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Bayern: Synthetische Drogen überschwemmen den Markt

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Synthetische Drogen überschwemmen den Markt

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    Ecstasy ist schon lange bekannt - neue synthetische Drogen stellen die EU aber vor immer größere Probleme.
    Ecstasy ist schon lange bekannt - neue synthetische Drogen stellen die EU aber vor immer größere Probleme. Foto: Archivfoto Ulrich Perrey,dpa

    Ein Mann wird ins Krankenhaus eingeliefert, weil er torkelt und laut schreit. Ein Schüler stirbt. Beide Fälle haben sich vor kurzem in Ingolstadt ereignet. Sie haben womöglich eines gemeinsam: Es könnte „Badesalz“ mit im Spiel gewesen sein, eine synthetische Droge mit dem Wirkstoff Mephedron.

    Jeden Tag kommt eine neue Droge heraus

    Sie ist derzeit vor allem im Münchner Raum auf dem Vormarsch, sagte Felix Tretter gestern beim 12. Interdisziplinären Suchtforum in München. „Badesalz“ ist dabei nur eine von vielen neuen, meist synthetischen Drogen, die den Markt überschwemmen. „Jeden Tag kommt irgendwo in Europa eine neue Substanz heraus“, sagte der 2. Vorsitzende der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen. Übers Internet werden sie schnell verbreitet.

    Dieser Trend kam, Tretter zufolge, verstärkt vor rund fünf Jahren mit dem Rauschgift „Spice“ auf. Die Hersteller hatten es zunächst als „legalen“ Cannabis-Ersatz verkauft. Als eine Kräutermischung, die offiziell nur zum Verräuchern gedacht war. Tatsächlich enthielt „Spice“ aber hochwirksame synthetische Substanzen. „Spice“ wurde verboten, das Muster aber setzt sich seither fort, so Tretter. In Drogenküchen wird die Struktur bereits bekannter Stoffe so verändert, dass sie nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen. Verkauft werden sie dann als „Kräutermischungen“, „Badesalze“ oder „Kunstdünger“ in Online-Shops. Meist mit dem Warnhinweis, dass sie nicht für den Konsum geeignet sind – was Insider als Zeichen erkennen, so Tretter.

    "Legale" Drogen: Gesetzgeber kommt nicht hinterher

    Diese neuen synthetischen Drogen werden oft als „Legal Highs“ bezeichnet, da sie zum Teil noch gar nicht untersucht wurden. Sie verändern sich so schnell, dass Forscher und Gesetzgeber nicht hinterherkommen, sagte Tretter: „Wir werden da völlig überrollt.“ Das macht die Drogen auch besonders gefährlich: Weil man ihre Substanzen nicht kenne, sei das Risiko für die oft jungen Konsumenten groß, eine Überdosis zu nehmen.

    Das ist auch für Ärzte ein Problem, wenn sie Menschen im akuten Rausch behandeln müssen, sagte Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer. „Den Konsumenten ist meistens nicht klar, welche Auswirkungen diese chemischen Substanzen auf den Organismus haben können“, sagte sie. Als Beispiel nannte die Ärztin die synthetische Droge „Crystal Meth“, die sich in Bayern derzeit rasant verbreitet und meist aus Tschechien über die Grenze geschmuggelt wird. Sie zerstört die Nervenzellen und führt zu schweren psychischen Schäden. Oft mache sie schon nach der ersten Nutzung abhängig.

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