Die Überraschung, die CSU-Chef Horst Seehofer präsentierte, heißt Gerda Hasselfeldt und ist 60 Jahre alt. Ihr Wahl am Montagabend gilt als sicher. Die ehemalige Bundesgesundheits- und Bundesbauministerin, die 20 Jahre in der ersten Reihe der Politik tätig war, hat ihre Rückkehr nach Berlin Karl-Theodor zu Guttenberg zu verdanken. Dessen Rücktritt wegen der Plagiatsaffäre hatte eine Kabinettsrochade ausgelöst. Und als der bisherige Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich Bundesinnenminister wurde, hatte die CSU plötzlich ein Personalproblem.
Doch den Christsozialen hätte gar eine Zerreißprobe gedroht, weil unter anderem Generalsekretär Alexander Dobrindt, der parlamentarische Geschäftsführer Stefan Müller und Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt um den Vorsitz über die 45 Bundestagsabgeordneten konkurrierten.
Weil sich Hasselfeldt aus eigenem Antrieb vermutlich nicht zur Verfügung gestellt habe, sollen einige CSUler die 60-Jährige regelrecht bekniet haben, den Postn zu übernehmen, um einen womöglich einen andauernden Streit unter den Christsozialen zu verhindern.
Gerda Hasselfeldt ist seit2005 Bundestags-Vizepräsidentin und war in der Legislaturperiode davor stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion. Doch die für Aufsehen sorgenden politischen Initiativen überließ Hasselfeldt schon seit längerem anderen - nun wird sie wieder deutlich stärker gefordert sein, das Wort zu erheben. Sie wurde wurde am 7. Juli 1950 im niederbayerischen Straubing geboren. Sie lebt schon seit Längerem im Landkreis Fürstenfeldbruck, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die 60-Jährige hat fünf Geschwister und arbeitete schon jung im Betrieg der Eltern mit. Schon der Vater war CSU-Mitglied, mit 19 trat Hasselfeldt der Partie bei. Über die Junge Union kam sie zur Frauen-Union. Deren Landesvorsitzende wurde sie 1991. Da saß sie schon vier Jahre im Bundestag - nächstes Jahr kann Hasselfeldt Silberjubiläum als Bundestagsabgeordnete feiern.
1989 berief Helmut Kohl sie im Zuge einer Kabinettsumbildung zur Ministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau berief. Nach der Bundestagswahl 1990 wurde sie Gesundheitsministerin. Doch nach nur zwei Jahren und einigen erfolglosen Kämpfen um Reformen trat sie 1992 ermattet zurück.
Die "Zeit" urteilte damals, Hasselfeldt gehe, ohne Wesentliches zu hinterlassen. "Es bleibt nur der sympathische Eindruck, dass sie nicht an ihrem zu großen Stuhl kleben blieb." Ihr Nachfolger war Horst Seehofer. afp