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Bundesfinale "Jugend forscht": Schwestern aus Stadtbergen gewinnen mit Diabetes-App das Finale

Bundesfinale "Jugend forscht"

Schwestern aus Stadtbergen gewinnen mit Diabetes-App das Finale

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    Sara-Luisa (rechts) und Anja-Sophia Reh entwickelten eine App für Diabetes-Patienten – und holten damit den ersten Platz im Bereich Biologie.
    Sara-Luisa (rechts) und Anja-Sophia Reh entwickelten eine App für Diabetes-Patienten – und holten damit den ersten Platz im Bereich Biologie. Foto: Stiftung Jugend forscht

    Vor etwa einem Jahr traten die Beschwerden plötzlich auf. „Ich bekam Konzentrationsprobleme und war krankheitsanfällig“, erinnert sich Anja-Sophia Reh aus Stadtbergen (Kreis Augsburg). Bis dahin hatte die Gymnasiastin ihren Diabetes gut im Griff. Mit drei Jahren war die Zuckerkrankheit bei ihr diagnostiziert worden. Sie war es gewohnt, ihren Blutzuckerspiegel alle zwei Stunden zu messen. Für die Versorgung mit dem Botenstoff Insulin, den ihre Bauchspeicheldrüse nicht eigenständig herstellt, sorgt eine Insulinpumpe, die die 14-Jährige am Körper trägt.

    400.000 Menschen in Deutschland leiden an Diabetes Typ 1, der vor allem im Kinder- und Jugendalter entdeckt wird: eine Autoimmunerkrankung, die dafür verantwortlich ist, dass lebenswichtiger Zucker nicht mehr aus dem Blut in die Zellen gelangt. Weitaus weiter verbreitet ist Diabetes Typ 2. Sieben Millionen Menschen in

    Als bei Anja-Sophia die ersten Beschwerden auftraten, war ihre zwei Jahre ältere Schwester Sara-Luisa bereits „Jugend forscht“-erfahren. In der sechsten Klasse hatte das Augsburger Maria Stern Gymnasium einen Kurs für den naturwissenschaftlich-technischen Wettbewerb angeboten und die Schülerin infiziert. Beim Regionalwettbewerb, den unsere Zeitung gemeinsam mit MAN Turbo & Diesel ausrichtet, war sie mehrfach dabei.

    Schnell stießen die beiden auf den Menstruationszyklus

    Jetzt hatte die heute 16-Jährige eine zusätzliche Motivation. Ohne Unterstützung durch einen Betreuungslehrer machten sich die Schwestern daran zu untersuchen, was für Anja-Sophias Probleme verantwortlich ist. Schnell stießen die beiden auf den Menstruationszyklus, dessen Verbindung zur Zuckerkrankheit bislang nur rudimentär untersucht ist. „Ich glaube, viele Biologen haben Angst vor Mathe“, vermutet Sara-Luisa, Einser-Schülerin nicht nur in diesem Fach. Sie suchte nach einer Formel, die einen Bezug zwischen Tagesinsulin und dem Blutzuckerspiegel herstellen sollte - unter Berücksichtigung des Menstruationszyklus.

    Die zuckerkranke Anja-Sophia sammelte Unmengen an Daten als Grundlage für die Berechnungen – und Sara-Luisa tüftelte an der mathematischen Grundlage. Die 16-Jährige entwickelte die Formel i = v + (b-z) * 1/s *a. „Das war die schwierigste. Die anderen waren einfacher“, sagt sie und deutet auf zehnmal solange Aneinanderreihungen von Buchstaben und Zahlen. Jetzt schien alles fast von selbst zu gehen, wie Sara-Luisas unbekümmerter Plauderton vermuten lässt: Die Schwestern programmierten eine App, die tagesaktuell den Insulinbedarf berechnet. Sie wurden Regionalsieger in Augsburg und Landessieger in München. Sie erhielten Anfragen von Forschungsgruppen und Hochschulen, die sie auf Vorträge einluden - als Referentinnen. Zuckerkranke Frauen kamen mit Fragen auf die Mädchen zu. Die App ist inzwischen patentiert, wann sie downloadfähig sein wird, hängt noch von rechtlichen Fragen ab.

    Gestern krönten die beiden Jungforscherinnen ihre bisherige Karriere mit dem Sieg beim Bundesfinale von „Jugend forscht“. Die Jury beeindruckte vor allem die Eigeninitiative der Gymnasiastinnen. „Die Jury hier hat uns teilweise Fragen gestellt, die wir gar nicht beantworten konnten“, hatte Sara-Luisa noch vor der Preisverleihung gezweifelt. Doch offenbar wussten die Schwestern genug, um als Deutschlands beste Nachwuchs-Biologinnen ausgezeichnet zu werden. Und wie geht es weiter? Selbstredend wollen beide Mädchen Medizin studieren.

    Ein Leben für die Wissenschaft? Sara-Luisa und Anja-Sophia schütteln die Köpfe. Beide spielen zwei bis drei Instrumente, trainieren Leichtathletik, gehen ins Ballett oder zum Turnen. Gibt es etwas, das sie nicht können? Sara-Luisa denkt nach: „Ich bewundere Menschen, die richtig gut malen können.“

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