Der Lehrerverband BLLV fordert von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) bei der begonnenen Reform des Gymnasiums mehr Mut und echte pädagogische Reformen: „Es geht um mehr, als die Frage: Acht Jahre, neun Jahre oder achteinhalb Jahre“, sagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel in München. Vieles, was von Spaenle nach dem intensiven Reform-Dialog im vergangenen Jahr versprochen wurde, werde nun aber nicht umgesetzt, kritisierte Wenzel. Spaenle hatte damals neben der zeitlichen Flexibilisierung des Gymnasiums durch die ab Herbst erprobte „Mittelstufe plus“ etwa auch eine Straffung des Lehrplans und pädagogische Reformen versprochen.
Kritik: Neuer Lehrplan ist immer noch zu voll
Doch der nun vorgelegte Entwurf für einen „Lehrplan plus“ bringe nicht die angekündigten Veränderungen, so Wenzel: „Die Lehrplan-Reform legt noch immer viel zu wenig Wert darauf, den Stoff zu komprimieren.“ Noch immer würden viel zu viele Details aufgelistet, anstatt zentrale Lernziele in den Mittelpunkt zu stellen. Der BLLV fordert, im Lehrplan die Themenzahl zu reduzieren, „um die Inhalte gründlicher behandeln und vernetzen zu können“. Auch müsse die Fächerzahl durch „Verbünde“ wie Natur und Technik und den Ausbau fächerübergreifender Projektarbeit begrenzt werden. In Bayerns Gymnasien gebe es noch immer „zu viele Belehrungsrituale und zu wenige Lernprozesse“, glaubt Wenzel.
Bei der Abiturprüfung fordert der BLLV eine Abkehr von der verpflichtenden Deutsch- und Mathematikprüfung für alle Schüler und eine Rückkehr zum Vier-Fächer-Abitur mit der Auswahl von zwei Pflicht-Prüfungen aus den Fächern Deutsch, Mathematik, Fremdsprache. Die derzeitige Praxis führe nur zu einem „Bulimie-Lernen“ vor der Abi-Prüfung, kritisierte der BLLV-Bildungsexperte Fritz Schäffer: „Die Mathe- und Deutsch-Kompetenz wird durch die verpflichtenden Prüfungen aber nicht besser.“
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft warnte indes vor erneuten Änderungen am Abitur: „Deutsch und Mathematik sind zentrale Fächer, wenn es darum geht, Schüler gezielt auf eine Berufsausbildung vorzubereiten“, so Verbands-Chef Bertram Brossardt.