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Bildung: Kultusministerium streitet Vorwurf ab, die Schülerzahlen klein zu rechnen

Bildung

Kultusministerium streitet Vorwurf ab, die Schülerzahlen klein zu rechnen

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    Der Freistaat wehrt sich gegen den Vorwurf, Schülerzahlen kleinzurechnen.
    Der Freistaat wehrt sich gegen den Vorwurf, Schülerzahlen kleinzurechnen. Foto: dpa

    Bei den Schulleitern der bayerischen Mittelschulen herrscht noch keine Ferienstimmung. Statt mit dem gepackten Auto in die Toskana zu fahren, sitzen sie an ihren Schreibtischen und Computern und rechnen. Sie rechnen mit Schülerzahlen, Lehrerstunden und damit, wie der Stundenplan für das kommende Schuljahr aussehen könnte.

    Anfang Juli hätten sie sich auf eine Richtgröße von 1,8 Lehrerstunden pro Schüler eingestellt. Das hätte gerade so gereicht, sagt Werner Sprick, Landesvorsitzender des Bayerischen Schulleitungs-Verbands und selbst Schulleiter in Memmingerberg (Unterallgäu). Doch zwei Wochen später sei die Richtgröße nach unten korrigiert worden. Jetzt gebe es nur noch 1,7 Lehrerstunden pro Schüler. „Das sind zu wenig Lehrer“, sagt Sprick.

    Nur noch Pflichtunterricht in übergroßen Klassen

    Er befürchtet, dass damit das Profil der Mittelschule unter die Räder kommt: individuelle Förderung der Schüler, Modularisierung des Unterrichts und spezielle Berufsvorbereitung. „Nur noch Pflichtunterricht in übergroßen schwierigen Klassen, kaum noch Differenzierung – so fällt das Ministerium durch massive Fehlkalkulation der frisch gestarteten Mittelschule in den Rücken“, sagt Sprick.

    Tatsächlich vermeldete das Kultusministerium unlängst, dass im kommenden Schuljahr rund 14 000 mehr Schüler die Mittelschule besuchen werden, als 2011 erwartet. Insgesamt werden es 209 000 sein. Und kommentierte dies: „Die hohen Schülerzahlen an den Mittelschulen sind ein weiteres Zeichen dafür, dass sich diese Schulart in Bayern etabliert und stabilisiert hat.“

    Ein Brandbrief an den Ministerpräsidenten

    Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband hat aufgrund des aus seiner Sicht zu erwartenden Lehrkräftemangels an der Mittelschule und des daraus folgenden Unterrichtsausfalls einen „Brandbrief“ an Ministerpräsident Seehofer gerichtet. Lehrer-Präsident Klaus Wenzel stellt fest, dass mindestens 850 zusätzliche Lehrerstellen erforderlich seien, um den Pflichtunterricht aufrechtzuerhalten.

    Wenzel und der bildungspolitische Sprecher der SPD, Martin Güll, sprechen von einer „dilettantischen Vorgehensweise des Kultusministeriums“. Güll unterstellt der obersten Schulbehörde sogar, die Schülerzahlen „künstlich klein“ zu rechnen.

    Den Statistikern im Kultusministerium zu unterstellen, sie hätten absichtlich die Schülerzahlen der Mittelschule künstlich kleingerechnet, sei „infam“, entgegnet Ministeriumssprecher Ludwig Unger. Die Kollegen würden die Zahlen nicht „nach Gusto“ schönen. Das sei eine Beleidigung. Tatsächlich gingen die Kritiker von falschen Zahlen aus. Es seien nicht 14.000 Schüler mehr, sondern rund 5000. Die Zahl 14.000 errechne sich aus dem Mehr von 9000 des zurückliegenden Jahres und den neuen 5000.

    Kultusministerium wehrt sich gegen Vorwürfe

    Das Ministerium arbeite derzeit noch an der Bedarfsplanung. In zwei Wochen werde man genauer wissen, wie viele Lehrer auf die Schulen verteilt werden können. Er versicherte, man werde die Probleme lösen, gab aber zu, dass nicht alle berechtigten Wünsche in Erfüllung gehen könnten. Die Zahl 1,8 Lehrerstunden pro Schüler sei lediglich eine „Planungsgröße“, mit der das zuständige Schulamt vor Ort arbeite. Es könne bei Bedarf die Zahl erhöhen, zum Beispiel für Schulen mit einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund.

    Im Übrigen behandle das Kultusministerium die Mittelschulen nicht wie Stiefkinder der Bildungspolitik. Pro Mittelschüler gebe der Freistaat mit 6900 Euro am meisten aus. Pro Gymnasiast sind es 6700, pro Realschüler 5400 und pro Grundschüler 4900 Euro.

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