Angela Dombrowski kann es auch Stunden nach der Auszeichnung ihrer Sophie-Scholl-Klinikschule noch immer nicht richtig fassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der Schulleiterin aus dem Bad Hindelanger Ortsteil Oberjoch am Mittwoch in Berlin den mit 100.000 Euro dotierten Deutschen Schulpreis überreicht.
Mit dabei im Tross aus dem Oberallgäu war auch der elfjährige Peter. Er ist eines von 120 Kindern, die an Asthma, Allergien, Neurodermitis und Übergewicht leiden und während ihres Aufenthalts im privat geführten Rehabilitationskrankenhaus Santa Maria an der Schule unterrichtet werden.
Peter darf auch als Beispiel dafür gelten, wie chronisch kranke Kinder durch die in Oberjoch praktizierte schulische Betreuung regelrecht aufblühen. Als er kam, hatte er kein Wort mehr gesprochen.
Die Bundeskanzlerin würdigte im Beisein von Vertretern sechs weiterer ausgezeichneter Schulen aus der gesamten Republik die erfolgreichen Lehrmethoden der seit zehn Jahren existierenden Allgäuer Einrichtung. Sie wird von der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) in Augsburg getragen.
Die Robert-Bosch-Stiftung und die Heidehof-Stiftung haben sich zusammen mit der Illustrierten Stern und der ARD für die private Bildungsstätte in Oberjoch entschieden, obwohl sich 162 Schulen unter dem Begriff "Dem Lernen Flügel verleihen" beworben hatten. Erklärt wird die Wahl einer Jury von Fachleuten auch mit den Impulsen, die von der Sophie-Scholl-Schule ausgehen.
"Bei uns wird weniger aus Büchern gearbeitet, sondern wir wollen das Lernen mit dem Leben verbinden", erklärt Angela Dombrowski das Konzept. Mit dem Preisgeld von 100.000 Euro wird es nun leichter, die Wände der Klassenzimmer einzureißen und größere Einheiten zu schaffen. Ohnehin werden in Oberjoch Kinder und Jugendliche aller Altersstruktur und jeden Schultyps gemeinsam unterrichtet.
Klinik-Leiter Dr. Hartwig Höhre, der seine "immense Freude" über die Auszeichnung ausdrückte, hat es nun einfacher, sich an diese Arbeit zu machen. "Lern-Landschaften", so KJF-Pressesprecher Winfried Karg, sollen entstehen. Damit würden im Allgäu Antworten auf schulische Fragen der Zukunft gegeben. Auch Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle gratulierte. Von Peter Schwarz