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Bildung: Bayern sucht verzweifelt nach Lehrern

Bildung

Bayern sucht verzweifelt nach Lehrern

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    Immer mehr Flüchtlingskinder gehen in bayerische Schulen. Jetzt soll es 1100 neue Stellen für Lehrer im Freistaat geben.
    Immer mehr Flüchtlingskinder gehen in bayerische Schulen. Jetzt soll es 1100 neue Stellen für Lehrer im Freistaat geben. Foto: Daniel Karmann, dpa (Archivbild)

    Bayerns Schulen sollen nicht mehr improvisieren müssen, um Tausende Kinder aus Flüchtlingsfamilien zu unterrichten. Deshalb hat die Regierung 1079 neue Lehrer versprochen. 160 von ihnen sollen schon im Februar anfangen. Sie werden vor allem an Grund-, Mittel- und Berufsschulen gebraucht. Doch die Wartelisten für diese Lehrämter sind leer gefegt. Jetzt sollen Gymnasial- und Realschullehrer da helfen, wo die Not am größten ist.

    Doch die neuen Stellen sind nicht so begehrt, wie Minister Ludwig Spaenle (CSU) gehofft hatte. „Die Nachfrage ist noch nicht so, dass wir alle besetzen könnten“, sagt sein Sprecher Ludwig Unger.

    Um zu verstehen, wo es noch hakt, muss man wissen, wie der Freistaat neue Stellen vergibt. Die ersten Ausschreibungen richten sich an angehende Gymnasiallehrer, die im Februar ihr zweites Staatsexamen ablegen. Sie konnten sich auf rund 60 Stellen an Berufsschulen bewerben – laut Ministerium mit der Chance, später verbeamtet zu werden.

    Weniger als 50 Prozent der Lehrerstellen sind vergeben

    Bewerbungsvoraussetzung ist eine Fächerkombination aus Deutsch oder Englisch sowie einem weiteren Berufsschulfach. Diese Stellen seien allesamt vergeben, betont Unger. Ziel des Ministeriums ist es, langfristig rund 200 zusätzliche Berufsintegrationsklassen für junge Flüchtlinge zu schaffen.

    Die zweite Ausschreibung richtet sich ebenfalls an Absolventen des jetzigen Prüfungsjahrgangs im Lehramt Gymnasium. Bis zu 100 von ihnen haben die Chance auf eine „begleitete Qualifizierung“. Sie sollen zwei Jahre lang an der Mittelschule unterrichten – erst mit Unterstützung eines Mittelschullehrers, dann selbstständig. Voraussetzung: eine Fächerkombination aus Mathematik, Deutsch oder Englisch und einem weiteren Mittelschul-Fach.

    Wenn die Leistung passt, könnten sie anschließend als Mittelschullehrer verbeamtet werden, verspricht das Ministerium. Ganz so überzeugt scheinen potenzielle Bewerber dennoch nicht zu sein: Bislang sei nur rund die Hälfte der Stellen vergeben, bestätigt Unger. Um das bis Februar zu ändern, will das Ministerium noch einmal gezielt an Seminarschulen Werbung machen.

    Auch Gymnasial- und Realschullehrer, die seit mindestens sechs Monaten befristet an einer Mittelschule arbeiten, können sich für ein Qualifizierungsangebot mit Aussicht auf eine Beamtenstelle bewerben. 80 Plätze gibt es, Voraussetzung sind Deutsch oder Englisch plus eine Fremdsprache. Unger zufolge sind bislang jedoch weniger als 50 Prozent der Plätze vergeben.

    Einige Junglehrer betrachten die neuen Stellen als "unwürdig"

    Kaum zu glauben anhand der Tatsache, dass in den vergangenen Jahren mehrere tausend Lehrer für Gymnasium und Realschule keine Anstellung bekamen. Wer die Junglehrer fragt, hört oft dieselben Klagen: Die Qualifizierungsverträge seien „so unattraktiv, dass sie niemand bei Verstand und mit nur einem Klümpchen Stolz annehmen will“, sagt einer. Allein das zweijährige „Quasi-Referendariat“ nach abgeschlossener Ausbildung empfindet mancher als „unwürdig“. Zudem wisse niemand, wie gut die Aussicht auf Verbeamtung sei.

    Auch die Schranken bei der Fächerkombination sind für viele ein Indiz, dass es dem Ministerium nicht ernst ist mit der Suche nach neuen Kräften. Simone Fleischmann, Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, kann den Frust nachvollziehen. Doch sie unterstellt dem Ministerium keine Absicht. „Wir bewegen uns in einem Feld, in dem wir alle null Erfahrung haben.“ Dennoch schließe gerade die geforderte Fächerkombination tatsächlich viele Bewerber aus.

    „Wir brauchen jede helfende Hand“, sagt Fleischmann. „Entsprechend breit müssen wir uns aufstellen – selbst wenn man die Qualitätsstandards dafür kurzfristig senken muss.“

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