Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Steuerhinterziehung: Automobil-Journalist auf Abwegen

Augsburg

Steuerhinterziehung: Automobil-Journalist auf Abwegen

    • |
    Steuerhinterziehung: Automobil-Journalist auf Abwegen
    Steuerhinterziehung: Automobil-Journalist auf Abwegen Foto: Matthias Hinkel (dpa)

    Von der Automobilbranche werden Journalisten mit flotter Schreibe geschätzt. Wie die von dem Mann, der jetzt vor Gericht stand. Schon in jungen Jahren hat der heute 66-Jährige für Tageszeitungen, den Stern oder für einschlägige Magazine Artikel über die Automobil-Szene verfasst. Später hat er die Seiten gewechselt. Die Autokonzerne BMW und Ford holten den bekennenden „High-Technik-Fanatiker“, der sich auch heute noch stolz im Internet am Steuer eines Helikopters über Los Angeles präsentiert, ins Boot. Für sie entwickelte er Kundenmagazine.

    Journalist hinterzieht 750.000 Euro Steuern

    Eine Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts hat den Mann jetzt wegen 750 000 Euro, die der Journalist mit zwei ausländischen Kapitalgesellschaften am Finanzamt vorbei hinterzogen hat, zu zwei Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte habe sich einer „erschwerten Form der Steuerhinterziehung“ schuldig gemacht, heißt es im Urteil.

    Es fiel nach zweimonatiger Verhandlung. Die Frage, ob die Strafe noch zur Bewährung ausgesetzt werden könne, sei in dem fünfköpfigen Richtergremium kontrovers diskutiert worden, bekannte der Vorsitzende Wolfgang Natale. Am Ende entschied sich das Gericht dafür. Zudem muss der 66-Jährige 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

    Zusätzlich eine Geldbuße zu verhängen, hätte auch keinen Sinn gemacht. „Die Haft hat meinen Mandanten wirtschaftlich ruiniert“, sagte Franz Bielefeld, sein Münchner Verteidiger. Das Finanzamt hat die Lebensversicherung gepfändet.

    Urlaube der gesamten Familie geschäftlich abgerechnet

    Überdies bekommt der Journalist keine Aufträge mehr, seit es sich in seiner Branche herumgesprochen hat, dass er im Juli 2011 verhaftet worden war, dann einige Monate in Untersuchungshaft saß. „Ich habe falsche Rechnungen ausgestellt und bedauere das zutiefst“, gab sich der Angeklagte im Prozess nach anfänglichem Schweigen zerknirscht. So hatte er geschäftlich abgerechnet, dass sein Sohn mit Freunden in die USA flog; ebenso eine 16-tägige China-Reise, die seine Frau mit der Tochter unternommen hatte.

    Mit dem Strafmaß blieb das Gericht deutlich unter der Forderung des Staatsanwalts. Dieser hatte dem Journalisten erhebliche kriminelle Energie bescheinigt und für ihn eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten Gefängnis gefordert. Anders als vom Ankläger gefordert, verzichtete das Gericht darauf, den Journalisten wegen Fluchtgefahr im Gerichtssaal verhaften zu lassen.

    Journalist nutzte internationale Rechtslücken

    Dass in England und in den USA Gewinne von Kapitalgesellschaften deutlich niedriger versteuert werden, hat der Angeklagte trickreich für seine Zwecke zu nutzen gewusst. Mit einem Kollegen gründete er eine „Premiumcom Ltd“, stellte einen Treuhänder ein, und gründete anschließend noch eine deutsche Tochtergesellschaft mit Münchner Adresse. Hier arbeiteten Peter G. und seine Mitarbeiter in einem 300 Quadratmeter großen Büro im Westend an einer deutschen und einer kanadischen Ausgabe des Mercedesmagazins. Ein USA-Magazin sollte folgen. An das Münchner Büro flossen die Daimler-Gelder für die geleistete Arbeit. Doch die Beträge wanderten anschließend auf Konten in

    Dagegen sagten mehrere Daimler-Manager aus. Sie hatten bei  dem Mann nicht nachgefragt, warum auf seiner angegebenen Rechnungsanschrift statt der vertrauten GmbH ein britisches „Ltd“ stand.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden