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Bad Grönenbach: Tierquälerei im Allgäu: Wie geht es mit dem Milchbetrieb weiter?

Bad Grönenbach

Tierquälerei im Allgäu: Wie geht es mit dem Milchbetrieb weiter?

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    Ob sie von dem Trubel um sie herum wohl etwas mitbekommen? Auf unserem Bild wirken die Kühe in dem durch mutmaßliche Tierquälerei in Verruf geratenen Stall reichlich unbeeindruckt.
    Ob sie von dem Trubel um sie herum wohl etwas mitbekommen? Auf unserem Bild wirken die Kühe in dem durch mutmaßliche Tierquälerei in Verruf geratenen Stall reichlich unbeeindruckt. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Nach dem mutmaßlichen Tierskandal in Bad Grönenbach im Landkreis Unterallgäu steht der Betrieb des Landwirts jetzt ständig unter Beobachtung: „Unsere Veterinäre waren seit Bekanntwerden der Vorwürfe fast täglich vor Ort und arbeiten mit Hochdruck an dem Fall“, teilt die Pressestelle des Landratsamtes Unterallgäu mit. „Wir stellen sicher, dass keine transportunfähigen, kranken Tiere verladen werden“, sagt eine Pressesprecherin. Ein amtlicher Tierarzt sei deshalb für zusätzliche Untersuchungen vor Ort.

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    Zudem nimmt die Polizei das Personal des verdächtigen Milchviehhofes ins Visier. Der Betriebsleiter solle von der

    Viele Menschen fragen sich unterdessen, wie es nach den vom Verein „Soko Tierschutz“ veröffentlichten Videos mit dem Betrieb, zu dem insgesamt etwa 1800 Milchkühe gehören, weitergeht. Die Aufnahmen zeigen gravierende Verstöße gegen den Tierschutz. Kühe werden mit Füßen getreten, mit Stangen geschlagen und spitzen Gegenständen traktiert. Todkranke Tiere vegetieren hilflos vor sich hin oder werden an einzelnen Beinen aufgehängt mit einem Traktor durch den Stall geschleift.

    Wie berichtet, kündigten die Molkerei Champignon aus Heising sowie der Schlachthof Vion in Buchloe vorerst die Zusammenarbeit mit dem Landwirt auf. Nach Informationen unserer Redaktion ging die Milch der Kühe aus dem Hof in Bad Grönenbach nach Bekanntwerden des Skandals zunächst in eine Kläranlage nach Moosburg in Oberbayern.

    Nach Schätzungen von Experten produzieren die Tiere des Landwirts etwa 40.000 Liter Milch am Tag. Kann die Milch des Hofes nicht vermarktet werden, hat der Bauer nach Angaben des Landratsamtes auch die Möglichkeit, sie über eine Biogasanlage zu verwerten oder sie in einer Tierkörperbeseitigungsanlage zu entsorgen. Die Milch in die Güllegrube zu schütten, sei für einen Betrieb dieser Größenordnung nicht möglich.

    Können Behörden den Milchviehbetrieb in Bad Grönenbach nach der Tierquälerei schließen?

    In Diskussionen in sozialen Medien taucht auch immer wieder die Forderung auf, den Betrieb zu schließen. Dies ist nach Angaben des Landratsamtes zum jetzigen Zeitpunkt keine Option. „Dadurch wäre den Tieren nicht geholfen“, sagt die Pressesprecherin und fügt hinzu: „Diese sind und werden versorgt.“ Einen Betrieb dieser Größenordnung zu schließen, sei das letzte Mittel. „Es greift massiv in die Rechte und das Eigentum eines Tierhalters ein“, heißt es bei der Pressestelle.

    Vor diesem Schritt müsse die Behörde prüfen, ob das Tierwohl durch andere, weniger drastische Mittel sichergestellt werden könne. Beispielsweise habe das Veterinäramt sofort nach Durchsicht des Bildmaterials den Landwirt an mehrere Bestimmungen erinnert: „Rinder dürfen nicht an einzelnen Gliedmaßen, am Kopf, am Schwanz oder an den Hörnern angehoben werden.“ Auf dem Hof habe es seitdem mehrere unangekündigte Kontrollen gegeben. Unter anderem eine Großkontrolle, gemeinsam mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

    Friedrich Mülln, Gründer des Vereins „Soko Tierschutz“, der die Videoaufnahmen aus dem Bad Grönenbacher Hof Anfang der Woche veröffentlicht hatte, will sie voraussichtlich am Montag als Beweismaterial an die Polizei übergeben. Das Video werde auf Echtheit überprüft, sagte ein Sprecher der Memminger Staatsanwaltschaft.

    Mülln erfährt, wie er erzählt, einen enormen Zuspruch aus der Region. Auch Landwirte hätten sich bei ihm gemeldet. Außerdem spielten viele Menschen dem Verein Fotos und Videos zu, in denen aus ihrer Sicht auch gegen den Tierschutz verstoßen werde.

    Der Bayerische Bauernverband (BBV) kritisierte die mutmaßliche Tierquälerei scharf. „Das Ganze ist mehr als bedrückend und inakzeptabel“, sagte ein Sprecher. Die Behörden müssten jetzt die Vorwürfe überprüfen und auch entsprechend handeln. „Dort, wo es Missstände gibt, muss im Sinne des Tierschutzes und der Tiergesundheit gehandelt werden“, teilte der BBV weiter mit.

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