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Bayern unter Strom: Die Elektrizität feiert 125. Jubiläum

Bayern unter Strom

Die Elektrizität feiert 125. Jubiläum

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    Von Winfried Züfle, München Strom aus der Steckdose lässt die Energiesparlampe leuchten, heizt die Herdplatte auf, bringt Spül- und Waschmaschine zum Laufen, sorgt für Power in Fernsehgerät und Computer. All dies funktioniert nur, weil Strom über weite Strecken übertragen werden kann.

    Der erste, der dies vorexerzierte, war vor genau 125 Jahren ein junger bayerischer Ingenieur namens Oskar von Miller, der spätere Gründer des Deutschen Museums in München. Dort findet jetzt aus Anlass des Jubiläums ein wissenschaftlicher Kongress statt.

    Strom war für die meisten Menschen damals etwas Unfassbares. Doch Miller hatte auf der Ersten Internationalen Elektrizitätsausstellung 1881 in Paris gesehen, wie Strom 1000 Glühlampen zum Leuchten brachte. Der 27-jährige Bauingenieur mit dem Faible für die Elektrizität organisierte darauf im einstigen Glaspalast am Münchner Stachus ebenfalls eine Ausstellung. Doch er wollte mehr: Dort sollte auch ein Weltrekord erzielt werden, die Übertragung von Strom über die damals sensationelle Entfernung von 57 Kilometern, nämlich von Miesbach nach München.

    Gemeinsam mit dem Franzosen Marcel Deprez baute Miller die Anlage auf. In Miesbach stand eine 1,5 PS starke Dynamomaschine, sie sollte in der Münchner Ausstellung einen 2,5 Meter hohen künstlichen Wasserfall betreiben. Die Stromkabel montierten die Pioniere auf Telegrafenmasten. Am 25. September 1882, nachts um 23 Uhr (damit niemand eine mögliche Panne bemerken sollte), setzten sie den Mechanismus in Gang - "und es funktionierte wider Erwarten", schildert der Leiter des Archivs des Deutschen Museums, Wilhelm Füßl. Deprez soll Miller um den Hals gefallen sein und ihn abgebusselt haben.

    Es folgten Pannen. Nur an vier der 12 restlichen Ausstellungstage konnten die Besucher den künstlichen Wasserfall bestaunen. "Aber", so Füßl, "Miller hat erstmals das Prinzip demonstriert: Industriebetriebe müssen sich nicht dort ansiedeln, wo das Kraftwerk steht."

    Das Techniktalent Miller blieb am Thema dran: Knapp ein Jahrzehnt später, 1891, demonstrierte er eine Stromübertragung vom Wasserkraftwerk Lauffen am Neckar nach Frankfurt. Das waren 175 Kilometer; aber noch wichtiger war, dass diesmal nicht Gleichstrom, sondern - wie heute üblich - Wechselstrom durch die Drähte floss.

    Mehr als ein Jahrhundert danach ist ganz Europa durch ein Übertragungsnetz verbunden. Das UCTE-Netz, zu dem auch Deutschland gehört, versorgt 450 Millionen Menschen. Interessanterweise geht der Trend aber wieder zurück: "Für den Stromtransport über Tausende von Kilometern", berichtet Prof. Wolfgang Schröppel vom Verband der Elektrotechnik (VDE), "wird in Asien und Afrika heute Gleichstrom eingesetzt - wenn auch mit viel höherer Spannung als bei Miller."

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