu Gabriels Plan A. Doch dann kam ein Schreiben von der Bundeswehr. Gabriel wurde zum mehrtägigen Auswahlverfahren nach Köln und Fürstenfeldbruck eingeladen. Gabriels Ergebnisse dort waren gut, aber ob er wirklich ohne Abitur Kampfflugzeugpilot werden könne, war noch immer nicht klar. Vier Wochen später kam die Zusage aus Berlin. Oberstleutnant Ken Launus von der Bundeswehr Universität in München beschreibt den beruflichen Werdegang von Gabriel als außergewöhnlich, aber nicht überraschend. Seit 2005 bildet Launus angehende Kampfjetpiloten aus und weiß, dass ein Abitur nicht entscheidend ist. Räumliches Vorstellungsvermögen, Multitasking und Priorisierung seien wichtige Eigenschaften, erklärt der Oberstleutnant. Genau diese bringt Gabriel mit.

    Anfang September hatte Gabriel seinen vorerst letzten Tag im Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg. Nach drei Monaten in der US-amerikanischen Stadt Goodyear in Arizona und einem Jahr in Sheppard in Texas wird er in Rostock weiter geschult. Im Jahr 2023 wird Gabriel die Ausbildung abgeschlossen haben. Und wer weiß, vielleicht kehrt er dann zurück an den Neuburger Stützpunkt, um dort selbst zum Patrouillenflug abzuheben.

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