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Augsburg/Rom: Der Fall Mixa und der Papst

Augsburg/Rom

Der Fall Mixa und der Papst

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    Alois Glück sieht Kirche in «tiefgehender Krise»
    Alois Glück sieht Kirche in «tiefgehender Krise» Foto: DPA

    Der Abgang des Augsburger Bischofs Walter Mixa passt bestens zu den Losungen, die der Papst in der Krise um Missbrauchsfälle ausgegeben hat - null Toleranz, Offenheit und der Versuch eines Neuanfangs. Das Rücktrittsgesuch aus Schwaben, mit dem Mixa noch mehr Schaden von der Kirche abwenden will, bringt Benedikt XVI. jetzt dennoch in eine Zwickmühle.

    Denn sicherlich würde der deutsche Papst in Sorge um seine Kirche gern rasch entscheiden - und so ein Zeichen des Handelns setzen. Das Gesuch muss andererseits zuerst gründlich geprüft werden, und das kann Wochen dauern. Die Annahme des Rücktritts ist dann auch zu begründen. Ein Bischof ist kein Politiker und erst dann seines Amtes entbunden, wenn der Papst gesprochen hat.

    Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hofft auf eine schnelle Weichenstellung aus Rom, um dem Bistum Augsburg den erforderlichen Neustart zu bringen. Doch der Papst ist das Kirchenoberhaupt von weit mehr als einer Milliarde Katholiken und Rücktrittsgesuche sind nicht selten. Gerade der Missbrauchsskandal der irischen Kirche, der noch weit dramatischere Ausmaße hatte als nun in Deutschland, zeigt, wie gemächlich vatikanische Mühlen immer noch mahlen: Am Tag, als Mixas Gesuch Schlagzeilen machte, nahm Benedikt gerade den Rücktritt des irischen Bischofs James Moriarty an - das Gesuch war Ende 2009 gestellt worden. Einen Tag später akzeptiert er den Rücktritt eines belgischen Bischofs. Auch dieser war in einen Skandal verstrickt.

    "Es ist die katholische Kirche, die jetzt in ihrem Inneren saubermacht, die sich reinigt und um Vergebung bittet", so stellt der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper einen Zusammenhang zwischen den sich mehreren Rücktrittsgesuchen und der Politik des Papstes her. Am Donnerstag war der Schwabe Kasper, der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, zur Privataudienz bei dem aus Bayern stammenden Pontifex. Tags darauf zitiert die römische "La Repubblica" den 77-jährigen Kasper: "Das ist die vom Heiligen Vater angekündigte "Null Toleranz". Es beweist, dass die Kirche entschlossen ist, ein so schlimmes Übel zu bekämpfen, nicht nur mit Worten, sondern mit Fakten und Taten."

    Vielleicht will oder muss der 83-jährige Joseph Ratzinger, im Zuge der Missbrauchsenthüllungen selbst wiederholt direkt attackiert, aber auch den Eindruck vermeiden, bei den Deutschen handele er schneller. Weil er eben Deutscher sei. Zunächst einmal hatte Benedikt doch auch seine Landsleute enttäuscht, da er sich nicht ganz persönlich an sie wandte, als der Skandal immer höhere Wellen schlug. Dann muss nach dem Kirchenrecht auch geklärt sein, welche "schwerwiegenden" oder "gerechten" Gründe es nahelegen, einen Bischof abtreten zu lassen.

    Ein Bischof kann sehr krank oder in der Diözese überfordert sein. Oder er hat die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht und mag nicht mehr. Benedikt hat dabei in jedem Fall das letzte Wort. dpa

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