„Ich mache das nicht zum Spaß und ich habe mir das auch nicht ausgesucht“, sagt Tessa Ganserer. Die Landtagsabgeordnete der Grünen war im Oktober noch unter dem Namen Markus Ganserer als Mann in den Landtag gewählt worden. Zum Jahresende hatte sie öffentlich erklärt, sich seit Jahren als Frau zu fühlen – und deshalb künftig auch als Frau leben zu wollen.
Dieses „Coming-out“ sei „emotional für mich sehr anstrengend“, sagt Ganserer auf einer Pressekonferenz im Landtag. Zwar könne sie das öffentliche Interesse an der ersten Geschlechtsänderung eines aktiven Parlamentariers in Deutschland verstehen: „Es wäre mir aber lieber, wenn es eine ganz normale Sache wäre.“
Aus den Reihen der Abgeordnetenkollegen im Landtag habe sie viele positive Reaktionen erhalten, berichtet Ganserer: „Auch aus anderen Parteien.“ Auch viele positive Zuschriften von Bürgern „haben mir persönlich sehr gut getan“. Vor allem in sozialen Medien im Internet seien aber auch viele diskriminierende Kommentare zu finden. Dies zeige, dass es nach wie vor sehr viele Vorurteile gegen Trans- und Intersexuelle, aber auch gegen Homosexuelle gebe.
Grüne im Landtag: Partei fordert einen Aktionsplan gegen Homophobie
Vor diesem Hintergrund fordern die Grünen im Landtag nun von der neuen Staatsregierung einen bayerischen Aktionsplan gegen Homophobie und Transphobie: „Bayern ist das einzige Bundesland, das keinen solchen Plan hat“, sagt Ganserer. Auch rechtlich seien noch viele Verbesserungen nötig: So habe sie zwar „ein menschlich sehr angenehmes Gespräch“ mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) über ihre Geschlechtsänderung geführt. Juristisch sei dieser Schritt aber selbst für den Landtag kompliziert – weshalb zunächst etwa auf Landtags-Anträgen auch noch der Name „Markus Ganserer“ stehen müsse.
Forderungen hat Grünen-Politikerin Ganserer aber auch an die Bundespolitik: So sei das aus den 1980er Jahren stammende Transsexuellengesetz schon lange reformbedürftig: Eine Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrags etwa bedürfe nach wie vor zweier psychologischer Gutachten. Dies sei für viele Betroffene extrem demütigend und eine Verletzung der Menschenwürde.
„Transidentität ist keine Krankheit und auch keine Modeerscheinung“, betont Ganserer. Niemand mache einen solchen Schritt unbedacht. Bei ihr selbst habe es rund zehn Jahre gedauert, bis sie mit ihrer eigentlichen Identität nach außen gehen konnte: „Doch jetzt kann ich endlich von meiner Umwelt so wahrgenommen werden, wie ich es selbst empfinde.“