Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Bayerischer Landtag: Wie Komik und Satire Politikern hilft - oder auch nicht

Bayerischer Landtag

Wie Komik und Satire Politikern hilft - oder auch nicht

    • |
    Markus Söder, im Fasching 2017 als Comicfigur Homer Simpson verkleidet, nutzt Humor für seine Karriere. Ilse Aigner, auf dem Foto im Hexenkostüm, sagt: Der Spaß habe es immer schwerer in der Politik.
    Markus Söder, im Fasching 2017 als Comicfigur Homer Simpson verkleidet, nutzt Humor für seine Karriere. Ilse Aigner, auf dem Foto im Hexenkostüm, sagt: Der Spaß habe es immer schwerer in der Politik. Foto: Daniel Karmann, dpa (Archiv)

    Wie lustig darf Politik sein? Eine durchaus ernste Frage, findet Ilse Aigner. Und damit Grund genug für die Landtagspräsidentin, das Thema in bunter Runde mit Kabarettisten und einem Medienprofessor im Landtag ausgiebig zu diskutieren. Denn Spaß und Lockerheit hätten es zunehmend schwer in der

    In der Tat kann sich ein locker dahin gesagter Politiker-Satz in sozialen Medien heute rasend schnell verbreiten. Und ebenso schnell wächst oft auch die Empörung. "Ohne Shit-Storm geht es nicht mehr", glaubt deshalb der Münchner Volkssänger Jürgen Kirner.

    Edmund Stoiber ist der König der unfreiwilligen Pointe

    Und trotzdem sei Humor für Politiker eine große Chance, meint der Marburger Medienwissenschaftler Professor Andreas Dörner: "Man kann sich als geerdeter, nahbarer Mensch zeigen, vor allem, wenn man über sich selbst lachen kann."

    Doch der Humor von Politikern kann sehr unterschiedlich sein: In Bayern ist da zum Beispiel Edmund Stoiber, der König der unfreiwilligen Pointe ("Es sind noch keine Scherben zerbrochen"). Stoiber war lustig, ohne es zu wollen. Als seine Schenkel-Klopfer allerdings Kult wurden, war damit auch sein politischer Abschied eingeläutet.

    Oder Horst Seehofer, dessen "Spaß" sich zwischen Ironie und Schadenfreude bewegt – und der deshalb medial nur schwer vermittelbar ist. "Pressefreiheit? Wird in Bayern gewährt." Ein typischer Seehofer-Satz, der im direkten Gespräch noch lustig sein kann, gedruckt oder gesendet aber nur noch abgehoben wirkt. In Sachen Humor sei Seehofer jedenfalls einzigartig, findet die Kabarettistin Luise Kinseher auf dem Landtagspodium: "Weil er der Einzige ist, der seinen Humor versteht."

    Markus Söder nutzt Selbstironie gezielt für die politische Karriere

    Humor und Selbstironie gezielt genutzt für seine politische Karriere hat dagegen Markus Söder – von seinen spektakulären Veitshöchheim-Kostümen bis zu den provokanten Kabarett-Auftritten beim "Maibock-Anstich", wo er seinen Rivalen Seehofer einst einen "eiskalt gehopften Hallodri" nannte. Söder könne aber auch unfreiwillig komisch sein, findet Kinseher – etwa, wenn er auf einem Foto einen Baum umarmt.

    Doch wie ist es mit dem Lachen über Politiker? Sendungen wie die "Heute-Show" im ZDF  können positiv wirken, glaubt Medienwissenschaftler Dörner – weil gemeinsam lachen "Gemeinschaft stiften kann". Schwierig werde es allerdings, wenn Satire Politiker nur noch als unfähige Dumpfbacken darstelle, findet die Politikerin Aigner: "Das geht mir dann ein Stück weit zu weit."

    "Der Grad der Verletzlichkeit bei Politikern steigt, je mehr sie am Boden liegen", hat die einstige Nockherberg-Rednerin Kinseher beobachtet. So hätten prominente CSU-Frauen einst auf ihre Nockherberg-Scherze deshalb so heftig reagiert, "weil sie als Frauen schon in ihrer Partei so viel ertragen müssen". Giftiger Spott sei ohnehin viel besser in einem netten Lied verpackt, glaubt deshalb Volkssänger Kirner: "Das Gesungene kommt so geschmeidig daher. Da kann man dann viel bösartiger sein."

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden