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Bayern: Neues Schulprojekt gegen Mobbing

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Neues Schulprojekt gegen Mobbing

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    Das Kultusministerium will Kinder künftig besser vor Gewalt und Ausgrenzung schützen (Symbolbild).
    Das Kultusministerium will Kinder künftig besser vor Gewalt und Ausgrenzung schützen (Symbolbild). Foto: dpa

    Rund fünfzehn Prozent der Schüler in Bayern haben sich schon einmal durch einen Mitschüler unter Druck gesetzt oder ausgegrenzt gefühlt. Das zumindest ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Eine Zahl, die auch das Münchner Kultusministerium aufgeschreckt hat: „Wir nehmen Mobbing an der Schule sehr ernst“, sagt deshalb Bayerns Kultusstaatssekretär Thomas Kreuzer (CSU).

    Zwar sei das gezielte Schikanieren von Mitschülern kein neues Phänomen: „Jeder weiß aus seiner eigenen Schulzeit, dass es so etwas gibt“, glaubt Kreuzer. Schule müsse aber ein Ort sein, an dem sich jeder Schüler wohlfühlen und ohne Furcht vor anderen ein stabiles Selbstwertgefühl entwickeln könne. Für das Kultusministerium gelte deshalb der Grundsatz: „Null Toleranz gegen Mobbing oder Gewalt an Schulen.“

    Bayernweite Präventionskampagne

    Mit einer bayernweiten Präventionskampagne will das Ministerium Lehrer, Schüler und Eltern für das Thema sensibilisieren und Hilfestellungen für die richtige Reaktion geben: „Denn das Erkennen von Mobbing ist oft nicht so einfach, weil es oft im Verborgenen stattfindet“, erklärt der Staatssekretär.

    So können, laut Kreuzer, schon jetzt speziell ausgebildete Schulpsychologen von den Schulen angefordert werden, um vor Ort Präventionsprogramme aufzubauen oder schulinterne Fortbildungen anzubieten. „Ein gutes Schulklima sowie gegenseitige Achtung und Anerkennung sind die Basis für ein erfolgreiches Leben und Lehren. Schule muss ein Raum sein, der frei von Bedrohung, Schikane und Ausgrenzung ist“, sagt Kreuzer. Auch die Akademie für Lehrerfortbildung (ALP) in Dillingen beschäftigt sich intensiv mit dem Thema.

    "Anti-Mobbing-Koffer" für die Schulen

    Mit finanzieller Unterstützung der Techniker Krankenkasse stehen zudem ab sofort bei den bayerischen Schulberatungsstellen rund 1200 „Anti-Mobbing-Koffer“ für alle weiterführenden Schulen bereit. Darin befinden sich Filme und Unterrichtsmaterialien, die den Schülern helfen sollen, Ursachen, gruppendynamische Prozesse und Folgen von Mobbing an der Schule zu erkennen: „Wir wollen Schüler stark machen, andere einzubeziehen, anstatt auszugrenzen“, erklärt Christian Bradl, Bayern-Chef der Krankenkasse.

    Ganz uneigennützig ist das Engagement seines Unternehmens nicht, gibt Bradl offen zu: „Wir haben großes Interesse daran, den psychischen und physischen Schäden vorzubeugen, die durch Mobbing entstehen können.“ Diese reichten von Bauchschmerzen und Schlafstörungen bis hin zu Depressionen, die auch Erwachsene noch beeinträchtigen können, so Bradl.

    Unterstützung der Eltern wichtig

    Wichtig für die Schulen sei aber auch die Unterstützung der Eltern, glaubt Markus Prummer, Dozent im Präventionsprojekt der Akademie für Lehrerfortbildung (ALP). Eltern sollten vor allem auf Verhaltensänderungen ihrer Kinder achten. „Manche Kinder verkriechen sich in ihr Schneckenhaus“, sagt er. „Das ist nichts, was man gerne weiter erzählt.“ Auch verlorene oder beschädigte Schulsachen könnten ein Warnzeichen sein. Vom Versuch, ein Mobbingproblem auf eigene Faust zu lösen, rät Prummer jedoch ab: „Das ist Sache der Schule.“

    Ein „ganz großes Thema mit hoher Dunkelziffer“ sei das „Cyber-Mobbing“ von Mitschülern im Internet: „Da sind Lehrer und Eltern meist komplett außen vor“, so Prummer. Hier komme es vor allem auf eine funktionierende Klassengemeinschaft an, um solche Vorfälle aus dem Verborgenen zu holen: „Dann hat Mobbing keine Chance.“

    Auch die bayerische FDP will Kinder vor Mobbing an den Schulen schützen. „Die Schule darf kein Platz sein, der Kindern und Jugendlichen Angst macht“, sagt Generalsekretärin Miriam Gruß (Augsburg). Sie fordert die Staatsregierung auf, über das aktuelle Projekt hinaus, eine langfristige Strategie zu entwickeln.

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