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Bistum Augsburg: Bischofsweihe von Bertram Meier wegen Corona-Krise verschoben

Bistum Augsburg

Bischofsweihe von Bertram Meier wegen Corona-Krise verschoben

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    Prälat Bertram Meier sollte am 21. März zum Bischof geweiht werden.
    Prälat Bertram Meier sollte am 21. März zum Bischof geweiht werden. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Bis zuletzt hielt das Bistum Augsburg daran fest: Am 21. März soll Bertram Meier zum neuen

    Er sei über die Absage sehr traurig, denn: „Ich habe mich auf den 21. März sehr gefreut“, sagte Meier. Doch die Bischofsweihe sollte „keine Feier einer Einzelperson“ sein. Und: „Ich weiß, welch hohe Verantwortung wir alle haben, um die Gesundheit unserer Mitmenschen zu schützen und die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.“ Man müsse abwarten, bis der Zenit der Corona-Ansteckungsgefahr überschritten sei, so Meier. Dann werde die Feier der Bischofsweihe auch ein Signal sein, das kirchliche und soziale Leben wieder in Gang zu bringen.

    Erzbistum München und Freising ergreift drastische Maßnahmen

    Der Aufschub bedeutet, dass Meier weiterhin Diözesanadministrator bleibt. Die Sedisvakanz sei jedoch hinzunehmen, weil der Administrator zugleich der neue Bischof sein wird. „So kann ich bereits Entscheidungen vorbereiten“, erklärte Meier. Er werde den Übergang als „eine Zeit der Stille, des Nachdenkens und des Durchbetens“ nutzen.

    Von der Verbreitung des Coronavirus sind die Kirchen in nicht gekannter Weise betroffen. Am Freitag sagte das Erzbistum München und Freising alle öffentlichen Gottesdienste ab. Die Regelung gelte „ab sofort bis zum 3. April“. Kardinal Reinhard Marx, der Münchner Erzbischof, entbinde die Gläubigen für den genannten Zeitraum von der Pflicht, am Sonntag eine heilige Messe zu besuchen, hieß es in einer Mitteilung. Beerdigungen werden im Erzbistum München und Freising demnach weiterhin stattfinden, jedoch ohne Totenmesse; Taufen, Firmungen und Trauungen müssen verschoben werden. Eine Entscheidung über die Gottesdienste an den Kar- und Ostertagen werde zu gegebener Zeit fallen.

    Auch angesichts dieser drastischen Maßnahme war das Unverständnis über das Bistum Augsburg immer größer geworden. Denn das hielt lange an der Weihe von Prälat Bertram Meier zum neuen Augsburger Bischof fest. „Verschieben wäre das Gebot der Stunde“, schrieb zunächst eine Facebook-Nutzerin und riet zu einer „Geisterweihe“ – ähnlich einem Geisterspiel im Fußballstadion. Am Freitagmittag dann forderte Martin Sailer, CSU-Landrat des Kreises Augsburg und Präsident des Bezirks Schwaben, die Bischofsweihe abzusagen und auf Gottesdienste im Bistum Augsburg zu verzichten. Die Schließung von Kindergärten und Schulen reiche nicht zur Bekämpfung des Coronavirus aus, so Sailer.

    Meier wurde am Freitag von Ministerpräsident Söder auf die Verfassung vereidigt

    Erst am Mittwochabend hatte das Bistum erklärt, es habe für das Bistum „höchste Priorität, dass Bischof Bertram ohne weitere Verzögerung sein Amt als Bischof von Augsburg übernehmen kann“. Allerdings werde das Pontifikalamt, das Kardinal Marx leite, in Absprache unter anderem mit dem Gesundheitsamt in einer „reduzierten“ Form stattfinden. Dazu zählt die Beschränkung der Zahl der Mitfeiernden im Dom auf „deutlich unter 500 Personen“. Anstatt den Dom mit zusätzlichen Stühlen auszustatten, soll es größere Abstände zwischen den einzelnen Gottesdienstbesuchern geben. Gläubige wurden gebeten, die Bischofsweihe von 10 Uhr an live im Bayerischen Fernsehen zu verfolgen.

    Nach der Absage kirchlicher Großveranstaltungen wie der Landessynode – dem Kirchenparlament der evangelischen Kirche in Bayern – stellte der Weihegottesdienst des neuen Augsburger Bischofs Bertram Meier damit bislang eine Ausnahme dar. Ursprünglich wurden zu ihm mehr als tausend Katholiken im Dom und möglicherweise tausende davor erwartet. Nach Vorgabe der Staatsregierung dürfen aber keine Veranstaltungen mit über tausend Teilnehmern stattfinden.

    Nicht abgesagt wurde am Freitag die Vereidigung Bertram Meiers auf die bayerische Verfassung und das Grundgesetz durch Ministerpräsident Markus Söder in München. Meier sagte dort: „Wir leben in unruhigen Zeiten – politisch und kirchlich. Die Menschen haben ein Recht auf Orientierung. Die wollen wir ihnen geben: Politik und Kirche im engen Schulterschluss, aber auch in ihrer jeweiligen Kompetenz unterschieden.“

    Am Freitag wurde ebenfalls bekannt, dass sich Heinrich Bedford-Strohm, der bayerische evangelische Landesbischof, bald an alle evangelischen Christen im Freistaat wendet. In einer seltenen sogenannten Kanzelabkündigung, die am Sonntag in allen Kirchengemeinden verlesen wird und deren Wortlaut unserer Redaktion vorliegt, schreibt er: „Viele von uns müssen gegenwärtig schwierige und teilweise schmerzliche Entscheidungen treffen.“ Er schlug vor, die unerwartet gewonnene Zeit – etwa durch abgesagte Veranstaltungen – für „Besinnung, Gebet, Psalmenmeditation, Auftanken und Gemeinschaft mit lieben Menschen“ zu nutzen.

    Axel Piper, Regionalbischof des evangelischen Kirchenkreises Augsburg und Schwaben, riet Gemeinden am Freitag zu besonderer Vorsicht. Gottesdienste würden wie bisher angeboten – sie im Internet zu streamen oder zum Abruf anzubieten, könne aber eine gute Alternative sein. Auch das Bistum Eichstätt empfahl Gläubigen, bis 19. April auf alle „nicht notwendigen Veranstaltungen“ zu verzichten. „Unabhängig von der Teilnehmerzahl“ betreffe diese Empfehlung Konzerte, Seniorennachmittage, Vorträge und Fahrten, zudem die Kommunion- und Firmvorbereitungen.

    Im Bistum Augsburg werden seit Donnerstagnachmittag Veranstaltungen, Konferenzen und Zusammenkünfte abgesagt – „zunächst bis längstens 19. April“ und „sofern sie nicht in einem hohen Maße unbedingt notwendig erscheinen“. Bis auf Weiteres werden Sonntagsmessen gefeiert. Es könne aber sein, dass nur 100 Teilnehmer in die Kirchen eingelassen werden, entschied der Diözesanadministrator.

    Aktuelle Entwicklungen zum Coronavirus finden Sie immer auch hier in unserem Live-Blog.

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