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Bundestagswahl 2021: Die CSU rückt nach der Wahl von Armin Laschet ab

Bundestagswahl 2021

Die CSU rückt nach der Wahl von Armin Laschet ab

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    Söder machte im Wahlkampf keinen Hehl daraus, dass er sich für den besseren Kandidaten hielt.
    Söder machte im Wahlkampf keinen Hehl daraus, dass er sich für den besseren Kandidaten hielt. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Die CSU geht deutlich auf Distanz zu Armin Laschet. Wie CSU-Chef Markus Söder am Montag im Parteivorstand sagte, könne die Union mit diesem Wahlergebnis keinen Anspruch mehr erheben, die nächste Bundesregierung zu stellen. Er sprach nur noch von einem "Angebot", stellte aber klar, dass es kein "Anbiedern um jeden Preis" bei Grünen und FDP geben werde. Am Wahlabend hatte sich Söder noch klar an Laschets Seite gestellt. Da aber lagen Union und SPD in den Hochrechnungen noch enger beieinander.

    In der Sitzung des CSU-Vorstands wurde nach Angaben von Teilnehmern zum Teil scharfe Kritik am gemeinsamen Kanzlerkandidaten von CDU und CSU geübt. Laschet und die CDU seien viel zu spät in einen richtigen Wahlkampf eingestiegen und hätten sich zudem zu lange um klare thematische Aussagen gedrückt. Dass Laschet bereits morgen in der Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion das Heft des Handelns aus der Hand genommen wird, sei nicht auszuschließen, hieß es aus dem CSU-Vorstand. "Das wird alles schwierig, schon allein die Wahl zum Fraktionsvorsitzenden", berichtete ein Teilnehmer der CSU-Vorstandssitzung. Ob es zu einer direkten Konfrontation kommt, sei aber im Moment noch offen, hieß es von anderer Seite. Unklar sei vor allem, wie die CDU-Abgeordneten mit ihrem Parteichef umgehen werden.

    Dobrindt kritisiert Schwächen der CDU im Wahlkampf

    Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte in der Vorstandssitzung am Montag nach Teilnehmerangaben, es habe bei der CDU Schwächen bei Kurs, Kampagne und beim Kandidaten gegeben. Bayerns Junge-Union-Chef Christian Doleschal erklärte demnach, man müsse ehrlich analysieren, dass die Union diese Wahl nicht gewonnen habe. Der Kandidat sei hierbei als Erstes zu nennen: Dieser habe bis zum Wahltag jedes Fettnäpfchen mitgenommen, das es gegeben habe.

    Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber sprach intern demnach von einem bitteren Ergebnis für die Union – und erinnerte daran, dass CSU-Chef Markus Söder im Frühjahr das Angebot gemacht hatte, selbst Kanzlerkandidat zu werden. Und mit ihm hätte die Union viel, viel besser abgeschnitten.

    In der CSU gibt es allerdings auch deutliche Signale von Selbstkritik. Der Augsburger CSU-Bezirksvorsitzende Volker Ullrich sagte unserer Redaktion: "Das Ergebnis ist enttäuschend. Auch ich persönlich hätte mir mehr erhofft. Knapp über 24 Prozent können nicht unser Anspruch als Volkspartei sein." Und weiter: "Auch wenn das Ergebnis in Bayern noch besser ausgefallen ist, sollte uns das schon sehr zu denken geben. Haben wir bei unserer Wahlkampagne zu wenig auf die Menschen geachtet, die unsere Gesellschaft ausmachen: Erzieher, Krankenschwestern und Handwerker? Vermutlich haben wir zu spät erkannt, dass eine christliche Partei neben wirtschaftlicher Stärke, innerer Sicherheit und Europa- und Außenpolitik vor allem auch soziale Themen in den Mittelpunkt stellen muss." Hier brauche die CSU klare Antworten, wenn sie als Volkspartei bestehen wolle, sagte Ullrich.

    Auch in der CDU bekommt Laschet Gegenwind für seine Ankündigung, ein Jamaika-Bündnis schmieden zu wollen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer kritisierte das Verhalten der Unionsspitze am Wahlabend. Das Ergebnis sei ein Erdbeben gewesen und habe eine ganz klare Wechselstimmung gegen die CDU gezeigt. Das müsse man sich ganz klar eingestehen. Ihm erschließe sich deshalb die Haltung im Adenauer-Haus nicht, von einem Regierungsauftrag zu sprechen, sagte Kretschmer. Diese Linie liege genau auf dem bisherigen Kurs, der zum Absturz der Union geführt habe, und sei nicht zukunftsfähig.

    Noch deutlicher wurde Ellen Demuth. Sie gilt als Vertraute von Norbert Röttgen, der gegen Laschet im Kampf um den CDU-Vorsitz verloren hatte. Nun fordert die den Parteichef via Twitter zum Rücktritt auf. "Ich wünschte, dieser Tweet wäre überflüssig. Ich wünschte, es gäbe eine Selbsterkenntnis. Nach der bedenklichen PK eben bleibt mir leider nur zu sagen: Armin Laschet, Sie haben verloren. Bitte haben Sie Einsicht. Wenden Sie weiteren Schaden von von der CDU ab und treten Sie zurück."

    Fraktionsvize Carsten Linnemann haderte mit der Entwicklung der Union in den vergangenen Jahren. "Wir haben bereits bei der Niederlage 2017 gesagt, dass wir aufbereiten wollen. Das ist bis heute nicht passiert. Deswegen ist meine Sorge, dass wir das wieder auf die lange Bank schieben. Das war ein Schlag in die Magengrube. Und das muss natürlich auch für unsere Partei Konsequenzen haben: Wie sind wir inhaltlich aufgestellt, haben wir genug Profil?" (mit dpa)

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