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Automobilclub: So versucht der ADAC heute seinen Neustart

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So versucht der ADAC heute seinen Neustart

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    Ramponierter Ruf: Der ADAC hofft, sein Image wieder ein wenig aufpolieren zu können.
    Ramponierter Ruf: Der ADAC hofft, sein Image wieder ein wenig aufpolieren zu können. Foto: David Ebener (dpa)

    Seit Jahresbeginn erlebt der ADAC eine Krise, die in ihrer öffentlichen Wirkung ziemlich beispiellos ist. Begonnen hat alles mit der Enthüllung, dass beim Autopreis "Gelber Engel" nicht nur die Zahl der Teilnehmer gefälscht, sondern auch die Rangfolge der Preisträger manipuliert wurde. Danach hagelte es Vorwürfe, Präsident und Geschäftsführer mussten gehen. Nun sollen tiefgreifende Reformen den Autoclub wieder flott machen. Fragen und Antworten zu den Plänen:

    Was will der ADAC tun?

    Die Antwort ist so einfach, wie das Unterfangen schwierig ist. "Glaubwürdigkeit und Vertrauen in den ADAC wieder herstellen" steht ganz oben in einem internen Papier, in dem der Rahmen für geplante Reformen gesteckt wird. Plötzlich, sagt ADAC-Beiratssprecher Jürgen Heraeus, habe jeder sehen können, dass Fehler gemacht wurden und das die Transparenz fehlte. "Die Enttäuschung war gigantisch." Ähnlich gigantisch dürften die Anstrengungen werden, die der ADAC unternehmen muss. An vielen Stellen muss es Reformen geben, müssen Strukturen hinterfragt oder verändert werden. Schnell wird das nicht gehen.

    Und was genau wird passieren?

    Der ADAC hat sich einen Zeitplan gesetzt. Seit März arbeiten Arbeitsgruppen an den Themen. Die Hauptversammlung am Samstag in Saarbrücken ist ein Zwischenschritt - die Planung soll präsentiert und beredet werden. Dann geht die Arbeit erst richtig los. Im November soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über vieles abgestimmt werden. Alles soll unter die Lupe genommen werden. Welche Produkte gibt es? Wo gibt es Interessenkonflikte? Wie soll die Zusammenarbeit mit Partnern aussehen? Wie kann der ADAC bei Tests seine Unabhängigkeit wahren? Wie kann der Verein demokratischer werden? Derzeit gibt es vor allem Fragen.

    Hat der ADAC denn schon was getan?

    Der ADAC hat mit der Vorstellung des sogenannten 10-Punkte-Plans einige Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehört etwa, dass Funktionären nun untersagt ist, Rettungshubschrauber, die gerade in Reserve sind, für Dienstflüge zu nutzen. An dieser - wenn auch selten genutzten - Praxis hatte sich scharfe Kritik entzündet. Zudem hat man einen Beirat eingesetzt, prominent mit Experten besetzt, der die Prozesse begleiten soll. Sprecher ist Unicef-Deutschland-Chef Heraeus.

    Welche anderen Folgen hatte die Krise bisher für den Club?

    Neben dem Vertrauensverlust hat der Club vor allem Mitglieder verloren. Seit Beginn der Krise haben 290 000 Kündigungen die Zentrale erreicht, eine enorm hohe Zahl. Gemessen an der Mitgliederzahl verliert die Zahl aber wieder ein wenig von ihrem Schrecken. Vor allem konnte die Austrittswelle den seit Jahren anhaltenden Zustrom von neuen Mitgliedern nur bremsen. Zum 30. April hatte der ADAC 18 960 216 Mitglieder, 17 415 mehr als im Januar. Eine andere, wichtige Folge ist, dass sich das Amtsgericht München mit der Frage befasst, ob der ADAC wegen seiner wirtschaftlichen Tätigkeit noch ein Verein sein darf. Hier schlummert noch eine Bedrohung, über deren Größe noch keine Klarheit herrscht. Die Entscheidung steht aus.

     Wie hat die Krise überhaupt begonnen?

    Begonnen hatte das beispiellose Drama damit, dass die "Süddeutsche Zeitung" über Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" berichtete. Richtig Schwung bekamen die Vorgänge, als die ADAC-Führung bei der Feierlichen Preisverleihung die Journalisten für die Berichte scharf angriff, sich über die Zeitung lustig machte und die Vorwürfe empört zurückwies. Doch die Anschuldigungen stimmten. Die Verantwortung übernahm der innerhalb des ADAC eher gefürchtete statt geliebte Kommunikationschef Michael Ramstetter. Sein Rauswurf beschäftigt inzwischen die Gerichte. Geholfen hat er dem ADAC ohnehin nicht.

    Ändert sich den etwas beim Führungspersonal?

    Zumindest nicht auf dem Treffen in Saarbrücken. Übergangspräsident August Markl soll erst den Reformprozess zu Ende führen. Dann soll entweder auf der Tagung im Herbst oder auf der nächsten ordentlichen Hauptversammlung ein neuer Präsident gewählt werden. Zumindest will die Führung dies den Delegierten in Saarbrücken vorschlagen. Markls Vorgänger, Peter Meyer, ist bereits zurückgetreten, ebenso Ex-Sprecher Ramstetter. Auch von Teilen der Geschäftsführung hat sich der ADAC bereits getrennt.

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