Sie sollte eine historische Premiere werden – die erste Fahrt eines Zuges zwischen Zürich und München auf der elektrifizierten Bahnstrecke über Memmingen. Doch stattdessen endete die Fahrt am Sonntagvormittag im Bahnhof Hergatz (Landkreis Lindau). Und zwar am Abschlepphaken einer alten Diesellok. Wegen eines noch ungeklärten Fehlers war der Zug auf das Gleis nach Kempten geraten. Diese Strecke hat aber keine Oberleitung. Und so rollte der Zug, der plötzlich keinen Strom mehr hatte, nach ein paar hundert Metern aus und blieb manövrierunfähig liegen.
Begonnen hatte der Tag eins des Elektro-Zeitalters der Bahn im Allgäu (fahr-)planmäßig: Pünktlich um 7.30 Uhr hielt der erste strombetriebene Zug von München kommend in Buchloe und damit auf Allgäuer Boden. Auch die Weiterfahrt über Memmingen nach Lindau klappte reibungslos.
Zug mit Ehrengästen bleibt in Memmingen stehen
Ein paar Stunden später folgte der zweite Zug aus München. Im Bahnhof Memmingen stiegen kurz vor zehn Uhr einige lokale Prominente ein, die sich in den vergangenen Jahrzehnten starkgemacht hatten für die Elektrifizierung der einspurigen Strecke durch das Unterallgäu und Oberschwaben nach Lindau. Darunter Memmingens Ex-Oberbürgermeister Ivo Holzinger und der frühere Landwirtschaftsminister Josef Miller.
Die Fahrgäste kamen aber nicht weit. Genauer gesagt: keinen Zentimeter. Denn der Zug Richtung Lindau musste warten. Der Grund war die inzwischen eingetretene Panne im Bahnhof Hergatz. Dort fuhr der Gegenzug aus Zürich in den Bahnhof ein – und strandete abseits der Oberleitung. Damit war der Bahnbetrieb zwischen Lindau und Memmingen lahmgelegt. Und auch zwischen Kempten und Lindau ging zeitweise nichts mehr.
Der Grund für die Panne war am Sonntag noch nicht klar. Ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte auf Anfrage unserer Redaktion, es müsse noch genau untersucht werden, woran es lag. Vermutungen einiger Mitreisender, der Fahrdienstleiter habe aus alter Gewohnheit den Zug anstatt auf die elektrifizierte Strecke über Memmingen fälschlicherweise auf das Gleis Richtung Kempten geleitet, verwies der Bahn-Sprecher ins Reich der unseriösen Spekulationen.
Diesellok muss Euro-City aus Zürich abschleppen
Gesichert dagegen ist, dass bei dem Ausflug auf die Dieselstrecke der Strombügel des Elektro-Zuges beschädigt worden ist. Um das liegen gebliebene Gespann wieder zurückzuziehen, musste es von einer Diesellok an den Haken genommen werden. Zurück im Bahnhof Hergatz war die Jungfernfahrt des Euro-City aus Zürich dennoch vorbei. Denn die Schäden machten eine Weiterfahrt unmöglich. Weil es auch zu Beschädigungen an der Oberleitung selbst gekommen war, ruhte der Bahnverkehr zwischen Hergatz und Memmingen stundenlang. Erst um 15 Uhr wurde die Strecke wieder freigegeben.
Der Bahn-Sprecher betonte, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Sicherheit der Fahrgäste bestanden habe. Die meisten Passagiere seien ohnehin Eisenbahner gewesen. Es habe auch keine Reservierungen von Geschäftsreisenden oder Tagestouristen gegeben. Dennoch sei die Sache „extrem ärgerlich“. Alle Probefahrten seien reibungslos verlaufen. Es war wohl „Premieren-Pech“, sagte der Sprecher.
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