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Bayern: Immer weniger Kinder in Schulen - Trotzdem mehr Lehrer eingeplant

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Immer weniger Kinder in Schulen - Trotzdem mehr Lehrer eingeplant

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    Obwohl die Schülerzahlen in Bayern zurückgehen, will Kultusminister Spaenle mehr Lehrer einstellen. (Symbolbild)
    Obwohl die Schülerzahlen in Bayern zurückgehen, will Kultusminister Spaenle mehr Lehrer einstellen. (Symbolbild) Foto: Armin Weigel, dpa

    Im neuen Schuljahr werden an Bayerns Schulen mehr Lehrer als je zuvor so wenige Kinder unterrichten wie seit Jahrzehnten nicht. Die Schülerzahl sinkt um über 25 000 auf 1,72 Millionen; gleichzeitig gibt es gut 1000 Lehrer mehr. Deswegen konnte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) am Freitag einen neuen Rekord in der Unterrichtsversorgung melden: Rein rechnerisch betreut ein Lehrer - wobei Teilzeitkräfte mit eingerechnet sind - nur noch 14,6 Schüler.

    107.000 Erstklässler werden eingeschult

    "Das ist ein gewaltiger Schritt nach vorne, und wir werden diesen Trend weiter fortsetzen", sagte Spaenle in München. Rund 107.000 Erstklässler werden nach dem Ende der Sommerferien am kommenden Donnerstag die Schule besuchen.

    Berühmte Sitzenbleiber von Stoiber bis Churchill

    Edmund Stoiber, Winfried Kretschmann oder Christian Wulff: Viele Politiker mussten früher eine Klasse wiederholen. Ein Blick auf die bekanntesten Sitzenbleiber der Politikgeschichte.

    Winfried Kretschmann: In der elften Klasse hat es den grünen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs erwischt.

    Edmund Stoiber: Blieb in der Schule in der siebten Klasse sitzen - wegen Latein.

    Edelgard Bulmahn: In der zehnten Klasse erwischte es die SPD-Politikerin.

    Peer Steinbrück: Ausgerechnet an Mathematik ist der spätere Finanzmister Peer Steinbrück in der Schule gescheitert.

    Christian Wulff: In der der zehnten Klasse erwischte es ihn.

    Winston Churchill: Der spätere britische Premierminister blieb gleich mehrfach sitzen – wegen Latein und Sport.

    Otto von Bismarck: Auch der erste Kanzler im Deutschen Reich musste in der Schule eine Ehrenrunde drehen.

    Barbara Sommer: Die frühere nordrhein-westfälische Bildungsministerin Barbara Sommer (CDU) startete 2007 eine Offensive gegen das Sitzenbleiben - und musste selbst die neunte Klasse zwei Mal machen.

    Klaus Wowereit: Auch dem Regierenden Bürgermeister von Berlin blieb eine Ehrenrunde nicht erspart.

    Trotz der sinkenden Schülerzahlen will Spaenle weiter für ein "Mehr an Lehrkräften" kämpfen. "Wenn ich Kinder unterrichten will, kann ich keinen Kühlschrank reinstellen." Der Kultusminister begründete den Bedarf an neuen Lehrern mit den geänderten Bedingungen an den Schulen: dem Ausbau der Ganztagsangebote, der geplanten besseren Betreuung der einzelnen Schüler und dem Erhalt kleiner Schulen. "Wir haben Herausforderungen, die es in den vergangenen 20 Jahren in dieser Form nicht gab", sagte er.

    Bildungsetat weiter gestiegen

    Der Schuletat der Staatsregierung ist in den vergangenen Jahren um mehr als ein Viertel gestiegen - von 7,38 Milliarden Euro 2002 auf knapp 10 Milliarden Euro in diesem Jahr. Spaenle meldete als Erfolg, dass im neuen Schuljahr nur noch drei Hauptschulen wegen Schülermangels geschlossen werden. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts hatte das Ministerium Hunderte kleiner Schulen dicht gemacht.

    Rückgang bei Grund- und Hauptschulen, kaum Schwankungen bei Realschulen und Gymnasien

    Bemerkbar macht sich der stete Rückgang der Schülerzahlen vor allem an Grund- und Hauptschulen. Die 2400 Grundschulen verlieren knapp 8000 Kinder, die Mittelschulen über 4000. An den Mittelschulen sitzen im neuen Schuljahr im Schnitt erstmals weniger als 20 Kinder in einer Klasse. An Realschulen und Gymnasien gibt es dagegen nur leichte Schwankungen. Bis Ende des Jahrzehnts erwartet das Kultusministerium einen weiteren starken Rückgang der Schülerzahlen von über 200 000 Kindern und Jugendlichen.

    Flexible Grundschule wird ausgeweitet

    Spaenle bekräftigte, dass es im neuen Schuljahr viele Verbesserungen des Unterrichts geben soll, die den Schülern das Lernen erleichtern sollen. Dazu gehören neben den zusätzlichen Lehrern die Ausweitung der sogenannten "flexiblen Grundschule" von 20 auf 80 Schulen. Das bedeutet, dass die Kinder wahlweise ein Jahr schneller oder langsamer die Grundschule absolvieren können. An 78 der 418 Gymnasien sind Einführungsklassen geplant, die Real- und Mittelschülern den Aufstieg zur höheren Schule erleichtern sollen. Wegen der vielen Beschwerden über eine zu hohe Belastung am G8 wurde der Gymnasiallehrplan in 11 von 25 Fächern gekürzt.

    Spaenle räumte ein, dass die Bildungschancen der Kinder in Bayern nach wie vor zu stark von Wohlstand und Bildung der Eltern abhängen: "Die soziale Prägewirkung der Herkunft ist immer noch zu hoch."  dpa, lby

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