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Bayern: Die Wildkatze ist zurück

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Die Wildkatze ist zurück

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    Viele Jahre lang hielt man sie in Bayern für ausgestorben. Jetzt ist die Wildkatze in Bayern wieder auf dem Vormarsch.
    Viele Jahre lang hielt man sie in Bayern für ausgestorben. Jetzt ist die Wildkatze in Bayern wieder auf dem Vormarsch. Foto: dpa, Fredrik von Erichsen

    Als 2013 die Nachricht kam, dass im Revier Mittelneufnach (Kreis Augsburg) eine Wildkatze genetisch nachgewiesen wurde, war das eine Sensation. Denn niemand hatte geglaubt, dass bei uns die scheuen Waldtiere leben. Jetzt zeigt sich: Immer mehr Tiere streifen mittlerweile durch unsere Region. Die roten Punkte auf der Verbreitungskarte des Bund Naturschutz sind mehr geworden. Hubert Droste, Chef des Forstbetriebs Zusmarshausen (

    Die Wildkatzen waren vor Jahrzehnten systematisch ausgerottet worden. Jäger sahen in ihnen Beutekonkurrenten. Sie wurden nicht nur geschossen, sondern auch in Fallen gefangen. Dabei fressen sie keine Rehe und Hasen, sondern Mäuse und anderes Kleingetier. Außerdem waren sie begehrte Trophäen. Heute sind die geschützten Wildkatzen allein schon wegen der geliebten „Haustiger“ Sympathieträger.

    Ein Wildkatzen-Revier liegt 40 Kilometer von Augsburg entfernt

    1984 startete der Bund Naturschutz in Bayern eine Wiedereinbürgerungsaktion. Im Spessart wurden über 600 Wildkatzen ausgesetzt. Die Jungtiere mussten sich nach und nach neue Reviere suchen und breiteten sich über den Frankenwald und den Steigerwald Richtung Süden aus. Über den Jurabogen gelangten sie schließlich in den Naturpark „Augsburg Westliche Wälder“. Das war 2013 im Revier Mittelneufnach, rund 40 Kilometer südwestlich von

    Anfang dieses Jahres war das Forschungsprojekt „Katzensprung“ gezielt in großem Stil auf Südbayern ausgeweitet worden. Der Bund Naturschutz gewann die Bayerischen Staatsforsten als Partner. Rund 700 Ehrenamtliche betreuten über zehn Wochen lang 1100 Lockstöcke im Wald, präparierten sie immer wieder mit Baldrian. Diesem Geruch können Wildkatzen nämlich nicht widerstehen. Die Tiere reiben sich daran und hinterlassen an dem rauen Holz Haare. Droste selbst konnte einige bei windigem Wetter sichern, bevor sie wegflogen. Es dauerte Monate, bis er endlich das mit Spannung erwartete Ergebnis bekam: Die Anhauser Katze ist noch da und noch eine weitere.

    Hunderte Proben, die im Frühjahr von Mitarbeitern der Staatsforsten und den vielen Ehrenamtlichen bei der Biologin Sabine Jantschke eingegangen waren, mussten vorsortiert werden. Es waren auch Haare von Wildschweinen und Rehen dabei, sagt die Ehrenamtskoordinatorin. Rund 300 Proben wurden dann zur genetischen Untersuchung an das bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht in Teisendorf (Kreis Berchtesgadener Land) geschickt.

    Auch wenn die aufwendige und kostspielige Suchaktion (ein Test kostet um die 80 Euro) wohl erst wieder in drei Jahren durchgeführt werden soll, möchte Förster Droste dranbleiben. Er hat noch einen Baldrian-Vorrat und denkt außerdem darüber nach, Fotofallen in potenziellen Revieren zu installieren. Es ist denkbar, dass schon in den vergangenen Jahren Wildkatzen die heimischen Wälder durchstreiften. Es hat sie aber niemand gesehen. Auch Droste nicht, der viel im Wald unterwegs ist und bei der Jagd vom Hochsitz aus einen Überblick hat. Die Tiere sind scheu, nachtaktiv und halten sich von Siedlungen fern.

    Wildkatzen mögen lichte Mischwälder

    Ob es sich im Anhauser Tal um ein oder zwei Tiere handelt, lässt sich nicht feststellen. Funde wurden im Übrigen auch im baden-württembergischen Allgäu Richtung Leutkirch gemacht. Doch man weiß nicht, ob diese Katzen von Bayern über die Landesgrenze gewandert sind. Dort wurde noch nie ein Monitoring gemacht, sagt Ulrike Geise, die das Projekt beim Bund Naturschutz koordiniert. Fest steht auch: im südlichen Oberbayern Fehlanzeige. Bis die Katze kommt, braucht man Geduld. Bei der Großaktion in Südbayern mit 1100 Lockstöcken gab es nur 16, an denen Haare gefunden wurden.

    Droste glaubt zu wissen, warum sich die Wildkatze in den Westlichen Wäldern, einem 50 000 Hektar großen zusammenhängenden Gebiet westlich von Augsburg, wohlfühlt. Sie liebt einen strukturreichen Wald. Den gibt es beispielsweise im Anhauser Tal wieder. In den letzten 20 bis 25 Jahren entstanden dort – beschleunigt durch Orkan Lothar – lichte Mischwälder. Vorher waren es dunkle Fichtenbestände. Es gibt Grasstreifen entlang der Forstwege, wo sich die Mäuse tummeln. Es liegt Totholz am Boden, wo sich die Wildkatze vor Feinden verstecken und schlafen kann. Was Droste zum Ende des bayerischen Aktionsjahres Waldnaturschutz besonders freut: Die Wildkatze fühlt sich offensichtlich in einem intensiv genutzten Wirtschaftswald wohl.

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