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Bayern: Virologin empfiehlt Grippe-Impfung in Flüchtlingsunterkünften

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Virologin empfiehlt Grippe-Impfung in Flüchtlingsunterkünften

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    Erstaufnahmeeinrichtung in München. Experten raten zu vorbeugenden Impfungen gegen Grippe.
    Erstaufnahmeeinrichtung in München. Experten raten zu vorbeugenden Impfungen gegen Grippe. Foto: Angelika Warmuth (dpa)

    Noch hat die Grippesaison nicht begonnen. Um aber eine Influenzawelle in Erstaufnahmeunterkünften für Flüchtlinge im Winter zu verhindern, rät eine Expertin zu entsprechenden Impfungen. "Grippe-Impfungen sind in allen Gemeinschaftsunterkünften wichtig und werden dort auch gezielt angeboten", sagte die Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München, Ulrike Protzer.

    Das Wetter ist herbstlich, die Grippesaison naht. Sind Flüchtlinge eine besonders gefährdete Gruppe?

    Protzer: Man muss zwischen einer Erkältung und der echten Grippe unterscheiden. Für die Grippe ist es noch relativ früh, die beginnt typischerweise im Dezember und dauert dann bis März oder April. Eine Erkältung dagegen kann das ganze Jahr über auftreten. Für Menschen in geschwächter Situation ist die Ansteckungsgefahr zwar nicht höher, jedoch wird sie jede Infektionskrankheit schwerer treffen. Gesunde stecken das leichter weg. Fangen sich geschwächte Menschen einen Infekt ein, ist das Risiko größer, schwerer zu erkranken - etwa an einer Lungenentzündung.

    Sind Grippe-Impfungen in Flüchtlingsunterkünften also umso wichtiger?

    Protzer: Grippeimpfungen sind in allen Gemeinschaftsunterkünften wichtig und werden dort auch gezielt angeboten. Das machen die Gesundheitsämter. Speziell für die Grippe ist aber genug Zeit, der Impfstoff kommt erst noch.

    Wie sieht es mit anderen Impfungen aus, die hier in Deutschland quasi standardmäßig durchgeführt werden?

    Protzer: Viele Flüchtlinge sind in ihren Herkunftsländern nicht ausreichend geimpft worden. Jedoch werden hier in den Flüchtlingsunterkünften Gesundheitschecks durchgeführt. Da zeigt sich auch, welche weiteren Impfungen vielleicht notwendig sind. Manche Flüchtlinge kommen ja auch krank hier an, sie waren vielleicht 20 oder 30 Tage lang zu Fuß unterwegs und haben unter freiem Himmel geschlafen. Dafür ist der medizinische Dienst da und kann sie bei Bedarf zum Beispiel mit Antibiotika versorgen.

    Wird es genug Grippe-Impfstoff geben angesichts Tausender Flüchtlinge?

    Protzer: Es ist ja so, dass wir in Deutschland etwa ein oder zwei Flüchtlinge je 1000 Einwohner haben. Da reicht der Impfstoff. Das ist machbar. Länder wie der Libanon - mit etwa 1,5 Millionen Flüchtlingen - sind in einer ganz anderen Situation. Die medizinische Versorgung ist schlecht und die Gefahr von Krankheiten größer. Wir müssen noch viel mehr darüber nachdenken, wie wir den Menschen dort helfen können. Das ist eine moralische Verpflichtung. dpa

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