Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Brief an den Papst: Augsburg: Bischof Walter Mixa tritt zurück

Brief an den Papst

Augsburg: Bischof Walter Mixa tritt zurück

    • |
    Augsburg: Bischof Walter Mixa hat seinen Rücktritt eingereicht. Bild: dpa
    Augsburg: Bischof Walter Mixa hat seinen Rücktritt eingereicht. Bild: dpa Foto: hd dt tig jej cul

    Bischof Walter Mixa hat am späten Mittwochabend auf sein Amt verzichtet. Er werde Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt anbieten, erklärte der Augsburger

    Mit seinem Rücktritt wolle er dafür Sorge tragen, weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen. Wörtlich sagte Bischof Mixa: "Ich tue diesen Schritt in unerschütterlichem Vertrauen auf die Gnade Gottes und hoffe zuversichtlich, dass der Vater im Himmel die Kirche von Augsburg in eine gute Zukunft führen wird."

    Zuvor hatte ihm der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, öffentlich eine "vorübergehende räumliche Distanz" zu seinem Bistum in einer "Zeit der geistlichen Einkehr" nahegelegt. Alles spricht dafür, dass dieses in der jüngeren deutschen Kirchengeschichte einmalige Vorgehen mit dem Berliner Apostolischen Nuntius und dem Vatikan abgestimmt war.

    Bischof Mixa war vorgeworfen worden, als ehemaliger Stadtpfarrer von Schrobenhausen hauptsächlich in den 1970er und 1980er Jahren einige Heimkinder körperlich gezüchtigt sowie Stiftungsvermögen der katholischen Waisenhausstiftung

    In den letzten 24 Stunden vor seinem Rücktritt überschlugen sich die Ereignisse. Vor Journalisten erhöhte der Vorsitzende der Bischofskonferenz in Freiburg am Rande des bundesweiten "erklärte Zollitsch, zusammen mit dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx rate er Bischof Mixa, während einer vorübergehenden räumlichen Distanz "nach sehr erhitzten Wochen" neue Kräfte zu sammeln und die Geschehnisse mit mehr Ruhe zu bedenken. Der Augsburger Diözesanrat der Katholiken gab gestern bekannt, angesichts zahlreicher Absagen seiner Mitglieder finde der Festgottesdienst zu seinem 40-jährigen Bestehen, den ursprünglich Bischof Mixa zelebrieren sollte, am Samstag nicht im Dom statt.

    Schon der Priesterrat des Bistums Augsburg hatte von Bischof Mixa in einer vierstündigen Sitzung am Montag die lückenlose Aufklärung aller Vorwürfe verlangt. Offen berichteten ihm die Priester von einer dramatisch verschlechterten Atmosphäre unter den Gläubigen im Bistum. Mixa genieße bei ihnen kein Vertrauen mehr. Einzelne Pfarrer hatten sich am vergangenen Wochenende in der Messe in ihrer Predigt für einen Rücktritt des Bischofs ausgesprochen. Manche bezeichneten ihn sogar als einen Lügner.

    Am Freitag hatte Mixa erstmals eingestanden, in seiner Zeit als Stadtpfarrer und Religionslehrer in Schrobenhausen von 1975 bis 1996 könne er nicht ausschließen, die "ein oder andere Watsch'n" ausgeteilt zu haben. Vorher hatte Mixa immer beteuert, er habe "zu keinem Zeitpunkt" körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt. In dieser Hinsicht habe er "ein reines Herz".

    Sieben ehemalige Heimkinder des katholischen Kinderheims St. Josef in Schrobenhausen hatten in eidesstattlichen Erklärungen ausgesagt, sie seien vom damaligen Stadtpfarrer mit der Hand, mit der Faust und mit dem Stock ins Gesicht und auf den Hintern geschlagen worden. Der vom Kinderheim eingesetzte Sonderermittler bestätigte zum Teil diese Vorwürfe. Außerdem stellte er "finanzielle Unregelmäßigkeiten" in der Buchhaltung der Waisenhausstiftung fest. Bezahlt worden sei aus deren Vermögen unter anderem ein Kupferstich für 43 000 Mark, ein Bischofsring Mixas für 3854,34 Mark sowie Wein für 5386,51 Mark in der Zeit zwischen 1993 und 1996.

    Nach der Erklärung von Zollitsch häuften sich gestern die Rücktrittsforderungen von Priestern, Laienorganisationen sowie von Landes- und Bundespolitikern. Der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Maget (SPD), sagte, Mixa füge seiner Kirche Schaden zu. Deswegen sei ein Rücktritt zwingend erforderlich.

    Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) äußerte sich dazu nicht. Daniel Wirsching und Alois Knoller

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden