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Augsburger beim "Supertalent": "Es ist ein Geschenk, anders zu sein."

Augsburger beim "Supertalent"

"Es ist ein Geschenk, anders zu sein."

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    Dergin Tokmak aus Augsburg hat bei der Fernsehsendung "Das Supertalent" das Halbfinale erreicht.
    Dergin Tokmak aus Augsburg hat bei der Fernsehsendung "Das Supertalent" das Halbfinale erreicht. Foto: Ulrich Wagner

    Wenn Dergin Tokmak auf der Bühne steht, fühlt er sich frei. In diesem kurzen Augenblick konzentriert er sich nur auf die Show, auf den einen Moment, in dem nichts anderes zählt als der große Auftritt. Die Bühne ist für den Tänzer ein Ort, der ihn alles um sich herum vergessen lässt – seine Sorgen, seine Probleme, aber vor allem die Tatsache, dass er anders ist als Andere.

    Mit zwei Krücken schwebt er über die Bühne

    Denn Dergin Tokmak benutzt zum Tanzen nicht seine Beine, sondern lediglich seine Hände. Unterstützt durch zwei Krücken schwebt er kraftvoll über die Bühne. In der Fernsehshow „Das Supertalent“ tanzte er sich mit seinem Auftritt nun in die Herzen vieler Zuschauer.

    Es ist Samstagabend, Primetime – auf RTL läuft „Das Supertalent“. Als Dergin Tokmak auf Krücken die Bühne betritt, geht ein leises Raunen durch die Zuschauerränge. „Die Leute konnten erst nicht glauben, dass ich mit meiner Behinderung tanzen kann“, sagt Tokmak. Doch schon nach wenigen Minuten wandelt sich die anfängliche Skepsis in Begeisterung. Mit kräftigen Armbewegungen schwingt sich der gebürtige Augsburger im Rhythmus der Musik über die Bühne – sein Tanzstil eine Mischung aus Breakdance-Elementen und eigener Choreografie. „Das Tanzen verleiht mir eine unglaubliche Kraft“, so der 37-Jährige. Es habe ihm die Lebenslust und den nötigen Mut gegeben, um mit seinem Handicap selbstbewusst umzugehen, „auch wenn das nicht immer einfach war“.

    Er kann sein linkes Bein nicht mehr benutzen

    Tokmak lernte schon sehr früh mit seiner Behinderung zu leben. Bereits im Alter von 12 Monaten erkrankte er an Poliomyelitis, besser bekannt als Kinderlähmung. Seitdem kann er sein linkes Bein nicht mehr benutzen, über das rechte hat er nur noch partiell Kontrolle. „Meine Behinderung hat mich nie abgehalten, meine Träume zu verwirklichen“, sagt der 37-Jährige. Der Körper sei für ihn nur eine Hülle, das wahre Geschehen laufe im Kopf ab.

    So kam es, dass er mit zwölf Jahren auf einen Tanzfilm aufmerksam wurde, der sein Leben verändern sollte. Es war ein Film über einen Tänzer, dessen Beine ähnlich gelähmt waren wie seine. Von da an war für ihn klar: „Ich wollte nur noch Tänzer werden.“ Tokmak fing kurze Zeit später an zu trainieren, versuchte die Bewegungen auf seinen Krücken nach zu tanzen. Mit Freunden gründete er die Augsburger Breakdance-Formation Da Funk, tanzte im Background von Run DMC und Snoop Dogg. Sein bisheriger Höhepunkt war das Engagement als „Hinkender Engel“ im Programm des „Cirque du Soleil“. Sechs Jahre lang tourte er mit dem kanadischen Zirkus um die halbe Welt, bereiste vier Kontinente, hatte bis zu 400 Auftritte pro Jahr. Dennoch habe er sich im vergangenen Jahr dazu entschieden, erst mal „innezuhalten, um mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben.“

    "Es ist ein Geschenk, anders zu sein"

    Den Weg zum „Supertalent“ fand Tokmak dann eher zufällig: „Die haben angerufen und gefragt, ob ich auftreten möchte.“ Der leidenschaftliche Tänzer überlegte nicht lange. Die Show sei für ihn jedoch keine Plattform, um sich selbst bekannt zu machen, sondern eher eine Möglichkeit, um eine Brücke zwischen Menschen mit und ohne Handicap zu schlagen und andern Mut zu machen. Mit seinen Auftritten wolle er vor allem Lebensfreude und Spaß vermitteln, auch wenn es in seinem Leben immer wieder Momente gegeben habe, die ihn zweifeln ließen. Tokmak: „Für mich ist es keine Bürde, sondern ein Geschenk, anders zu sein.“

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