Der CSU-Landtagsabgeordnete und frühere Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer hat auf Facebook Bayerns Lehrer scharf angegriffen. „Wir haben zwar mit die teuersten, aber nicht immer die besten und fleißigsten Lehrer“, schreibt Pschierer auf seinem Profil. Später heißt es in dem Beitrag: „Beamtenstatus, Unkündbarkeit, beste Gesundheitsversorgung mit Chefarztbehandlung, üppige Pensionen und 70 Ferientage. Da müsste man doch eigentlich zufrieden sein können. Nein! Ist man nicht.“
Hintergrund für Pschierers Post ist das Ultimatum, das Bayerns größter Lehrerverband BLLV vor einigen Tagen an die Staatsregierung gestellt hatte. Bis Ende der Osterferien müsse jedem impfwilligen Lehrer ein Impfangebot gemacht werden, heißt es in einem Brandbrief des Verbands. Ein ungeimpfter Lehrer könne nur Distanzunterricht anbieten. Der BLLV handelte sich dafür von vielen Seiten Kritik ein.
Reaktionen auf Lehrer-Kritik von Franz Josef Pschierer: „Respektlos“, „skandalös“
Doch so heftig wie Pschierer wütete keiner: „Für mich ist dieses Ultimatum (…) schlichtweg unverschämt“, schreibt er weiter. „Und deshalb bin ich fast geneigt, das Zitat unseres früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder über Lehrer zu wiederholen ("Ihr wisst doch ganz genau, was das für ... Säcke sind.").“
Bis zum Donnerstagnachmittag sammelt der Post bereits mehr als 130 Kommentare – überwiegend negative. „Unterstes Stammtischniveau“, „respektlos“, „skandalös“, so bezeichnen Pschierers Kritiker den Beitrag. Andere Nutzer stimmen Pschierer zu: „Danke Herr Pschierer für ihre Standhaftigkeit und Haltung in dieser Sache“, schreibt einer.
Mittlerweile hat sich Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) eingeschaltet. Er weist "diese unberechtigte Pauschalkritik an den bayerischen Lehrkräften deutlich zurück". Die Lehrkräfte hätten in der Pandemie viele neue Aufgaben angenommen und hervorragende Arbeit geleistet. "Die Corona-Pandemie hat den Schulbetrieb völlig auf den Kopf gestellt. Unsere Lehrkräfte haben von Beginn an flexibel auf diese Situation reagiert und einfach angepackt: Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt, Distanzunterricht organisiert, sich zeitgleich intensiv fortgebildet – alles, um die Bildungschancen der ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler zu sichern." Piazolo bedankt sich ausdrücklich bei den Lehrkräften: "Mir ist bewusst, wie viel sie in dieser Pandemie tagtäglich leisten.“
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband, auf dessen Brandbrief Pschierer reagierte, lässt sich nicht provozieren. Präsidentin Simone Fleischmann sagt: "Ich ignoriere diesen Post. Jedes Wort dazu ist mir eines zu viel."
Pschierer, Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion, hatte zuletzt oft polarisiert – und erst im Februar gegen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rebelliert, indem er ein Ende des Lockdowns forderte.
Pschierer zieht erneut Wut vieler Lehrer auf sich
Es ist auch nicht das erste Mal, dass Pschierer die Wut der Lehrkräfte auf sich zieht. Im März 2020 hatte der Mindelheimer Abgeordnete einer Grundschullehrerin empfohlen, sie solle sich einen neuen Job suchen. Die Lehrerin aus Oberbayern hatte sich in einem Brief an mehrere Politiker gewandt und Ideen gegen den Lehrermangel präsentiert – unter anderem die, das Gehalt von Grund- und Mittelschullehrern auf die Stufe A13 anzuheben, in die auch Lehrkräfte an Gymnasien und Realschulen eingruppiert sind.
Pschierer schrieb zurück: "Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist die freie Berufswahl fest verankert. Sollten Sie mit dem von Ihnen frei gewählten Beruf und den damit verbundenen Arbeitsbedingungen nicht zufrieden sein, müssen Sie selbst die Konsequenzen ziehen und sich eine andere Tätigkeit suchen."
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