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Kirchen in Bayern: Bistum Augsburg erlässt wegen Coronavirus strengere Regeln

Kirchen in Bayern

Bistum Augsburg erlässt wegen Coronavirus strengere Regeln

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    Die Kirchen in Bayern reagieren auf die Ausbreitung des Coronavirus. So soll die Bischofsweihe im Dom zu Augsburg in kleinerem Rahmen stattfinden.
    Die Kirchen in Bayern reagieren auf die Ausbreitung des Coronavirus. So soll die Bischofsweihe im Dom zu Augsburg in kleinerem Rahmen stattfinden. Foto: Bernd Hohlen

    Die Verbreitung des Coronavirus trifft auch die Kirchen – und stellt sie vor nicht gekannte Probleme. Sollen Gottesdienste ausfallen? Muss die Weihe des neuen Augsburger Bischofs verschoben werden? Am Donnerstagnachmittag hat nun auch das Bistum Augsburg mit schärferen Maßnahmen auf die Entwicklungen in der Corona-Pandemie reagiert.

    Zuvor hatte das Erzbistum München und Freising einen Krisenstab eingerichtet und bereits am Mittwoch „ab sofort“ alle Firmungen, die bis Ostern geplant waren, sowie Taufen bis auf Weiteres verschoben. Das Bistum Augsburg hält unterdessen zumindest an einer Großveranstaltung fest: der Weihe von Prälat Bertram Meier zum Bischof am 21. März. Allerdings bleibt das die Ausnahme.

    Der katholische Prälat Bertram Meier soll am 21. März zum neuen Augsburger Bischof geweiht werden.
    Der katholische Prälat Bertram Meier soll am 21. März zum neuen Augsburger Bischof geweiht werden. Foto: Ulrich Wagner

    Bistum Augsburg hält an Bischofsweihe fest - und wird dafür kritisiert 

    Für das Bistum Augsburg habe es „höchste Priorität, dass Bischof Bertram ohne weitere Verzögerung sein Amt als Bischof von Augsburg übernehmen kann“, hieß es am Mittwochabend. Das Pontifikalamt, das der Münchner Kardinal Reinhard Marx feiert, werde jedoch in Absprache unter anderem mit dem Gesundheitsamt in einer „reduzierten“ Form stattfinden. Dazu zählt die Beschränkung der Zahl der Mitfeiernden im Dom auf „deutlich unter 500 Personen“. Anstatt das Gotteshaus wie geplant mit zusätzlichen Stühlen auszustatten, soll es größere Abstände zwischen den einzelnen Gottesdienstbesuchern „durch eine möglichst weiträumige Verteilung im Dom“ geben. Gläubige wurden gebeten, die Bischofsweihe von 10 Uhr an im Bayerischen Fernsehen zu verfolgen.

    Die Entscheidung des Bistums stieß vereinzelt auf Unverständnis und Kritik. So kommentierten Facebook-Nutzer, „Verschieben wäre das Gebot der Stunde“ gewesen, und rieten zu einer „Geisterweihe“ – analog den Geisterspielen in der Fußball-Bundesliga. Ein anderer Nutzer schrieb: „Kein gutes Beispiel. Auf ein paar Wochen käme es nicht an.“

    Evangelische Kirche verschiebt ihre Landessynode in Bayreuth

    Der evangelische Regionalbischof Axel Piper sagte den für Sonntag geplanten Einführungsgottesdienst von Dekan Frank Kreiselmeier in Gersthofen (Landkreis Augsburg) und den Ordinationsgottesdienst von Pfarrerin Maria Soulaiman in Kempten – Veranstaltungen, die jeweils mehrere hundert Gläubige besuchen wollten – wegen der aktuellen Entwicklungen ab. Am Donnerstagmittag gab dann auch die evangelische Landeskirche bekannt, ihre Landessynode – eine Art „Kirchenparlament“ – zu verschieben. Sie sollte am 22. März in Bayreuth beginnen.

    Die Weihe des neuen katholischen Bischofs in Augsburg, zu der mehr als tausend Katholiken im Augsburger Dom und möglicherweise Tausende Menschen davor erwartet wurden, stellt damit eine Ausnahme dar.

    Vom Coronavirus stärker betroffen ist der Kirchenalltag. Im katholischen Erzbistum München und Freising sollen fortan „generell“ Gottesdienste verschoben werden, „die einen Ritus mit körperlichem Kontakt mit sich bringen oder bei denen mit einer hohen Dichte an Gläubigen gerechnet wird, etwa Kindergottesdienste“. Auch Chorproben, Senioren- oder Firmnachmittage sollen „im Zweifel“ abgesagt werden.

    Auch Axel Piper, evangelischer Regionalbischof, muss sich mit der Verbreitung des Coronavirus befassen. 
    Auch Axel Piper, evangelischer Regionalbischof, muss sich mit der Verbreitung des Coronavirus befassen.  Foto: Ulrich Wagner

    Evangelischer Regionalbischof Axel Piper: „Beerdigungen darf man nicht absagen“

    Die Folgen der Pandemie reichen bereits bis Ostern, dem wichtigsten Fest des Christentums. Im Erzbistum München und Freising wurde der „Kreuzweg der Völker“ an Karfreitag in München abgesagt, Entscheidungen über weitere zentrale Kar- und Ostergottesdienste seien noch nicht getroffen. Um Fragen der Gläubigen zu beantworten, richtete das Bistum Würzburg eine Hotline ein, die seit Donnerstagvormittag erreichbar ist. Auch das Bistum Augsburg kündigte auf Anfrage an, eine Hotline einrichten zu wollen.

    Am späten Donnerstagnachmittag erklärte das Bistum Augsburg, dass es neue Weisungen für Veranstaltungen gebe. Eine kurzfristig einberufene Arbeitsgruppe im Bischöflichen Ordinariat habe sich darauf verständigt, dass „ab sofort“ und „zunächst bis längstens 19. April 2020“ gelte: Alle Veranstaltungen, Konferenzen und Zusammenkünfte, unabhängig ob im rein dienstlichen oder pfarrlichen Kontext, sind – „sofern sie nicht in einem hohen Maße unbedingt notwendig erscheinen“ – abzusagen. Beispielsweise sollten Chorproben generell, aber ebenso Senioren- oder Firmnachmittage beziehungsweise Elternabende „im Zweifel“ abgesagt werden.

    Ausdrücklich ausgenommen von dieser Weisung seien „derzeit die liturgischen Feiern in den Kirchen“. Jedoch sollten –ähnlich wie im Erzbistum München und Freising – Gottesdienste, die „einen Ritus mit körperlichem Kontakt mit sich bringen oder bei denen mit einer hohen Dichte an Gläubigen gerechnet wird, etwa Kindergottesdienste, überprüft und gegebenenfalls verschoben werden“, teilte das Bistum mit. Hinweise, unter welchen Voraussetzungen die Kar- und Ostergottesdienste gefeiert werden könnten, würden mit Blick auf die weitere Entwicklung der Lage noch folgen.

    Der evangelische Regionalbischof Axel Piper sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Beerdigungen darf man nicht absagen und normale Sonntagsgottesdienste muss man meiner Meinung nach, Stand heute, nicht absagen.“ Aber letztlich müssten diese Entscheidungen die jeweiligen Kirchenvorstände vor Ort treffen. Und dann berichtete er noch von einer „kreativen Idee“ aus dem evangelischen Dekanatsbezirk Kempten: Dort werde erwogen, Gottesdienste im Freien zu feiern, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

    Lesen Sie dazu auch: Bertram Meier will keine Exzellenz sein: "Als Bischof bin ich im Volk Gottes"

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