Katholisch und cool - passt das zusammen? Elisabeth Prinzessin von Thurn und Taxis meint, ja. Die 27-jährige Tochter von Fürstin Gloria wirbt in ihrem ersten Buch "Fromm!" (das Nachwort schrieb Prälat Wilhelm Imkamp, Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild) für die katholische Kirche. Die in London lebende Journalistin stellt darin vor, wie sie ihren Glauben mit allen Sinnen erlebt und schwärmt vom Beichten, von Heiligen und vom Rosenkranzbeten.
Haben Sie heute schon gebetet?
Elisabeth von Thurn und Taxis: Ja, klar. Heute Morgen. Ich habe das Beten morgens und abends in meinen Alltag als eine Art Ritual eingebaut.
Was war denn die Initialzündung für Ihr Buch?
von Thurn und Taxis: Ich schreibe Kolumnen für das Vatikan-Magazin. Der Chefredakteur und meine Mutter meinten, da könnte man mehr machen. Und dann wurde daraus ein Buch.
Sind Sie selbst eigentlich sehr fromm?
von Thurn und Taxis: Ja, ich glaube schon. Ich bin allerdings keine Heilige. Und schon gar nicht das typisch andächtige, brave Mädel mit Zöpfen, das viele mit diesem Begriff verbinden. Fromm bedeutet für mich, dass ich meinen Glauben ernst nehme und innerlich weiß, es gibt mehr als das, was hier auf der Welt glitzert und glänzt. Es geht um eine innere Einstellung zum Glauben und zur Kirche.
Was ist gemeint, wenn es in Ihrem Buch heißt, fromm sein sei cool? Was heißt denn überhaupt cool sein?
von Thurn und Taxis: Ich meine, cool ist jemand, der dem Zeitgeist voraus ist. Also eine Art Trendsetter. Und ich glaube, dass Spiritualität im Kommen ist.
Was fasziniert Sie so am katholischen Glauben?
von Thurn und Taxis: Ich gehöre zu einer Generation, die schon früh intensiv gelebt und mehr erfahren hat als Eltern und Großeltern. Darum habe ich mich auch schon sehr früh mit tieferen Lebensfragen beschäftigt. Reisen, Spaß haben, verliebt sein - na ja, schön und gut. Aber kann das wirklich alles sein? Außerdem hatte ich in den zurückliegenden zwei Jahren zwei schwere Krankheiten. Auch das trug dazu bei, zu realisieren, dass das Leben wertvoll und sehr fragil ist. Das habe ich zuvor nicht in dieser Intensität wahrgenommen. Und mit dem Buch habe ich mich mit den Fragen des Glaubens dann erstmals ernsthaft auseinandergesetzt.
Sie beten dem Vernehmen nach gerne zu Heiligen, was gibt Ihnen das?
von Thurn und Taxis: Ja, es ist wahr. Ich habe Lieblingsheilige, zu denen ich bete. Das ist einmal meine Namenspatronin, die Heilige Elisabeth, eine wirklich bemerkenswerte Frau. Obwohl sie nur 24 Jahre alt wurde, berührte sie Millionen durch ihre Güte und Kraft. Sie widersagte allem höfischen Luxus und pflegte Arme und Kranke. In Familienangelegenheiten bete ich zum hl. Josef, auf Reisen ist der hl. Christopherus mein Ansprechpartner.
Gibt Ihnen Gott Antworten?
von Thurn und Taxis: Ja und nein. Natürlich geht das nicht so direkt. Ich glaube aber, dass Gott mir meinen Weg weist, dass er mich beschützt.
Wie wichtig ist Ihnen Geld?
von Thurn und Taxis: Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, es wäre mir nicht wichtig. Ich bin in einer reichen Familie aufgewachsen.
Ihre Mutter missbilligt Sex vor der Ehe. Sie auch?
von Thurn und Taxis: Das ist eine schwierige Frage. Ich verstehe durch mein eigenes Leben und meine Erfahrungen den Wunsch danach. Meine Mutter sieht das als eine Art Schutz für uns an. Auch ich glaube, dass man sich für den richtigen Menschen aufheben soll. Allerdings habe ich auch Verständnis für diejenigen, die es nicht tun.
Belächeln Ihre Freunde Sie für Ihren Glauben?
von Thurn und Taxis:
Erst dachte ich schon. Allerdings habe ich erst gestern Abend mit einem schwulen Freund über das Thema diskutiert. Es war ein ernsthaftes Gespräch. Er, der etwas weiter weg vom Glauben ist, zeigte sich sehr interessiert und wollte mehr darüber erfahren. Auch über mein Buch erreichten mich schon viele positive Reaktionen.
Sie bezeichnen den Rosenkranz als Powergebet. Welche Kräfte fließen da?
von Thurn und Taxis: Tja, welche Kräfte? Das ist für mich wie Meditation. Ich bete einfach gerne, um den Draht zu Gott zu spüren. Das gibt mir Kraft, das baut Ängste ab.
Kennen Sie denn keine Glaubenszweifel?
von Thurn und Taxis: Doch, die habe ich schon. Es gibt bei mir natürlich auch ein Auf und Ab.
Und wie halten Sie es mit der Beichte?
von Thurn und Taxis: Wenn es geht, beichte ich ein-, zweimal im Monat. Das gibt mir Kraft, das ist wie eine innere Reinigung. Gott weiß, dass ich sündige, aber er verzeiht es mir, wenn ich aufrichtig beichte.
Ich will jetzt nicht Ihre Bibelfestigkeit testen. Aber eines würde mich interessieren. Mein kirchliches Lieblingslied ist "Großer Gott, wir loben dich". Was ist Ihres?
von Thurn und Taxis: Großer Gott, wir loben dich, mag ich auch. Das Ave Maria oder viele Marienlieder finde ich ebenfalls schön.
Und worauf stehen Sie in Sachen weltliche Musik? Hören Sie auch Rock?
von Thurn und Taxis: Natürlich. Ich höre vor allem auch Rock und viel elektronische Musik. Spontan fällt mir "Wish you were here" von Pink Floyd als Lieblingslied ein. Ein wirklich tolles und atmosphärisch dichtes Stück.
Interview: Josef Karg