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Briefbomben-Attentäter ist tot - Motiv unklar

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Briefbomben-Attentäter ist tot - Motiv unklar

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    Ein Polizeiauto steht am Samstag (27.11.2004) im niederbayerischen Ramling (Landkreis Passau) neben dem Haus, in dem der Briefbombenattentäter wohnte. Mehr als ein halbes Jahr nach Beginn der bayerischen Briefbombenserie hat sich der Attentäter durch eine Gasexplosion das Leben genommen. Der 22 Jahre alte Mann tötete sich am Freitag kurz nach Beginn eines Serien-Gentests an 2300 Männern aus Hutthurm (Landkreis Passau) auf einer abgelegenen Wiese in der niederbayerischen Gemeinde mit Hilfe einer Gaskartusche. Foto: Armin Weigel dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
    Ein Polizeiauto steht am Samstag (27.11.2004) im niederbayerischen Ramling (Landkreis Passau) neben dem Haus, in dem der Briefbombenattentäter wohnte. Mehr als ein halbes Jahr nach Beginn der bayerischen Briefbombenserie hat sich der Attentäter durch eine Gasexplosion das Leben genommen. Der 22 Jahre alte Mann tötete sich am Freitag kurz nach Beginn eines Serien-Gentests an 2300 Männern aus Hutthurm (Landkreis Passau) auf einer abgelegenen Wiese in der niederbayerischen Gemeinde mit Hilfe einer Gaskartusche. Foto: Armin Weigel dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: aw

    Hutthurm (lb). Der bayerische Briefbomben-Attentäter ist tot. Mehr als ein halbes Jahr nach dem Beginn seiner Anschlagserie auf Politiker und Behördenchefs im Freistaat sprengte sich der 22 Jahre alte Mann am Freitag im niederbayerischen

    Bei der Durchsuchung seines Zimmers fanden die Beamten nach seinem Tod "penibel ordentlich verstaute Utensilien" zum Bombenbau, sagte der LKA-Sprecher am Sonntag. Darunter zum Beispiel eine mit Sprengstoff gefüllte und bereits mit Zünder versehene Glühbirne, Zündschnüre, Sprengstoff und mehrere in Zeitungspapier eingewickelte Gaskartuschen. Mit einer solchen mit Schwarzpulver gefüllten Kartusche hatte sich der Mann auch das Leben genommen. Außerdem fanden die Beamten auch ein Handbuch mit allen Daten öffentlicher Einrichtungen in Deutschland.

    Das Motiv des jungen Attentäters blieb weiter rätselhaft. Die Angehörigen des Attentäters seien derzeit nicht vernehmungsfähig, sagte ein LKA-Sprecher. Sein 56-jähriger Vater erlitt einen Nervenzusammenbruch und wird ärztlich behandelt. Weder er noch die Tante des Täters, die mit im Haus lebte, hatten nach Angaben der Polizei von dem Doppelleben des Mannes gewusst. In den nächsten Tagen würden vor allem Nachbarn befragt, sagte der

    Die Polizei geht aber nicht davon aus, dass es weitere Täter gab. Der junge Mann lebte sehr zurückgezogen mit der Tante und seinem Vater in einem Bauernhaus. Nach Abschluss der Hauptschule hatte er Zivildienst, aber nie eine Berufsausbildung gemacht. Er hatte auch keine Arbeit. Bekannte beschrieben ihn als ruhig und freundlich. Er war aber auch als Einzelgänger bekannt, er hatte offensichtlich keine ihm näher stehenden Freunde. Von seinem Privatleben wussten Anwohner laut LKA nur zu berichten, dass er oft mit dem Fahrrad zum Angeln gefahren sei.

    Mit seiner Selbsttötung habe der Mann noch einmal seine Gefährlichkeit bewiesen, sagte der Leitende Passauer Oberstaatsanwalt Günther Albert am Samstag. Trotz des Todes des Mannes warnten die Ermittler vor weiteren Bomben. Der Attentäter könne vor seinem Suizid noch weitere manipulierte Briefe verschickt haben. Die Behörden sollten in den kommenden Tagen einlegende Sendungen kritisch und sorgfältig überprüfen.

    Ein Landwirt hatte beobachtet, wie sich der Mann selbst tötete. Nach der Alarmierung der Polizei wurde die Leiche sofort zur Obduktion nach München gebracht. Die Gerichtsmediziner konnten noch in der Nacht zum Samstag per Genanalyse klären, dass es sich tatsächlich um den Bombenbauer handelt. Wenige Stunden später meldete der Vater seinen Sohn als vermisst. So wurde der Sonderkommission des LKA die Identität des Bombenbauers bekannt. Der Reihengentest in Hutthurm, der noch bis Sonntag dauern sollte, wurde sofort abgesagt.

    Unmittelbar nachdem die ersten beiden in Passau entdeckt wurden, hatte das LKA die Ermittlungen übernommen. Eine zeitweise bis zu 45 Beamte starke Soko suchte seitdem den Bombenbastler, es wurde eine Belohnung von 25 000 Euro ausgesetzt. An mehreren der in kindlicher Schrift adressierten Briefen wurden schließlich kleinste Hautpartikel des Mannes entdeckt. Das DNA-Muster stimmte mit genetischen Spuren überein, die bei einem Einbruch vor zwei Jahren in Hutthurm sicher gestellt worden waren. Damals hatte der Dieb einen blutigen Handschuh am Tatort liegen lassen.

    Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) zeigte sich erleichtert über das Ende der Briefbombenserie. Die Polizei habe monatelang schwierigste Ermittlungsarbeit geleistet, um dem gefährlichen und raffinierten Bombenbastler das Handwerk zu legen, erklärte Beckstein. Der Fall zeige zugleich die Bedeutung der DNA-Analyse für die Arbeit der Kripo.

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