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Augsburger Firma zieht Behältnisse ab: Blaue Tonnen werden abgewrackt

Augsburger Firma zieht Behältnisse ab

Blaue Tonnen werden abgewrackt

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    Blaue Tonnen werden abgewrackt
    Blaue Tonnen werden abgewrackt Foto: Laura Loewel

    Augsburg Die ersten Blauen Tonnen für Altpapier sind nach wenigen Monaten bereits abwrackreif. Nach einem regelrechten Altpapierkrieg im vergangenen Jahr müssen Firmen jetzt feststellen, dass sich für sie die Idee nicht rechnet. Dazu trägt der derzeit wegen der Wirtschaftskrise niedrige Preis für alte Zeitungen, Zeitschriften und Kartons bei. Der Augsburger Entsorger Wila zieht derzeit seine gratis ausgeteilten Behältnisse ein. Zusammen mit der nächsten Leerung werden sie bis Ende April abgeholt.

    Rund 2500 Tonnen hatte Wila im vergangenen Sommer in den Kreisen Aichach-Friedberg, Augsburg und im weiteren Umland aufgestellt. Zu wenige. "Ursprünglich haben wir mit 10 000 Tonnen gerechnet", sagt Geschäftsführer Andreas Pavelka. Damit interessierten sich zu wenige Bürger für die Blaue Tonne, die Wila auf Bestellung vor die Haustüre gestellt hatte. "Unser Hauptproblem ist, dass die Erfassungskosten zu groß waren." Die Fahrzeuge fuhren manchmal lange Strecken, um zwei, drei Tonnen zu leeren.

    Zu einem Ausgleich zwischen den Interessen der Recyclingfirmen und der Vereine kommt es also auch nicht. Viele Vereine sammeln traditionell Papier, um die Vereinskasse aufzubessern. Mit 2,50 Euro pro Jahr und Tonne wollte Wila Vereine am Gewinn beteiligen. Mehr als zwei Sportklubs konnte die Firma für die Idee der "Fairen Tonne" aber nicht begeistern.

    Der niedrige Preis fürs Altpapier ist schuld

    Insbesondere der niedrige Altpapierpreis macht den Sammlern derzeit zu schaffen, erläutert Edgar Putz vom Landratsamt Unterallgäu. Den Notierungen des Branchendienstes Euwid zufolge bekommen Sammler heute für eine Tonne Zeitungen und Zeitschriften zwischen 40 und 50 Euro, vor einem Jahr waren es bis zu 100 Euro. Noch geringer ist der Wert unsortierten Papiers aus der Blauen Tonne: fünf bis 25 Euro. "Zu den gegenwärtigen Preisen ist es schwer, die Blaue Tonne wirtschaftlich zu betreiben", sagt Putz. Der Landkreis Unterallgäu hat sich in der Vergangenheit gegen die Blauen Tonnen ausgesprochen. Der Kreis büßte Einnahmen ein, da weniger Papier an den Wertstoffsammelstellen abgegeben wurde. Unterallgäus Landrat Hans-Joachim Weirather (FW) wäre deshalb über ein Aus für die Blaue Tonne nicht unglücklich: "Ich habe von Anfang an darauf hingewiesen, dass sich die Blaue Tonne nur in Zeiten trägt, in denen man mit Altpapier schnell Geld verdienen kann. Das ist nichts anderes als eine Privatisierung der Gewinne und eine Sozialisierung der Verluste."

    Bei vielen Vereinen sind die schlimmsten Befürchtungen aber nicht wahr geworden. Auf dem Land erfasst mancher Verein sogar mehr Papier als zuvor. Der SSV Illerberg-Thal (Kreis Neu-Ulm) beispielsweise erhält derzeit ein Viertel mehr von dem Wertstoff als noch 2008, schätzt Vorsitzender Norbert Sauter. "Das liegt auch daran, dass wir jetzt alle sechs Wochen sammeln statt vierteljährlich - und zusätzlich einen Container aufgestellt haben."

    Die meisten privaten Entsorger halten aber an ihrer Blauen Tonne fest, darunter auch Remondis, eine der größten Entsorgungsfirmen in Schwaben. "Wir haben die Tonnen als langfristige Dienstleistung angelegt", sagt Pressesprecher Michael Schneider in der Zentrale im nordrhein-westfälischen Lünen. Auf bis zu zwei Jahre angelegte Verträge mit den Abnehmern geben dem Unternehmen Sicherheit, so Schneider. Auch für den Entsorger Gigler/Fink (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) ist die Abschaffung der Blauen Tonnen kein Thema. Bei Remondis rechnet man damit, dass die Preise für Altpapier wieder steigen. "In den vergangenen Monaten gab es eine extreme Delle", sagt Schneider. Ein erstes Anzeichen: "Der Preis hat sich mittlerweile bereits auf niedrigem Niveau stabilisiert."

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