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Brandbrief wegen Bildungspolitik: Schulleiter kritisieren: Verwaltung zwischen Tür und Angel

Brandbrief wegen Bildungspolitik

Schulleiter kritisieren: Verwaltung zwischen Tür und Angel

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    Der "Stundenplan" für Lehrer ist etwas komplexer als der für Schüler - nur ein Teil der wachsenden Bürokratisierung.
    Der "Stundenplan" für Lehrer ist etwas komplexer als der für Schüler - nur ein Teil der wachsenden Bürokratisierung. Foto: dpa

    Wolfgang Knoll hat keine Illusionen mehr. Vor 19 Jahren, als er Rektor der heutigen Mittelschule Immenstadt wurde, „da wollte ich gestalten, mit einem tollen Team die Schule führen und versuchen, für die Schüler etwas zu bewegen“. Geblieben ist ihm als Rektor, wie er sagt, eine „Mängelverwaltung zwischen Tür und Angel“. Der 62-Jährige hat aus eigener Erfahrung heraus nicht genügend Zeit, sich um die Organisation und Fortentwicklung seiner

    Wachsende Bürokratisierung sehr belastend

    Knoll und seinem Stellvertreter werden zusammen 18 Stunden in der Woche für Schulleitungsaufgaben angerechnet, er muss 16 Stunden pro Woche unterrichten, der „Vize“ 22 Stunden. Zwischen Deutsch und Mathe geht es dann um die Überwachung des Haushalts, Mitarbeitergespräche und Anfragen aus dem Kultusministerium oder anderer Schulbehörden, die schnellstmöglich beantwortet werden sollten. „Ältere wie ich arbeiten das nacheinander ab. Jüngeren wächst das schnell über den Kopf“, sagt Knoll, der eine wachsende Bürokratisierung feststellt, „die sehr belastend ist“.

    Knoll ist eine jener „eierlegenden Wollmilchsäue“, von denen Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), spricht. Im Namen von 150 bayerischen Schulleitern hat sich Wenzel jetzt in einem offenen Brief an Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) gewandt. Bei einer vom BLLV organisierten Schulleitertagung am Samstag machten die Rektoren ihrem Frust und ihrem Ärger gegenüber der Politik Luft. „Wir sind am Limit und haben das Vertrösten satt“, sagte Schulleiterin Monika Zintel (Schwabmünchen) zu den anwesenden bildungspolitischen Sprechern der fünf Landtagsfraktionen.

    Es fehlt an nötigen Ressourcen

    „Schulleiter brauchen mehr Zeit, Zeit und nochmals Zeit“, forderte Wenzel die Staatsregierung auf, die Schulverantwortlichen zu entlasten und besser zu unterstützen. Derzeit sei eine „qualitätsvolle Arbeit so nicht mehr möglich“.

    Wie unattraktiv die Leitungstätigkeiten geworden seien, zeige sich allein schon daran, dass solche Stellen heute zum Teil mehrfach ausgeschrieben werden müssten, „weil sich keiner so etwas antun will – für 300 oder 400 Euro mehr. Das war früher nicht so.“ Wenn Kultusminister Spaenle wirklich eine eigenverantwortliche Schule haben möchte, „müssen die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden“, meint der BLLV-Präsident.

    Spaenle selbst bewertet den Brief „als Unterstützung der eigenen Position“, die Leitungszeit der Schulrektoren auszuweiten. Bereits in der Vergangenheit sei etwas getan worden, verwies Ministeriumssprecher Ludwig Unger etwa darauf, dass im Schuljahr 2007/2008 die Leitungsaufgaben für Rektoren von Volksschulen über 300 Schüler mit einer Stunde mehr anerkannt wurden. Und: „Wir haben die Herausforderung durchaus erkannt und werden versuchen, im Rahmen des Möglichen in absehbarer Zeit moderate Verbesserungen zu erreichen.“

    Brandbrief als Hilfe

    Verbandspräsident Wenzel begrüßte Spaenles Ankündigung und versteht den von den Rektoren unterstützten Brief als Hilfe, um sich mit entsprechenden Forderungen gegen Finanzminister Markus Söder (CSU) durchzusetzen. In etwa einem Jahr soll in einer ähnlichen Tagung wie am Wochenende beleuchtet werden, „was die Parteien seither konkret und über Verständnisbekundungen hinaus getan haben“.

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