Es ist quasi wie ein Ritterschlag – auch wenn er wehtut: Wer sich beim traditionellen Derblecken auf dem Nockherberg eine verbale Watschn einfängt, der hat es geschafft, ist angekommen im bayerischen Polit-Olymp. Martin Hagen wartete 2019 hoffnungsvoll auf seine erste Ohrfeige beim berühmtesten Starkbieranstichfest des Freistaats. Immer wieder schwenkten die Kameras auf den ein Jahr zuvor in den Landtag gewählten Fraktionschef der FDP – doch Fastenprediger Maximilian Schafroth, damals ebenfalls Nockherberg-Debütant, machte sich lieber über seinen streitbaren Parteikollegen Wolfgang Kubicki her. Hagen blieb lächelnd und doch sichtlich enttäuscht außen vor.
Martin Hagen ist neuer Landeschef der FDP in Bayern
Das ist zwei Jahre her und beim diesjährigen Starkbieranstich, der virtuell stattfand, war Martin Hagen dann auch Teil der Show – so richtig angekommen scheint der 40-Jährige, der an diesem Wochenende zum Landeschef der bayerischen FDP gewählt wurde, in der Öffentlichkeit aber noch immer nicht zu sein. Bei einer Umfrage des Bayerischen Rundfunks Anfang des Jahres gaben 75 Prozent der Teilnehmer an, Hagen gar nicht zu kennen.
Nun ist es nicht so, dass der gebürtige Italiener, Vater zweier Kinder und Fan des TSV 1860 München ein ausgesprochen leiser Vertreter der Opposition wäre. Doch gegen die nahezu alles andere übertönende Lautstärke der CSU mit Markus Söder an der Spitze und den nicht minder lauten Freien Wählern mit Hubert Aiwanger konnte er sich offenkundig kaum Gehör verschaffen. Das will er ändern und die bayerische FDP – mit sechs Abgeordneten die kleinste Fraktion im Landtag – bis zur nächsten Landtagswahl auf Regierungskurs bringen.
Der Posten des Wirtschaftsministers, den bekanntlich Hubert Aiwanger innehat, sei derzeit ohnehin „gefühlt vakant“, frotzelte Hagen – beinahe im Stile eines Fastenpredigers auf dem Nockherberg.