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Blumenmaler vor Gericht: Gnade für die Augsburgblume

Blumenmaler vor Gericht

Gnade für die Augsburgblume

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    Der Schöpfer der "Augsburgblume" hat heute vor Gericht ein volles Geständnis abgelegt.
    Der Schöpfer der "Augsburgblume" hat heute vor Gericht ein volles Geständnis abgelegt. Foto: Michael Schreiner

    Er sagt von sich, er wollte „die Welt ein bisschen schöner machen“. Deshalb hat Bernhard Trum, 25, in den vergangenen Jahren hunderte Blumen an Schilder, Verteilerkästen und Wände in Augsburg gemalt. Es war stets dasselbe Motiv: ein langer, dünner Stil und fünf schwarze Blütenblätter. Weil die Staatsanwaltschaft das als Sachbeschädigung in 470 Fällen wertete, stand der Blumenmaler am Mittwoch vor dem Amtsgericht – und entging nur knapp dem Gefängnis.a

    "Augsburgblume" wurde zum Gesprächsthema

    Bisher hatte Bernhard Trum, bis auf zwei anonyme Interviews, geschwiegen. Gestern bekannte sich der 25-Jährige im Gerichtssaal zu seinen Blumen.  „Ich habe schon als Kind gerne Blumen gemalt“, sagte er. „Vor drei, vier Jahren hat es dann so richtig angefangen.“ Er saß damals in der Stadt, wartete auf die Freundin und blickte auf eine graue Wand. Da habe er spontan der Einfall gehabt, eine Blume an die Wand zu malen. Aus der ersten wurden im Lauf der Zeit hunderte. Das Motiv wurde als „Augsburgblume“ zum Gesprächsthema – und ein Fall für die Graffiti-Ermittler der Polizei. Die kamen ihm relativ schnell auf die Schliche. Die Eigentümer einer Wand, die er in deren Auftrag legal bemalte, hatten seine Handynummer. Zudem bemalte er bei einer Party den Balkon einer Bekannten.

    Graffiti-Fahnder durchsuchten seine Wohnung nach Beweisen

    Die Polizei durchsuchte seine Wohnung. In einem Rucksack fanden sich ein schwarzer Stift und viele Aufkleber mit Blumenmotiv. Auf seinem Computer war ein Video gespeichert, das ihn beim Malen zeigt. Der Schaden laut Polizei: rund 70000 Euro. Allein die Reinigung eines Stromkastens koste in der Regel zwischen 60 und 120 Euro.

    Der Blumenmaler sagte im Prozess, er habe sich keine Gedanken gemacht, ob die Hausbesitzer mit seiner Blume einverstanden sind. Heute sehe er ein: „Ich habe großen Mist gebaut.“ Das Bekenntnis zur Blume rettete ihm die Freiheit. Obwohl er mehrfach vorbestraft ist, unter anderem stürzte er betrunken mit dem Rad, ließ ihn Richter Michael Nißl noch einmal mit einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten davonkommen.

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    Dazu kommen eine saftige Geldstrafe von 12000 Euro und 300 Stunden Sozialarbeit. Es sei selbstherrlich, so Nißl, „wenn man sich anmaßt, zu bestimmen, wie die Welt schöner zu machen ist“. Auch die Staatsanwaltschaft hatte für eine Bewährungsstrafe plädiert.

    Bernhard Trum will seine Popularität jetzt nutzen, um sich für ein Studium an einer Kunstakademie zu bewerben. Er hat in Augsburg eine Fangemeinde, es gibt T-Shirts und Anstecker mit dem Blumenmotiv. Auch Marco Müller, der Verteidiger des 25-Jährigen, mag das Blumenmotiv – und dessen Schöpfer. „Er ist ein Idealist. Ich bin ein Fan von ihm geworden“, gestand der Anwalt nach dem Prozess.

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