Der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Jürgen Vocke, fordert von den Landwirten mehr Unterstützung bei vorbeugenden Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest. Für eine Dezimierung des Schwarzwildbestandes verlangt Vocke von den Bauern etwa „Bejagungsschneisen“ in großen Mais- oder Rapsfeldern „damit wir überhaupt jagen können“.
Nur ein Feldzug gegen Wildschweine ist zu kurz gedacht
Erst kürzlich waren Forderungen des Bauernverbandes, in Bayern deutlich mehr Wildschweine zu schießen und dafür auch sogenannte Saufänge oder Nachtsichtgeräte zu nutzen, beim Jagdverband auf massiven Widerspruch gestoßen. „Noch gilt bei uns alleine das Jagdgesetz“, bekräftigte Vocke am Mittwoch in München. Und dort stehe der Tierschutzgedanke im Vordergrund. Er verstehe zwar um ihre Existenz fürchtende Züchter, die bei einem Schweinepestfall in der Region mit der Tötung des gesamten Bestands und monatelangen Handelsbeschränkungen rechnen müssten. Der verstärkte Einsatz etwa von Saufängen, in die Wildschweine ahnungslos hineinlaufen und dort dann gezielt getötet werden, sei jedoch allenfalls im konkreten Seuchenfall denkbar.
Ohnehin hält man es beim Jagdverband für zu kurz gedacht, zur Prävention vor der für den Menschen ungefährlichen Schweinepest „nur einen Feldzug gegen die Wildschweine zu fahren“. Die Tierseuche ist zuletzt verstärkt in Osteuropa aufgetreten. Für die Übertragung über weite Strecken sei vor allem der Mensch verantwortlich, etwa über weggeworfene Essensreste, betonte Verbands-Vize Günter Baumer: „Die Wildschweindichte steht dagegen in keinem Zusammenhang mit dem Ausbreitungsrisiko."
Präventionsprogramm und Dezimierung: Die Maßnahmen der Staatsregierung
„Kein Wildschwein läuft von Warschau nach Berlin“, sagt auch Norbert Rehm, im Umweltministerium zuständig für die Tierseuchenbekämpfung. Nur dem Wildschwein die Schuld zu geben, sei zu einfach. Die Staatsregierung hat deshalb ein 1,5 Millionen Euro schweres Präventionsprogramm gegen die Schweinepest aufgelegt, das auch auf verstärkte Informationen etwa an Autobahnparkplätzen oder auf strengere Hygienemaßnahmen in Schweinezuchtbetrieben setzt. Rehm stellt allerdings klar, dass die Staatsregierung sehr wohl auch höhere Abschusszahlen will: „Wir wollen den Wildschweinbestand dezimieren, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.“ Helfen soll dabei eine vom Freistaat gebotene Prämie von 20 Euro pro geschossenem Jungtier.
„Wir brauchen keine Abschussprämie“, beteuert zwar Jagdpräsident Vocke. Die Jäger wollten aber bei der Jagd auch nicht draufzahlen – weshalb der finanzielle Anreiz im Prinzip „der richtige Ansatz“ sei. Schließlich koste die verpflichtende Trichinenuntersuchung bis zu 30 Euro pro erlegtem Wildschwein. Solche Gebühren müssten komplett ausgesetzt werden, fordert Vocke. Auch Kosten etwa für die Straßensicherung bei Drückjagden solle künftig der Freistaat übernehmen.