Die Kriminalität in Bayern bleibt auf einem historisch niedrigen Niveau. „Der Eindruck ,Früher war alles besser‘ ist definitiv falsch“, sagte Innenminister Joachim Herrmann am Montag bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2018. Diese lässt sich in Kurzform wie folgt zusammenfassen: deutlich weniger Wohnungseinbrüche und Diebstähle, aber mehr Betrugsfälle, Sexualstraftaten und Rauschgift-Delikte.
Dazu ein weiter überproportional hoher Anteil von Ausländern und Zuwanderern an den Tatverdächtigen. Insgesamt stieg die Zahl der registrierten Straftaten leicht an – um 1,3 Prozent auf nun rund 594.000 Fälle. Dies sei aber – bezogen auf die Einwohnerzahl – nach 2017 die zweitniedrigste Kriminalitätsrate seit 1988, erklärte Herrmann.
Für etwas Aufregung sorgte im ersten Moment die Statistik für die Stadt Würzburg. Dort verzeichneten die Ordnungshüter im vergangenen Jahr einen Anstieg der Kriminalitätsrate um ganze elf Prozent. Doch Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer hatte am Montag schnell eine Erklärung dafür parat.
Die Steigerung sei vor allem auf einen einzigen Fall zurückzuführen: Dem „Autokratzer“, der in Unterfranken hunderte Fahrzeuge mutwillig beschädigt hat. „Ohne diesen Fall würde Würzburg wohl nicht die rote Laterne halten“, sagte Schmidbauer. Doch auch in München (4,3 Prozent) und Augsburg (0,7 Prozent) legte die Kriminalität zu. In Fürth (-8,1 Prozent), Bayreuth (-6,2 Prozent) oder Bamberg (-5,6 Prozent) gab es dagegen einen deutlichen Rückgang.
Knapp 23 Prozent der Verdächtigen haben keinen deutschen Pass
Weiter gestiegen ist der Anteil der Nichtdeutschen an den Tatverdächtigen: Er liegt nun bei 35,5 Prozent – bei einem Bevölkerungsanteil von 12,6 Prozent. Vor allem im Zehn-Jahres-Vergleich ist der Zuwachs deutlich: 2009 hatten knapp 23 Prozent der Tatverdächtigen keinen deutschen Pass. Nicht alle diese Personen leben allerdings in Bayern: So zählte mehr als die Hälfte der verhafteten Einbrecher zu organisierten Banden, vor allem aus Osteuropa.
Auch der Anteil tatverdächtiger Zuwanderer liegt mit 10,6 Prozent deutlich über dem Bevölkerungsanteil von rund 1,7 Prozent. Bei Gewalt- und Sexualdelikten liegt die Quote gar über 15 Prozent. „Ein erheblicher Teil dieser Delikte wird innerhalb der Gruppe der Zuwanderer verübt“, erklärt Herrmann. Mehr als einem Viertel der beschuldigten Zuwanderer – knapp 8000 Personen – wurde mehr als eine Straftat vorgeworfen.
Bei den Gewaltdelikten insgesamt bleibt vor allem ein anhaltend starker Anstieg an angezeigten Sexualverbrechen auffällig – 2018 um 12,5 Prozent auf gut 8600 Fälle. Herrmann führt dies unter anderem auf das geänderte Sexualstrafrecht und ein verändertes gesellschaftliches Umfeld im Zuge der „Me-Too“-Debatte zurück. Beides habe zweifellos zu einer „Aufhellung des Dunkelfeldes“ geführt. Auch möglichen anderen Gründen des Anstiegs werde aber nachgegangen, so der Minister.
Betrüger ergaunerten insgesamt 13 Millionen Euro
Jede fünfte Straftat in Bayern war 2018 ein Betrugs- oder Fälschungsdelikt. So versuchten etwa professionelle „Call-Center“ per Telefon aus Polen und der Türkei als vermeintliche Polizisten vor allem ältere Menschen zur Übergabe von Bargeld oder Schmuck zu drängen. Immer wieder mit Erfolg. Der Schaden wird auf 13 Millionen Euro geschätzt. Im Bereich Rauschgift hat sich die Zahl der registrierten Straftaten seit 2009 fast verdoppelt – auch wegen verstärkter Kontrollen der Polizei. Gleichzeitig sank die Zahl der Drogentoten von 321 in 2016 auf nun 235.
Positive Entwicklungen gab es etwa beim Kfz-Diebstahl (-9,1 Prozent), beim Taschendiebstahl (-14,9 Prozent) oder beim Raub (-7,2 Prozent). Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche sank um 13 Prozent auf gut 5200 Fälle. „Unsere intensiven Bemühungen zahlen sich hier aus“, freute sich Herrmann. Bayern werde deshalb auch in Zukunft an einer „konsequenten strategisch ausgerichteten Sicherheitspolitik festhalten“.