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Bayern: Der überfrachtete Lehrplan

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Der überfrachtete Lehrplan

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    Die Schule in Bayern soll flexibler und individueller werden. Das ist jedenfalls das Ziel des bayerischen Kultusministeriums.
    Die Schule in Bayern soll flexibler und individueller werden. Das ist jedenfalls das Ziel des bayerischen Kultusministeriums. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Flexibler soll sie werden, individueller und von Ballast befreit – die Schule im Freistaat. Das ist jedenfalls das Ziel des bayerischen Kultusministeriums. Schulminister Ludwig Spaenle (CSU) hat daher einige Initiativen und Modellprojekte auf den Weg gebracht, die im kommenden Schuljahr zum Teil erheblich ausgeweitet werden sollen.

    Flexible Grundschule Bereits jetzt gibt es an 20 Standorten die Möglichkeit, die ersten beiden Grundschuljahre in einem Jahr, zwei oder drei Jahren zu absolvieren. Etwa fünf von 100 Grundschülern nehmen an den Modellschulen das Tempo raus – und nutzen drei Jahre für den Lehrstoff. Als „Wiederholen“ der Klasse zählt das dann rechtlich nicht. Im kommenden Schuljahr ist geplant, dass 80 Schulen den Buben und Mädchen diese Flexibilität am Beginn ihrer Schulzeit anbieten.

    Vorklassen an der Fachoberschule Wer die mittlere Reife in der Tasche hat und sich weiter in Richtung Hochschule bewegt, entscheidet sich häufig für den Besuch einer Berufsoberschule (BOS) oder Fachoberschule (FOS). Um die Schüler fit zu machen für den anderen Schultyp, sind Vorklassen zwischengeschaltet (Schwerpunkte Deutsch, Englisch, Mathematik). Was laut Ministerium in den

    Achtjähriges Gymnasium (G 8) Einen Bedarf, die um ein Jahr gekürzte Gymnasialzeit wieder zu verlängern, sieht Kultusminister Spaenle nicht. Gleichwohl ist ab dem nächsten Schuljahr auf Wunsch der betroffenen Schülerin oder des betroffenen Schülers ein sogenanntes Intensivierungsjahr vorgesehen, in dem gezielt an den jeweiligen Defiziten gearbeitet werden soll. Dieses Jahr liegt nach den Planungen aus organisatorischen Gründen in der Mittelstufe (8., 9., 10. Klasse). Bis wann man sich für ein Intensivierungsjahr entscheiden muss und welche Gymnasien dies anbieten, ist laut Unger „in der Fläche noch nicht festgelegt“. Ein „Runder Tisch“ – besetzt mit Vertretern der Lehrer, Schüler, Eltern und der Schulaufsicht – ist dabei, praktikable Vorschläge zu erarbeiten.

    Ein mögliches Modell für die Zeit nach der 10. Jahrgangsstufe könnte darin bestehen, dass sich Gymnasiasten, die in bestimmten Fächern besonders gefördert werden wollen, und Realschüler zusammentun, die nach der mittleren Reife das Gymnasium besuchen. Bisher schon mussten die Realschüler nicht direkt in die 11. Klasse des Gymnasiums. In vorgeschalteten „Einführungsklassen“ soll ein besserer Anschluss gewährleistet werden. Augenblicklich gibt es 44 Standorte in Bayern, wo Einführungsklassen für Realschüler existieren. Diese Zahl wird nach Angaben des Ministeriums für das anstehende Schuljahr 2012/2013 mehr als verdoppelt – auf rund 90.

    15.000 Verbesserungs-Vorschäge für das Ministerium

    Auch mit dem Lehrplan für das G 8 beschäftigen sich unter der Leitung von Kultusstaatssekretär Bernd Sibler (CSU) zwei Arbeitsgruppen. Sie beraten über den gesellschaftswissenschaftlichen und den naturwissenschaftlichen Bereich des Unterrichtsstoffs. Dem vorausgegangen war eine Befragung der Lehrkräfte an den bayerischen Gymnasien. Bis November wurden im Ministerium rund 15 000 Rückmeldungen – in der Regel Kritik und Verbesserungsvorschläge – registriert. Der Ärger über den überfrachteten

    Moderate Veränderungen im G 8-Lehrplan

    Bis 2015, wenn die nächste Lehrplangeneration (Schwerpunkt: „Verstärkung der Kompetenzorientierung“) inhaltlich und organisatorisch eingeführt wird, wollte Spaenle nicht warten. Von September an sollen „sehr moderate Veränderungen in Aspekten einzelner Fächer und Jahrgangsstufen“ (Unger) im G 8 umgesetzt werden. Das werde „in nahezu allen Fächern“ der Fall sein, sagte Ministeriumssprecher Unger auf Nachfrage und erwähnte ein Beispiel. So sei die Anregung aufgegriffen worden, dass im Geschichtsunterricht der elften Jahrgangsstufe der Ständegesellschaft zu viel Platz eingeräumt werde.

    Weitere Beispiele, wie der Lehrplan entrümpelt werden könnte, nannte Spaenles Sprecher nicht. „Der Minister hat noch keine Liste mit Änderungsvorschlägen in der Hand.“ In den „nächsten Wochen“ soll es jedoch so weit sein.

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