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Augsburg: Was Bischof Zdarsa zum Missbrauch in der Kirche sagt

Augsburg

Was Bischof Zdarsa zum Missbrauch in der Kirche sagt

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    Der Augsburger Bischof spricht über die Missbrauch-Studie.
    Der Augsburger Bischof spricht über die Missbrauch-Studie. Foto: Julian Leitenstorfer

    Nach der Veröffentlichung einer Studie zum Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche Ende September steigt der öffentliche Druck auf die Bischöfe weiter. Sie sollten die Verantwortlichen, auch unter ihren Mitbrüdern, für die jahrzehntelange Vertuschung der Fälle benennen und zur Rechenschaft ziehen. Dass die Bischöfe als Verantwortungsträger bislang keine persönlichen Konsequenzen – wie einen Rücktritt – zu ziehen bereit sind, kritisieren Opferverbände wie Laien scharf.

    Einer der wenigen Bischöfe, der neben allgemeinen Schuldbeteuerungen zumindest etwas konkreter hinsichtlich des strukturellen Versagens der Kirche wurde, war der Augsburger. Konrad Zdarsa ließ erklären, es habe in seinem Bistum "in der Vergangenheit" Versäumnisse in der Aktenführung gegeben. Zudem hätten die "Zuständigen auf verschiedenen Ebenen bisweilen nicht mit dem gebotenen Verantwortungsbewusstsein" kriminelle Handlungen geahndet. Sie hätten "so – bewusst oder unbewusst – zur Verschleierung der Taten und damit zur weiteren Verletzung der Opfer beigetragen".

    Auf Nachfrage, wen genau er damit meine, um welche Versäumnisse es gehe und ob er die Verantwortung für die von ihm als "Zuständige" Bezeichneten übernehme, teilte ein Sprecher des Bistums nun mit: "Die eindeutige und klare Haltung von Bischof Konrad beschränkt sich nicht darauf, Verantwortung zu übernehmen und für die bedrückenden Vorgänge in der Vergangenheit einzustehen." Vielmehr gehe sein Blick in die Zukunft. Zugleich erklärte der Sprecher: "Die Frage nach den Zuständigkeiten war explizit kein Bestandteil der MHG-Studie."

    Studie: Im Bistum Augsburg gibt es 164 Opfer

    Die von den Bischöfen in Auftrag gegebene Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz (MHG-Studie)" hatte nach Auswertung der Personal- und Handakten von bundesweit 38.156 Geistlichen ergeben, dass mindestens 1670 von ihnen zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3677 Kinder und Jugendliche missbraucht haben sollen. Im Bistum Augsburg gibt es 85 Beschuldigte und 164 Opfer. Die Bischöfe hatten den Forschern unter anderem die Vorgabe gemacht, dass zum "Zweck der Anonymisierung" weder Namen von Tätern noch von Pfarreien erfasst werden dürfen.

    Die Forscher stellten ebenfalls fest, dass in mindestens zwei Bistümern Akten vernichtet worden sind. Manfred Prexl, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht München i. R., der für das Forschungsprojekt an der Auswertung der Akten aus dem Bistum Augsburg beteiligt war, hatte für den Bereich der Diözese "in keinem Fall Verdachtsmomente für eine Unvollständigkeit der Akten oder eine Veränderung ihres Inhalts" gefunden.

    Das Bistum Augsburg kündigte dennoch auf Anfrage unserer Redaktion an, es werde künftig "eine noch eindeutigere" Führung seiner Personalakten gewährleisten. "Mithilfe einer externen Beratung sollen die letzten Lücken der Aktenführung geschlossen werden."

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