Ein junger Mann sitzt in der zweiten Klasse des Fugger-Express und tippt auf seinem Handy. Matthias Hoschek ist 20 Jahre alt und pendelt täglich von Augsburg nach Ulm.
Der Student nutzt die Zeit, um mit Freunden zu chatten, im Internet zu surfen oder sich im Web über die Uni zu informieren. Zumindest, bis der Zug die Höhe Burgau erreicht, dann streikt bei ihm – wie bei vielen Fahrgästen auf dieser Strecke – erfahrungsgemäß der Empfang.
Anders im WLAN-Testzug der DB Regio. Er ist bis Februar auf dem Streckennetz des Fugger-Express unterwegs und bietet den Reisenden einen kostenlosen, quasi permanent verfügbaren Internetzugang.
Einfach im Internet surfen, ohne Anmeldung
Möglich macht das eine moderne „Multi-Provider-Lösung“: Sie bündelt das Signal der drei größten Mobilfunkanbieter, leitet es über eine Antenne in den Zug und verteilt es an vier Zugangspunkte, erklärt Steffen Riedel von der DB Regio. Im Testzug, der von außen durch große, rote WLAN-Aufkleber an Fenstern und Türen erkennbar ist, können sich die Kunden in allen Zugklassen mit der WLAN-Funktion ihrer mobilen Endgeräte einloggen und lossurfen – und zwar ohne Anmeldung.
Auf der Strecke von München nach Ulm liegt die Funkabdeckung bei 95 Prozent. Deutschlandweit erreicht die „Multi-Provider-Lösung“ 87 Prozent im Regionalverkehr. Das heißt: Auf einer eineinhalb Stunden langen Fahrt wäre der Reisende rund 15 Minuten ohne Empfang.
„Die Qualität des Empfangs hängt von der Strecke ab“, erklärt Riedel. Generell gelte: je mehr bewohnte Gebiete in der Nähe, desto besser der Empfang. Deshalb sei die Abdeckung auf ICE-Strecken, auf denen es im Fernverkehr bereits WLAN gibt, meist besser.
Ist WLAN im DB-Regionalverkehr gefragt?
In der dreimonatigen Testphase will die Bahn herausfinden, wie stark die Nachfrage nach WLAN im Regionalverkehr ist. Während dieser Zeit können die Kunden im Internet ihre Meinung zu dem Angebot abgeben. Außerdem soll geklärt werden, wie teuer der Betrieb für die Bahn letztlich wäre.
Für die Umrüstung des Testzugs, der im Schnitt eine Mindestdatenrate von 10 Mbit pro Sekunde ermöglicht, fiel eine fünfstellige Summe an. „Ob und wann das Angebot regulär kommt, ist derzeit noch offen“, sagt der Bayern-Sprecher der Deutschen Bahn, Franz Lindemair. Ungeklärt ist auch, ob es kostenlos bleibt – auch Bezahlmodelle seien denkbar.
Ohne Strom bringt Internetempfang nichts
Sollte sich das WLAN im Fugger-Express durchsetzen, hätte Student Hoschek noch einen Verbesserungsvorschlag: „Die Bahn könnte Steckdosen einbauen – denn was nützt ein unbegrenzter Internetempfang, wenn der Strom ausgeht?“