„Wir stehen hinter dir und wir werden auch kämpfen für dich.“ Der Irseer Pfarrer Helmut Enemoser gibt sich kämpferisch. Tosender Beifall. Menschen erheben sich. Viele mit Tränen in den Augen. Sie klatschen für ihren Dekan Reinhold Lappat aus Buchloe (Landkreis Ostallgäu), dem Bischof Konrad Zdarsa den Rücktritt vom Amt nahegelegt hat.
Gut 150 Gläubige und Kirchenfunktionäre, darunter Pfarrgemeinderatsmitglieder und Pfarrhausfrauen aus der Region, nahmen an der außerordentlichen Dekanatsversammlung in Ketterschwang (Ostallgäu) teil und bekundeten dem Dekan lautstark ihre Solidarität.
Wie berichtet, hatte der Geistliche wegen kritischer Äußerungen zu den umstrittenen Reformen im Bistum den Zorn des Bischofs auf sich gezogen. Sollte er nicht selbst zurücktreten, droht nach Lappats Angaben ein Amtsenthebungsverfahren. Die Dekanatsversammlung war eingerufen worden, um angesichts der viel diskutierten Reformpläne den „Dialog“ zu fördern. Nun stand jedoch die Causa Lappat im Mittelpunkt.
Der 61-jährige Dekan selbst hatte das Thema angerissen. „Ich soll als Dekan zurücktreten“, sagte er. „Der Bischof wünscht, dass ich mein Amt zurückgebe, da ich mich in der Öffentlichkeit kritisch geäußert habe. Daher ist das Vertrauen in mich als Dekan vom Bischof nicht mehr gegeben.“ Freiwillig wolle er aber nicht gehen. „Dann muss der Bischof mich aus dem Amt heben“, sagte Lappat.
Die Reaktion einiger Funktionäre: Buhrufe und Pfiffe
„Ich fordere Demokratie in unserer Kirche“, rief ein Besucher. Ein anderer wollte einen „ehrlichen Dialog“ über die umstrittenen Reformpläne. „Überschaubare Gemeinden, die vielfältig und lebendig sein dürfen“, wurden gefordert. Einige Besucher sprachen von dem Wunsch, in Bussen nach Augsburg zu fahren, um dort zu demonstrieren. Andere machten sich für einen Protest beim heutigen Landfrauentag in Marktoberdorf stark, zu dem Bischof Zdarsa erwartet wird.
„Wenn es keine Pfarrer und Dekane wie Lappat mehr gibt, dann müsste ich mich fragen, ob ich noch im richtigen Verein bin“, bekannte Sabina Inning vom Landvolk öffentlich. Andere wurden konkreter: „Wenn das die letzte Form von möglichem Protest ist, dann werde ich aus der Kirche austreten – so schwer es mir fällt.“ Kritik kam bereits aus den Rathäusern in Aufkirch (Ostallgäu) und Kaufbeuren. Bei der Dekanatsversammlung machte auch der Germaringer Gemeindechef Kaspar Rager seinem Ärger Luft. „Die Kommunen können sich nicht länger aus dem Geschehen im Bistum Augsburg heraushalten“, sagte der Bürgermeister. „Das Volk muss aufstehen und für eine klare Meinung einstehen, sonst müssen wir uns an eine höhere Instanz wenden.“ Dekan Reinhold Lappat lehnte Kirchenaustritte als Protest ausdrücklich ab. „Da bleiben ist besser als weggehen. Wir brauchen Sie jetzt“, sagte er und sprach von der Hoffnung, dass es Frühling werde – „auch im Bistum“.