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Bad Grönenbach: Allgäuer Tierskandal: Ärztin übt harsche Kritik an Tierschutzbehörde

Bad Grönenbach

Allgäuer Tierskandal: Ärztin übt harsche Kritik an Tierschutzbehörde

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    Das Anwesen des Unterallgäuer Landwirts, gegen den Ermittlungen wegen eines möglichen Tierskandals laufen, wird rund um die Uhr von einer Polizeistreife überwacht.
    Das Anwesen des Unterallgäuer Landwirts, gegen den Ermittlungen wegen eines möglichen Tierskandals laufen, wird rund um die Uhr von einer Polizeistreife überwacht. Foto: Ralf Lienert

    Nach dem Tierskandal in Bad Grönenbach erhebt eine Tierärztin aus der Region schwere Vorwürfe gegen das Unterallgäuer Veterinäramt. Sie behauptet etwa, die Mitarbeiter der Behörde legten bei ihren Kontrollen mehr Wert auf eine korrekte Dokumentation als auf das Tierwohl. Es überrasche sie deshalb nicht, dass das

    Die von der Organisation "Soko Tierschutz" veröffentlichten Fotos und Videos zeigen gravierende Verstöße gegen den Tierschutz in dem Betrieb mit etwa 1800 Milchkühen. Darauf ist etwa zu sehen, wie Arbeiter die Kühe mit Eisenstangen traktieren und an Traktoren durch den Stall ziehen. Während ihrer Arbeit als Tierärztin habe sie in der Vergangenheit häufig mit dem Unterallgäuer Veterinäramt zu tun gehabt, sagt die Frau. Sie habe dabei die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeiter der Behörde bei Kontrollen mehr Zeit im Büro der Landwirte verbringen und Belege überprüfen, als dass sie in den Ställen nach dem Rechten sehen.

    Außerdem seien die Kontrollen grundsätzlich zu kurz angesetzt. "Aber wenn man größere Betrieben genau überprüfen will, dauert das", sagt sie. Oftmals habe sie jedoch das Gefühl, die Veterinäre hätten überhaupt kein Interesse daran, tierschutzrechtliche Verstöße bei Landwirten zu finden – "das wäre ja mehr Arbeit, als Fehler in der Dokumentation zu suchen".

    Landrat Weirather hält Vorwürfe für "unterirdisch" und "ehrabschneidend"

    Der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather weist die Vorwürfe entschieden zurück. Diese Unterstellungen gegen das Veterinäramt hält er für "unterirdisch" und "ehrabschneidend". Auf die Frage, wie lange eine Kontrolle des Veterinäramts auf einem Bauernhof in der Regel dauert, antwortete er nicht – "aus Fürsorge für meine Mitarbeiter". Er wisse seit 13 Jahren, wie seine Mitarbeiter arbeiten und dass sie alle wollen, "dass es in den landwirtschaftlichen Betrieben ordentlich zugeht" – was Bauern manchmal nicht gefalle.

    Weirather erklärt zudem, dass im Landkreis Unterallgäu vier Veterinäre und zwei Veterinär-Assistenten für etwa 1600 Betriebe mit 140.000 Rindern zuständig seien. "Mit dieser personellen Besetzung und bei den vielen Betrieben waren wir bei dem Betrieb in Bad Grönenbach in den vergangenen Jahren 34 Mal", betont er.

    Bilder wie dieses zählen noch zu den harmlosen, die der Verein "Soko Tierschutz" veröffentlichte und dem Stall in Bad Grönenbach zuschreibt.
    Bilder wie dieses zählen noch zu den harmlosen, die der Verein "Soko Tierschutz" veröffentlichte und dem Stall in Bad Grönenbach zuschreibt. Foto: Soko Tierschutz

    Bei 19 dieser Kontrollen handelte es sich um reguläre Kontrollen. Dabei überprüfen Veterinäre etwa, ob der Landwirt alle Richtlinien einhält, um Agrarsubventionen der EU zu bekommen. Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung erhielt der Bad Grönenbacher Landwirt im vergangenen Jahr etwa 143.700 Euro von der

    Mehrfach Bußgelder gegen Landwirt aus Bad Grönenbach verhängt

    Darüber hinaus erhielten die Veterinäre Hinweise auf Straftaten, die durch Kontrollen nicht mehr nachweisbar waren – etwa, weil die betroffenen Tiere nicht mehr auf dem Hof waren. "Zudem haben wir mehrfach Bußgelder wegen Verstößen gegen die Tiergesundheit verhängt", heißt es in einer Mitteilung des Landratsamtes mit.

    Unklar bleibt die Antwort auf die Frage, ob die Kontrollen auf dem Hof vorher angekündigt worden waren. Dieser Verdacht war aufgekommen, nachdem der Gründer der "Soko Tierschutz", Friedrich Mülln erklärt hatte, dass auf dem Hof in Bad Grönenbach "auffällig gründlich" aufgeräumt worden sei – kurz bevor die Kontrolleure der Behörde vor der Tür standen. Auch diesen Vorwurf wies Landrat Weirather vehement zurück und stellte sich vor seine Mitarbeiter.

    Am Mittwoch meldete sich nun ein Unterallgäuer Landwirt bei unserer Redaktion und berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen: "Voriges Jahr hingen Visitenkarten an meinem Stall und an der Haustür. Dort war zu lesen, dass das Veterinäramt am nächsten Tag kommen möchte." Wenn dies nicht möglich sei, dann solle er wegen eines anderen Termins zurückrufen. Damit konfrontiert erklärte Weirather, dass dies vorkommen könne, wenn die Veterinäre nach einer bereits erfolgten Kontrolle zur Nachschau ein weiteres Mal auf das Grundstück kämen – dort aber niemanden anträfen. Grundsätzlich gelte aber: "Unsere Kontrollen werden vorher nicht angekündigt."

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