2224 Meter über Null. Diese Höhe hat die Nebelhornbahn in Oberstdorf (Oberallgäu) zum Beginn der Wintersaison neu definiert. Heute öffnet das neu erbaute Gipfelrestaurant. Und das setzt mit seiner Architektur und Funktionalität weithin sichtbare Maßstäbe. Dazu gehört aber auch, dass der Nebelhorngipfel nach Abbruch des Vorgängerbaus wieder frei sichtbar ist. Der „Sündenfall“ durch die alte Bergstation, so formulierten es gestern Planer und Liftbetreiber, sind nun rückgängig gemacht.
Sechs Millionen hat die Bergbahn-Gesellschaft in den Bau des zweigeschossigen Gipfelrestaurants investiert. Das abgerundete Gebäude aus Holz und verspiegeltem Glas, das laut Bergbahnchef Peter Schöttl „modern, aber nicht modisch ist“, soll die weichen Gipfelformen aufgreifen und weiterführen. Es liegt einige Meter tiefer als die abgerissene Hütte an der Bergstation und ermöglich jetzt wieder von unten den direkten Blick auf das Gipfelkreuz.
Die jüngste Investition komme dem Sommer- wie dem Wintertourismus gleichermaßen zugute, sagt Schöttl, zugleich Präsident des Verbandes Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) ist. Etwa 400000 Menschen transportiert die Bergbahn nach seiner Statistik pro Jahr nach oben. Tendenz steigend.
Attraktionen am Berg sind Trend
Die Nebelhornbahn folgt mit der Neugestaltung des Gipfelbereichs einem Trend: Es geht hin zu Attraktionen am Berg. Insbesondere auch, um die Bergfahrt mit der Seilbahn auch im Sommer attraktiv zu machen. Dazu gehören beispielsweise Aussichtsplattformen mit „Adrenalinkick“ wie am Breitenberg bei Pfronten oder eine Flying-Fox-Seilrutsche, wie es sie an der Alpspitze bei Nesselwang gibt. Solche Angebote sollten „authentisch zum jeweiligen Berg passen“, sagt VDS-Geschäftsführerin Birgit Priesnitz.
Nebelhornbahn-Geschäftsführer Schöttl ist überzeugt, dass der neue, knapp 100 Meter lange Nordwandsteig zum Nebelhorn passt. Im Sommer wie im Winter können Gäste einige Meter unterhalb der Gipfelstation den Berg zu jeder Jahreszeit umrunden – barrierefrei und ohne alpine Schwierigkeit. Bis zu 600 Meter geht es unter den Metallgittern in die Tiefe, während der Blick über das beeindruckende Gipfelpanorama wandert. Motto: „Alpines Erleben, ohne Alpinist zu sein.“
„Da werden sensationelle Ausblicke vermittelt“, sagt Schöttl und ergänzt: „Einen regelrechten Zirkus oder Fahrgeschäfte am Berg würde ich auch ablehnen – aber das ist meine persönliche Meinung.“ Die Bergbahnen wollten aber der „breiten Masse“ zu Aussichten und Gipfelerlebnissen verhelfen. Dazu gehörten auch die weniger Sportlichen, alte und behinderte Menschen. Im europaweiten Vergleich sind deutsche Bergbahnen im Sommergeschäft stark: die Hälfte der Gäste kommt in der warmen Jahreszeit, die anderen 50 Prozent im Winter. Dies hänge mit der Tradition der Sommerfrische in den bayerischen Alpen zusammen. Zum Vergleich: In Österreich liegt der Anteil der Sommergäste bei 20, in Frankreich nur bei fünf Prozent. Entsprechend stark konzentrieren sich die dortigen Bahnen auf den Wintersport. Am Nebelhorn liegt der Anteil der Sommergäste laut Schöttl bei 60 Prozent. 80 Prozent der Bergbahn-Gäste im Sommer kämen, um die Aussicht zu genießen.