Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Bayern: Entscheidung über Rückkehr zum G9 verzögert sich

Bayern

Entscheidung über Rückkehr zum G9 verzögert sich

    • |
    Entscheidung über Rückkehr zum G9 verzögert sich
    Entscheidung über Rückkehr zum G9 verzögert sich Foto: Marijan Murat (dpa)

    Die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium bereitet der CSU-Staatsregierung offenbar noch weitaus mehr Probleme als bisher bekannt. Zwar sagte Kultusminister Ludwig Spaenle am Montag auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wir sind auf alles vorbereitet und können, wenn es so weit ist, einen fertigen Gesetzentwurf auf den Tisch legen.“ Eine Prognose, welches Ergebnis die für Montagabend mit Ministerpräsident Horst Seehofer geplante Besprechung in der Staatskanzlei bringen könnte, wagte er im Vorfeld aber nicht. Der Grund sind nach Recherchen unserer Redaktion neue Bedenken in der Landtags-CSU, eine teure Gymnasialreform könnte zulasten anderer Schularten gehen.

    Der vom Kultusministerium moderierte „Dialogprozess“ über die Zukunft des Gymnasiums in Bayern zieht sich nun, wie mehrfach berichtet, schon seit Monaten hin. Nach den Erfahrungen an 47 Pilotschulen, wo Schüler und Eltern zwischen acht und neun Jahren wählen konnten und zwei Drittel sich für eine neunjährige Gymnasialzeit entschieden, deutete alles auf eine Rückkehr zu einem „G 9 mit Überholspur“ hin. Damit sollten alle Wünsche befriedigt werden: Neun Jahre für die Mehrheit der Schüler, acht Jahre für alle, die schneller zum Abitur kommen wollen. Das sollte weder an den Kosten für geschätzt 1000 zusätzliche Lehrer noch an den Kosten für den Aus- und Neubau von Gymnasien scheitern.

    Müssen auch andere Schularten reformiert werden?

    Seehofer allerdings forderte darüber hinaus eine Prognose über die Folgen einer Gymnasialreform für die anderen Schularten. Dabei ging es zunächst um die Frage, ob eine Rückkehr zu einem runderneuerten G 9 die ohnehin schon starke Sogwirkung zum Gymnasium noch verstärkt und anderen Schularten, insbesondere den Realschulen, weitere Schüler entzieht.

    Nun ist noch ein weiteres Problem aufgetaucht. Wenn der Staat jetzt noch einmal zusätzliches Geld ins Gymnasium pumpt, so sagen die Kritiker einer „einseitigen Reform“, dann werde das in den anderen Schularten zu einem „Aufschrei“ führen. Gerade an Grund- und Förderschulen, so heißt es in Teilen der CSU-Landtagsfraktion, fehle es aktuell an allen Ecken und Enden. Wenn überhaupt, dann müsse eine Rückkehr zum G 9 mit einer „großen Schuloffensive“ einhergehen, die allen zugutekomme.

    „Dem Ministerpräsidenten muss jede Schulart gleich viel wert sein“

    Als Kronzeugin gilt den Kritikern in der CSU vor allem die Präsidentin des Lehrerverbandes BLLV, Simone Fleischmann. Sie hatte eine längere Gymnasialzeit in Verbindung mit pädagogischen Verbesserungen befürwortet, aber ausdrücklich davor gewarnt, die eine Schulart gegen die andere auszuspielen. „Dem Ministerpräsidenten muss jede Schulart gleich viel wert sein“, bekräftigte Fleischmann am Montag noch einmal im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Seehofer soll, wie es heißt, diese Bedenken sehr ernst nehmen. Dennoch drängt er auf eine schnelle Entscheidung. Das Spitzentreffen am Montagabend sagte er trotz einer handfesten Erkältung nicht ab. Eine Entscheidung über die mögliche Rückkehr zum G9 fiel dennoch nicht. Anders als zuletzt angepeilt soll es in der Fraktionssitzung an diesem Mittwoch nun doch noch kein abschließendes Votum geben.

    Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in der Nacht zum Dienstag aus Teilnehmerkreisen. Es werde zwar in Richtung neunjähriges Gymnasium weitergearbeitet, hieß es - wobei es auf jeden Fall die Möglichkeit geben soll, das Abitur wie bisher nach acht Jahren Gymnasium abzulegen. Es seien allerdings noch zu viele Fragen offen. (mit dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden