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Augsburger Bischof Mixa: Hitzige Debatten hinter den Kulissen der Kirche

Augsburger Bischof Mixa

Hitzige Debatten hinter den Kulissen der Kirche

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    Walter Mixa (Bild: Fred Schöllhorn)
    Walter Mixa (Bild: Fred Schöllhorn) Foto: Fred Schöllhorn

    Während die Gläubigen in der Augsburger St.-Georgs-Kirche am Sonntag einen kämpferischen Bischof erlebten, der zum Weitermachen durchaus entschlossen scheint, wurde hinter den Kulissen der katholischen Kirche in zahllosen Gesprächen, Telefonaten und E-Mail-Wechseln die prekäre Lage diskutiert.

    Wie es heißt, überraschte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx den Augsburger Bischof am Samstagmorgen mit einem Besuch. Was die beiden unter vier Augen besprochen haben, wurde nicht bekannt. Allerdings nährte der ungewöhnliche Spontanbesuch die Spekulation, Marx könnte als Metropolit und gleichsam ranghöchster bayerischer Bischof versuchen, Mixa zum Rücktritt zu drängen.

    Ob das die Absicht von Marx war, ist aber nicht sicher. Diejenigen, die Marx zu kennen glauben, deuten seine Initiative anders: Einen Rücktritt, heißt es, halte Marx immer noch für falsch. Eher müsse man in Richtung "Ruhepause" denken. Dem Vernehmen nach könnte sich dahinter die Idee verbergen, Mixa solle zunächst die Amtsgeschäfte ruhen lassen, um weiteren Ermittlungen Zeit zu geben und die Schärfe aus der Debatte um seine Person zu nehmen. Gelegentlich wird diese Idee aber auch mit dem Vorschlag verknüpft, Mixa könne zunächst pausieren und später unter Hinweis auf gesundheitliche Probleme zurücktreten. Solche Überlegungen stoßen auch bei anderen Bischöfen auf eine gewisse Sympathie, weil sie nicht wollen, dass Mixa quasi "aus dem Amt gejagt" werde.

    Andere dagegen glauben, dass es für einen geordneten Rückzug schon zu spät ist. Sie lehnen die Idee einer Ruhepause ebenso ab wie einen Versorgungsposten für Mixa. Zwar ist über die eine oder andere Variante dieser Art in den letzten Tagen durchaus intensiv gesprochen worden. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang etwa auf den Fall des früheren amerikanischen Bischofs Law, der 2002 unter ähnlichem Druck nach Rom abgezogen wurde. Er ist seither Erzpriester der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore.

    Käme Ähnliches für Mixa in Frage? An maßgeblichen Stellen im deutschen Episkopat wird vor einer solchen Lösung gewarnt. Damit falle, so heißt es, die Affäre Mixa auf die katholische Kirche insgesamt zurück; der Öffentlichkeit sei ein Versorgungsposten für Mixa nicht zu vermitteln.

    Was aber dann? Im Priesterrat des Bistums Augsburg, der am Montagabend zu einer Krisensitzung mit dem Bischof zusammenkommen wird, könnte es einen Aufstand der Priester geben, der Mixa die Ausweglosigkeit seiner Lage vor Augen führt. Wie wahrscheinlich ein solches Szenario ist, war am Sonntag unter den führenden Geistlichen der Diözese umstritten. Zwar gab es Rücktrittsforderungen hinter vorgehaltener Hand, doch wurde auch die Sorge geäußert, die Priester könnten sich kleinmütig ihrer Verantwortung entziehen, dem Bischof nun reinen Wein einzuschenken. Mehrfach sind zuletzt ähnliche Versuche gescheitert, an mangelnder Courage derjenigen, die die schlechten Nachrichten überbringen sollten, aber auch an mangelnder Einsicht und wachsender Realitätsverweigerung durch den Bischof selbst.

    "Gerade jetzt müssten die Priester dem Bischof klarmachen, dass sie so nicht mehr weitermachen wollen und können", sagte eines der Mitglieder des Rates.

    Denkbar, heißt es weiter, wäre auch, dass im Priesterrat am Montag zunächst die Ablösung von Mixas Medienchef Dirk Hermann Voß gefordert werde. Seit langem aufgestauter Ärger spielt dabei eine Rolle. Allerdings sind auch Warnungen zu hören, man solle Mixa nicht etwa eine Brücke bauen, indem man ein Bauernopfer verlangt. Stattdessen falle den Klerikern die Aufgabe zu, Mixa mit der Ausweglosigkeit der Lage zu konfrontieren und im Interesse der Kirche den Rücktritt zu verlangen.

    Der Bischof selbst, so ist zu hören, erwartet dagegen Vertrauenserklärungen vom Klerus. Er wolle sich mit allen Vorwürfen auseinandersetzen und weitere Gespräche anbieten. Manch einer ist erstaunt, "dass er den Ernst der Lage gar nicht erkannt hat".

    Zu den Arten des Rückzugs, die diskutiert werden, gehört auch der Einsatz eines päpstlichen Koadjutors, also de facto die Entmachtung des Bischofs durch einen zur Seite gestellten Geschäftsführer. Die Idee hat unter deutschen Bischöfen Fürsprecher vor allem bei denen, die in der Causa Mixa auch eine Medienkampagne sehen, die nicht einfach zum Erfolg führen dürfe. Andererseits heißt es, mit dieser Lösung werde wenig erreicht. Außerdem sei kaum vorstellbar, mit einem entmachteten Bischof noch sechs Jahre weiterzumachen - erst dann erreicht Mixa mit 75 Jahren die Ruhestandsgrenze.

    "Die beste Lösung wäre ein Rücktrittsbrief an den Papst", lautet eine kompetente Einschätzung. Gleichwohl scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass nur der Papst selbst den Bischof zu diesem Schritt bewegen könne. Der Nuntius und der päpstliche Sekretär Gänswein sind zwar seit Wochen durchaus auf dem Laufenden über die Lage in Augsburg, konnten aber noch nicht umfassend über die neuesten Entwicklungen informiert werden. Die Malta-Reise des Papstes habe Gespräche mit dem Papst und Gänswein am Wochenende verhindert. Am Dienstag aber wollen diejenigen, die die besten Drähte in den Vatikan haben, ihre Möglichkeiten nutzen. Von Markus Günther

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