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Bildung: Leitartikel: Bayern braucht mehr motivierte Pädagogen

Bildung

Leitartikel: Bayern braucht mehr motivierte Pädagogen

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    Kein gutes Zeugnis für Spaenle und Co.: Bayerns Bildungspolitik gleicht einer Großbaustelle.
    Kein gutes Zeugnis für Spaenle und Co.: Bayerns Bildungspolitik gleicht einer Großbaustelle. Foto: Fred Schöllhorn

    An der mangelhaften Gesamtnote ändert auch die Tatsache nichts, dass der Freistaat etwa in Pisa-Studien im bundesweiten Vergleich stets mit an der Spitze steht. Es ist ja nicht nur die anhaltende Diskussion um die Zukunft des achtjährigen Gymnasiums, die sich in der Beurteilung niederschlägt. Da sind auch weitere ungelöste Probleme wie der Ausbau der Ganztagsschulen, die Eingliederung behinderter Schüler, der sogenannten Inklusion, die wachsende Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund, das Versprechen der CSU, kleine Grundschulstandorte auf dem Land zu erhalten und die schlechte Unterrichtsversorgung.

    Kulturminister Spaenle konnte die Lage nicht beruhigen

    Die Staatsregierung war nach der Landtagswahl im vergangenen Herbst mit klaren bildungspolitischen Zielen in die neue Legislaturperiode gestartet. Doch obwohl jedem bewusst sein musste, dass die ehrgeizigen Pläne einen erheblichen Mehrbedarf an pädagogischem Personal erfordern würde, wurde Anfang des Jahres über die massive Kürzung von Lehrerstellen gestritten. Vor allem Kultusminister Ludwig Spaenle, der im Auftrag von Ministerpräsident Horst Seehofer eigentlich für Ruhe an der Bildungsfront sorgen sollte, konnte mit seinem Verwirrspiel nicht gerade zur Klärung beitragen. Noch heute weiß niemand so genau, ob es in Bayern künftig mehr oder doch weniger Pädagogen geben wird.

    Spaenles undurchschaubares Rechenexempel brachte schließlich auch Finanzminister Markus Söder in Rage, der wörtlich sagte: „Wir können vorhersagen, welcher Komet 2028 in welchem Abstand an der Erde vorbeifliegt. Aber wir tun uns wahnsinnig schwer, im Januar zu ermitteln, welche Lehrer wir im September für welche Fächer brauchen.“

    Eine Lehrerbedarfsprognose muss her

    Fakt ist, dass auch in diesem Jahr von 8550 Bewerbern für alle Schularten 5220 auf der Straße stehen. 90 Prozent der fertigen Realschullehrer und 80 Prozent der Absolventen des zweiten Staatsexamens für Gymnasien bekommen trotz Bestnoten zunächst keine Anstellung, weil in einigen Fächerkombinationen die Zahl der Referendare den Bedarf an Lehrkräften weit übersteigt. Gleichzeitig suchen die Schulämter händeringend nach Lehrern, die an Mittelschulen unterrichten wollen. Der Markt dafür ist leer gefegt. Zwingend erforderlich ist deshalb auch eine verlässliche Lehrerbedarfsprognose, die Abiturienten Auskunft darüber gibt, in welcher Schulart letztlich die Chance besteht, den erlernten Beruf nach jahrelangem Studium und Referendariat auch ausüben zu können.

    Mehr motivierte Pädagogen braucht das Land

    Ein Blick in die Schulen zeigt aber auch: Es fallen zu viele Stunden aus, weil die sogenannte mobile Reserve erschöpft ist, es gibt nach wie vor zu große Klassen mit immer noch mehr als 30 Schülern und die individuelle Förderung der Kinder bleibt auf der Strecke. Deshalb sind – trotz unbestritten zurückgehender Schülerzahlen – nicht weniger, sondern mehr motivierte Pädagogen nötig. Auch, weil sie bei der Erziehung der Kinder in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle einnehmen.

    Nun ist es sicher nicht damit getan, die Baustellen in der Bildungspolitik allein mit dem unbegrenzten Aufstocken von Lehrerstellen lösen zu wollen. Die Herausforderungen sind weit vielfältiger. Doch eine schlüssige und durchdachte Planung ist derzeit kaum zu erkennen. Wobei, auch das sollte im „Zeugnis“ bei aller Kritik nicht unerwähnt bleiben, Bayerns Schulsystem nach wie vor einen hervorragenden Ruf genießt.

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