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Baum des Jahres 2011: Die Elsbeere ist eine Rarität

Baum des Jahres 2011

Die Elsbeere ist eine Rarität

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    Waldserie / Elsbeere / Bild: Dorothea Schuster
    Waldserie / Elsbeere / Bild: Dorothea Schuster

    Die schöne Else“ heißt sie im Volksmund: Die Elsbeere, der Baum des Jahres 2011. Elmar Bernauer ist stolzer „Besitzer“ dieser Baumart, die kaum jemand kennt. Das ist kein Wunder. Die

    Große Vorkommen der Elsbeere gibt es im Elsass. Am Rieser Jurarand muss man sie suchen, hier wachsen nur einige Tausend. Der unscheinbare Laubbaum mit seiner rissigen Rinde ist kein Wirtschaftsfaktor, sagt Bernauer, Chef des Forstbetriebs Kaisheim. Er ist vielmehr eine ökologische Bereicherung des Waldes. Die Elsbeere führt im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein. „Sie dient“, sagen die Förster. Denn sie verschafft anderen Bäumen Schatten am Stamm.

    Die Elsbeere hat kaum eine Chance, sich selbst zu verjüngen. Weil sie so selten ist, wird sie öfter verbissen als andere Baumarten, sagt Bernauer. „Rehe sind eben Feinschmecker.“ Um die „schöne Else“ in die Zukunft zu retten, muss sie gepflanzt werden.

    Zum Erhalt der seltenen Baumart wurde auf einer Wiese des Forstbetriebs eine Kultur angelegt, die von der Forstverwaltung gefördert wurde. Hinter Zaun wachsen dort 500 kleine Elsbeeren heran. Fünf bis sechs Jahre werden sie dort bleiben, bis sie „ausgewildert“ werden. Ein paar Tausend werden pro Jahr von Bernauers Mitarbeitern gepflanzt. Der Nachwuchs kommt vor allem aus Baumschulen.

    In diesem Mai blühte die Elsbeere. Im Herbst wird sie also wieder Früchte tragen. „Früher haben wir sie beerntet“, sagt Bernauer. Das Zeitfenster ist ganz knapp, eine Woche etwa. Die Förster müssen den richtigen Tag erwischen. Die kleinen runden Beeren wurden dann in eine Pflanzschule geschickt, die Samen dort angezogen. Weil die Blüten dieses Jahr so schön war, wird Bernauer die Früchte der Elsbeere vermutlich wieder von seinen Leuten ernten lassen.

    Weil die Elsbeere so selten ist, wird jedes Jahr nur ein Baumstamm verkauft. „Wir sehen uns in der Verpflichtung, sie zu hüten“, sagt Bernauer. Das Holz ist sehr begehrt, es lassen sich gute Preise erzielen. Bei einer Submission, der Versteigerung von Edel-Hölzern, in Bopfingen, erzielte ein Stamm heuer 600 Euro pro Festmeter (ein Festmeter entspricht eineinhalb bis zwei erntereifen Fichten). 2000 lag das höchste Gebot bei 11800 DM.

    Wenn solche Preise erzielt werden, dann erwacht das Interesse der privaten Waldbesitzer. Werner Diemer, Revierförster am Amt für Landwirtschaft und Forsten Nördlingen, bekommt dann Anfragen: Wo bekommt man den Baum? Wächst der hier? Er ist ein Fan der Elsbeere, sie wächst auch in seinem kleinen Wald. Seiner Meinung nach könnte sie eine größere Rolle spielen. Auch mit Blick auf den Klimawandel. Denn sie mag es trocken und warm. Wenn er private und kommunale Waldbesitzer berät, bringt er gerne die Elsbeere ins Gespräch. Sie passt gut zum Baumartenmix, er empfiehlt sie besonders für Waldränder. In Huisheim hat Diemer vor 15 Jahren einen Schulgarten angelegt. Auch hier blüht diesen Mai die Elsbeere. Die Kinder sollen mit dem seltenen Baum vertraut werden. Auch in seinem eigenen Garten pflanzt er eine. Die Elsbeere hat den Vorteil, „sie wächst einem nicht über den Kopf“.

    Die Elsbeere dient auch dem guten Geschmack. Sie liefert einen der teuersten Schnäpse und Edelbrände. 170 bis 200 Euro zahlen Liebhaber in Österreich für den Liter. Dort werden Hunderte von Bäumen für den edlen Tropfen auf Weiden und in der Feldflur kultiviert.

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