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Bayern: Plötzlich hagelt es Flaschen: Mehr Gewalt gegen Polizisten in Bayern

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Plötzlich hagelt es Flaschen: Mehr Gewalt gegen Polizisten in Bayern

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    Anfang Mai gerieten Polizisten bei einer Kontrolle im Englischen Garten in München unversehens in einen Hagel leerer Flaschen. 19 Beamte wurden verletzt. Seitdem zeigt die Polizei deutlich mehr Präsenz in dem Park. Auch die Innenpolitiker im Landtag wollen jetzt gegen die Gewaltausbrüche vorgehen.
    Anfang Mai gerieten Polizisten bei einer Kontrolle im Englischen Garten in München unversehens in einen Hagel leerer Flaschen. 19 Beamte wurden verletzt. Seitdem zeigt die Polizei deutlich mehr Präsenz in dem Park. Auch die Innenpolitiker im Landtag wollen jetzt gegen die Gewaltausbrüche vorgehen. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Polizisten müssen im Einsatz immer mit Ärger oder unliebsamen Überraschungen rechnen. Das gehört zu ihrem Beruf. Die Erfahrung, ohne erkennbaren Grund in einen Flaschenhagel zu geraten, ist aber neu. So geschehen im Englischen Garten in München am 8. Mai oder in der Nürnberger Innenstadt vergangenes Wochenende. Die Besorgnis, mit einem neuen Phänomen von Gewalt konfrontiert zu sein, ist groß. Die Innenpolitiker im Landtag beobachten die Entwicklung mit einiger Sorge.

    Plötzlich hagelt es Flaschen auf Polizisten im Englischen Garten in München

    Die Flaschen kamen, so berichtet ein Beamter auf Twitter, im wahren Sinn des Wortes aus heiterem Himmel: „Stellt Euch vor, es ist ein lauer Abend, die Sonne scheint, Ihr seid im Englischen Garten und rechnet mit nichts Bösem. Plötzlich fliegt eine Flasche auf Euch zu und dann noch eine und dann noch eine. Und plötzlich fliegen so viele Flaschen in Eure Richtung, dass Ihr überhaupt nicht mehr mitzählen könnt.“

    Nach einer Massenschlägerei am Samstagabend will die Polizei ihre Präsenz im Englischen Garten verstärken. Am Tag darauf patrouillierten 160 Einsatzkräfte im Park.
    Nach einer Massenschlägerei am Samstagabend will die Polizei ihre Präsenz im Englischen Garten verstärken. Am Tag darauf patrouillierten 160 Einsatzkräfte im Park. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Die Polizisten wussten nicht, warum. Sie waren auf Streife. Dann wurden sie auf einen Fall sexueller Belästigung aufmerksam. Ein 16-Jähriger hatte eine 14-Jährige begrapscht. In der Folge gab es eine Schlägerei. Es ging für die Beamten darum, das Mädchen zu schützen und die Streithähne zu trennen. Eigentlich Routine. Dann aber prasselten die Flaschen auf sie nieder. Die Angreifer waren unbeteiligte junge Männer aus einer Gruppe von etwa 100 Leuten. „Ich bin der festen Überzeugung, dass 99 Prozent von denen überhaupt nicht mitbekommen hatten, was passiert war“, sagt der Beamte. Die Polizisten mussten Verstärkung holen. Am Ende des Einsatzes zählte die Münchner Polizei 19 leicht verletzte Beamte in ihren Reihen.

    Alkoholisierter Mob geht auf Polizisten in Nürnberg los

    In Nürnberg blieb es nicht bei Prellungen und blauen Flecken. Dort musste vergangenen Samstag ein Polizist ins Krankenhaus gebracht werden, um sich Glassplitter aus dem Kopf entfernen zu lassen. In aufgeheizter Stimmung war in der Innenstadt nach Schließung der Lokale um 23 Uhr ein alkoholisierter Mob auf Beamte losgegangen, die eine Frau vor einer gewaltsamen Attacke eines unbekannten Schlägers retten wollten. Auch in diesem Fall hatten die Angreifer mit dem ursprünglichen Geschehen nichts zu tun. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigte sich „fassungslos“ über die Aggressivität und Brutalität, die seine Beamten dort erleben mussten.

    Über die eigentlichen Motive der Angreifer ist sich die Polizei noch nicht völlig im Klaren. Eine Vermutung geht in die Richtung, dass sich die Wut der jungen Männer gegen die Corona-Regeln richtet. Von „falscher Solidarisierung“ ist in einem CSU-Antrag im Landtag die Rede. Will heißen: Die zumeist stark alkoholisierten Burschen sehen einen Polizeieinsatz und unterstellen, dass Corona-Bestimmungen von der Polizei mit Gewalt durchgesetzt werden. Eine andere Theorie sagt, dass sich gewaltbereite junge Männer ganz gezielt unters ansonsten friedliche Partyvolk mischen und nur auf eine Gelegenheit warten, Randale zu machen.

    Münchner Partyvolk ist für Diebstähle, Raub und Körperverletzung bekannt

    Der Münchner Polizeidirektor Stephan Funk, der den Englischen Garten kennt wie seine Westentasche, berichtet, dass sich auf der Karl-Theodor-Wiese zwischen Monopteros und Haus der Kunst abends regelmäßig, ganz ähnlich wie man es vom Oktoberfest kennt, ein „Reservierungswechsel“ vollzieht. Familien, Spaziergänger, Sportler und Sonnenbader gehen langsam heim und das Partyvolk rückt mit vollen Plastiktüten an. Und unter ihnen gebe es kleine Gruppen, die eben nicht nur Trinken und Feiern im Sinn haben, sondern für Diebstähle, Raub und Körperverletzung bekannt sind. „Deren Ziel ist nicht der Englische Garten“, sagte Funk der Süddeutschen Zeitung. „Die kommen her, weil die anderen da sind.“

    Die Abgeordneten im Innenausschuss des Landtags verurteilten am Mittwoch einhellig die neue Dimension der Gewalt. Welche Konsequenzen gezogen werden und wie dem Problem zu begegnen sei, soll diskutiert werden, wenn ein Bericht des Innenministeriums über die Vorfälle vorliegt.

    Lesen Sie den Kommentar zum Artikel: Die Justiz muss durchgreifen

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